Dienstag, 11. April 2017

Hl. Raymund Nonnatus - Vita aus dem Brevier

31. August
Lesung 4-6
Raymund, Nonnatus, der Ungeborene genannt, weil er gegen den gewöhnlichen Lauf der Dinge nach dem Tode seiner Mutter bei der Öffnung ihres Leibes ans Tageslicht kam, stammte von frommen, vornehmen Eltern zu Postello in Katalonien. Schon als Kind ließ er die Anzeichen seiner späteren Heiligkeit erkennen. Denn er verabscheute kindliche Vergnügungen und die Lockungen der Welt und gab sich so sehr den Übungen der Frömmigkeit hin, daß alle in dem Knaben die Tugend eines Erwachsenen bewunderten. Als er größer wurde, widmete er sich dem Studium. Doch bald mußte er auf Wunsch seines Vaters aufs Land ziehen. Häufig ging er nun zur Kapelle des heiligen Nikolaus, die in der Nähe von Postello lag, um das heilige Bild der Gottesmutter zu besuchen, das auch heute noch von den Gläubigen dort hochverehrt wird. Hier überließ er sich ganz dem Gebete und bat die Gottesmutter inständig, ihn als ihr Kind anzunehmen und ihn den Weg des Heiles und die Wissenschaft der Heiligen zu lehren. Die gütigste Jungfrau erhörte sein Gebet. Sie ließ ihn wissen, es sei ihr sehr angenehm, wenn er in den Orden von der Gnade, d. h. von der Liebe zum Loskauf der Gefangenen eintrete, der kurz vorher erst auf ihre Veranlassung hin gegründet worden war. Sobald er diesen Ruf vernahm, ging er sogleich nach Barcelona und trat in diesen Orden ein, der ein so ausgezeichnetes Werk der Nächstenliebe üben wollte. Nachdem er also in den Ordensstand aufgenommen war, bewahrte er stets die Jungfräulichkeit, die er früher schon der heiligen Jungfrau gelobt hatte, und tat sich auch in allen übrigen Tugenden hervor, vor allem in der Liebe zu den Christen, die in der Gewalt der Heiden ein elendes Leben als Gefangene führten. Um diese loszukaufen, wurde er nach Afrika geschickt; nachdem er schon viele aus der Knechtschaft befreit hatte und ihm das Geld ausgegangen war, gab er sich selbst als Pfand, um anderen die Hilfe nicht versagen zu müssen, die ebenso in großer Gefahr waren, den Glauben zu verleugnen. Durch sein glühendes Verlangen nach dem Heil der Seelen konnte er durch seine Predigten mehrere Mohammedaner zu Christus bekehren; darum wurde er von den Barbaren in einen engen Kerker geworfen und auf mannigfache Weise gequält. Man durchstach ihm die Lippen und hing ihm ein Eisenschloß daran; so mußte er ein langes, grausames Martyrium erdulden. Wegen dieser und anderer mutiger Taten verbreitete sich weit und breit der Ruf seiner Heiligkeit. Gregor IX. nahm daher Raymund in das hohe Kardinalskollegium der römischen Kirche auf. Der Mann Gottes verabscheute auch in dieser hohen Stellung allen äußeren Prunk und hielt stets zäh an der klösterlichen Einfachheit fest. Auf dem Wege nach Rom, als er eben nach Cardona gekommen war, befiel ihn eine tödliche Krankheit; flehentlich bat er, mit den Sakramenten der Kirche versehen zu werden. Als seine Krankheit immer schlimmer wurde und der Priester zu lange ausblieb, wurde er von Engeln, die in Gestalt von Brüdern seines Ordens erschienen, mit der heiligen Wegzehrung gestärkt. Nachdem er diese empfangen und Gott Dank gesagt hatte, ging er am letzten Sonntag im August im Jahre 1240 zum Herrn ein. Über den Ort seines Begräbnisses kam es zum Streit. Da legte man seinen Leichnam in einen Sarg und lud ihn einem blinden Maulesel auf; dieser trug ihn unter Gottes Führung zur Kapelle des heiligen Nikolaus; dort sollte er also bestattet werden, wo er den Grund zu seinem heiligen Leben gelegt hatte. Hier wurde nun ein Kloster seines Ordens erbaut, und hier wird er von den Scharen der Gläubigen, die aus ganz Katalonien dorthin wallfahrten, hochverehrt und glänzt durch mannigfache Wunder und Zeichen.

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