Donnerstag, 3. Oktober 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Fünfter Sonntag nach Epiphanie


Fünfter Sonntag nach Epiphanie 


 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 Erste Rede


 Habet inniges Mitleid als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte. Coloss. 3, 12.

 Der Apostel befiehlt hier drei Stücke; zuerst sagt er, daß wir uns anziehen sollen; zweitens gibt er den Grund an, warum wir uns anziehen sollen; drittens zeigt er, was wir anziehen sollen. Darum spricht er: Ziehet an, als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte, herzliches Erbarmen. (Warum wir uns bekleiden sollen, steht am ersten Sonntage im Advent)
 "Thuet Alles im Namen Jesu," spricht der Apostel (Col. 3.). In Bezug auf den Namen Gottes ist zu bemerken, daß man in seinem Namen wandeln, beten, sprechen, arbeiten und hoffen muß. Vom ersten spricht die Schrift (Ps. 19.): "Wir aber werden im Namen des Herrn unseres Gottes anrufen." Vom zweiten (Joh. 16.): "Wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bittet, so wird er es euch geben." Vom dritten und vierten (Col. 3.) "Allem was ihr thuet, sei es im Worte, sei es im Werke, Alles thuet im Namen unseres Herrn Jesu Christi." Vom fünften (Ps. 39.): "Selig der Mann, dessen Hoffnung der Name des Herrn ist."


 Zuerst ist zu bemerken, daß man seinen Namen im Herzen bewahren, im Munde festhalten, äußerlich hören, in der Hand tragen, und auf die Stirne schreiben muß. Im Herzen muß man ihn bewahren, weil er die Freude, im Munde, weil er der Jubel, im Worte, weil er das Lied, in der Hand weil er die Kraft, auf der Stirne, weil er die Ehre ist.

 Ueberdieß ist zu bemerken, daß der Name Gottes eine vielfache Kraft hat; hier beachte eine achtfache. Zuerst, weil in ihm Alles geschaffen wurde, zweitens weil in ihm die Dämonen vertrieben werden, drittens weil in ihm alle Krankheiten geheilt werden, viertens weil in ihm die Sünder gerechtfertigt werden, fünftens, weil in ihm die Betrübten sich freuen, sechstens weil in ihm die Versuchten Stärke empfangen, siebentens weil in ihm den Gerechten die Gnade vermehrt wird, achtens weil in ihm alle Berufenen erlöst werden.

 Zugleich ist zu bemerken, daß dieser Name die vernünftige Seite der Seele erleuchtet, die bewegende stärkt und die sehnende erfreut. Diesen Namen müssen die Unterirdischen fürchten, die auf der Erde anbeten, die im Himmel loben; die unter der Erde, weil sie dessen beraubt sind; die auf der Erde, weil sie in ihm erlöst sind; die im Himmel, weil sie in ihm erhöht sind.

Zweite Rede
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