Dienstag, 9. Mai 2017

18. Sonntag nach Pfingsten - hl. Chrysostomus aus dem Brevier

Lesung 7-9
Matth. 9, 1-8
Auslegung des hl. Johannes Chrysostomus
Die heutige Auslegung des Evangeliums zeigt, daß Christus in dem, was er als Mensch tat, auch als Gott geheimnisvoll wirkte und neben seinen siochtbaren Handlungen auch etwas Unsichtbares tat. Er stieg in ein Schifflein, heißt es, fuhr hinüber und kam in seine Stadt. War er nicht der, der die Wogen teilte und den Grund des Meeres bloslegte, sodaß das Volk Israel zwischen den Wassermauern wie durch ein tiefes Tal trockenen Fußes hindurchziehen konnte? War er nicht der, der die Meeresfluten unter die Füsse des Petrus beugte, sodaß der Weg über die Wasser für menschliche Füsse gangbar wurde so wie über festen Boden? Warum verzichtete er aber jetzt auf den Dienst des Meeres und läßt sich um Geld die kurze Strecke über den See fahren? Er stieg in ein Schifflein, heißt es, und fuhr hinüber. Doch was wundern wir uns, meine Brüder? Christus ist ja gekommen, um unsere Schwachheiten auf sich zu nehmen und seine Kräfte uns mitzuteilen, um die Menshcen zu suchen und Göttliches ihnen zu geben, um Beleidigungen zu ertragen und Belohnungen zu verteilen, um Schmerzliches zu tragen und Heilung zu gewähren. Denn ein Arzt, der keine Krankheiten durchmacht, kann auch keine Krankheit heilen; wer mit dem Kranken nicht krank wird, kann dem Kranken auch keine Gesundheit bringen. Wenn aber Christus nur in seiner Macht aufgetreten wäre, würde er mit den Menschen nichts gemein haben; wenn er sich nicht an die Ordnung des Fleisches gehalten hätte, hääte die Annahme des Leibes keinen Wert. Er stieg in ein Schifflein, heißt es, fuhr hinüber und kam in seine Stadt. Der Herr und Schöpfer des Weltenalls schloß sich unseretwegen in die enge Hülle unseres Leibes ein, hatte eine irdische Heimat, wurde Bürger einer jüdischen Stadt, hatte Eltern, obwohl er allen Eltern das Leben gegeben. Durch sein Wohlwollen wollte er alle einladen, durch seine Liebe an sich ziehen, durch seine Hingebung an sich fesseln, durch seine Güte anlocken alle, die durch Herrschsucht vertrieben, durch Furcht auseinandergejagt, durch Machtgewalt heimatlos geworden waren.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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