Donnerstag, 10. Juli 2014

Fünfter Sonntag nach Pfingsten - Predigt vom Hl. Thomas von Aquin

Zweite Rede 

Sitzend lehrte er vom Schiffe aus das Volk Luk. 5,3. (gewöhnlich aucf den 4. Sonntag)

Im moraliscchen Sinne versfteht man unter dem Schiffedie Heiligkeit des Lebens, worauf der sitzen muß welcher Andere belehren will. Man versteht aber unter dem Schiffe die Heiligkeit des Lebens in dreifacher Beziehung; zuerst in Bezug auf den Inhalt; zweitens in Bezug auf die Form, und drittens in Bezug auf das Endziel. (Siehe das Weitere im 4. Sonntage nach Epiphanie  1. Rede    2. und 3. Rede)

Dritte Rede 


Sie verließen Alles und folgten ihm nach. Luk 5, 11.


 Zur Nachfolge bedürfen wir zweierlei; zuerst daß wir uns von dem vergänglichen Gute abwenden und es verachten; zweitens daß wir uns zum unvergänglichen Gute hinwenden es lieben und ihm nachfolgen. Das erste sagen die Worte: Sie verließen Alles; das zweite diese: Und sie folgten ihm nach.
 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß wir vier Dinge verlassen müssen, wenn wir Christus nachfolgen wollen. Zuerst das Weltliche, indem wir es verachten, wie Christus sagt (Luc. 14.): Wenn Jemand nicht Allem entsagt, was er besitzt, so ist er meiner nicht werth. Zweitens müssen wir die Eltern und Verwandten um Gottes willen verlassen. So spricht Christus (Matth. 10.):  Wenn Jemand mir nachfolgen will und nicht seinen Vater und seine Mutter haßt, ist meiner nicht werth. Drittens den Leib indem wir ihn abtödten; viertens den eigenen Willen, indem wir ihn verleugnen. Darum spricht Christus (Luc. 9.): Wenn Jemand mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
 In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß wir in vier Stücken Christo nachahmen müssen. Zuerst in der Demuth, wie Christus selbst sagt (Matth. 11.): Lernet von mir; denn ich bin sanftmüthig und sanftmüthig vom Herzen. Zweitens in der Barmherzigkeit. Wiederum sagt Christus (Luc. 6.): Seid barmherzig wie auch euer Vater barmherzig ist. Drittens in der Liebe; darum sagt Christus (Joh. 15.): Dieß ist mein Gebot, daß ihr einander liebet wie ich euch geliebt habe. Viertens in den harten Trübsalen. Der Apostel Petrus (1. Br. 2.) sagt: Christus hat für uns gelitten, um uns ein Beispiel zu hinterlassen wie wir seinen Fußstapfen nachfolgen sollen.
 Dieß sind die zwei geraden Wege auf denen der Mensch dem Himmelreiche zueilt. Das Buch der Weisheit (10.) sagt: Gott führte den Gerechien auf geraden Wegen und zeigte ihm das Reich Gottes.


1. Rede

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