21. August
Lesung 4-6
Johanna Franziska Fremiot von Chantal wurde zu Dijon in Burgund von sehr
vornehmen Eltern geboren; schon von frühester Jugend an gab sie
deutliche Beweise ihrer hervorragenden Heiligkeit. Als sie kaum 5 Jahre
alt war, trieb sie, so wird berichtet, einen vornehmen Kalvinisten durch
eine gediegene, ihr Alter übersteigende Beweisführung in die Enge und
warf das Geschenk, das dieser ihr gab, sogleich ins Feuer, mit den
Worten: Schau, so müssen die Irrlehrer in der Hölle brennen, die den
Worten Christi keinen Glauben schenken. Nachdem sie ihre Mutter
verloren, vertraute sie sich dem Schutze der jungfräulichen Gottesmutter
an; eine Dienerin, die sie zur Liebe der Welt verlocken wollte, jagte
sie fort. In ihrem Benehmen zeigte sich nichts kindisches; sie hatte
einen Abscheu vor den Freuden der Welt, sehnte sich nach dem Martyrium
und widmete sich mit großem Eifer den Übungen des Glaubens und der
Frömmigkeit. Ihr Vater gab sie dem Baron von Chantal zur zur Gattin;
auch da war sie bestrebt, alle Tugenden zu üben und suchte ihre Kinder,
ihre Diener und sonstigen Untergebenen im christlichen Glauben und den
guten Sitten zu unterrichten. Mit grenzenloser Freigiebigkeit suchte sie
die Not der Armen zu lindern, und nicht selten wurden ihr durch Gottes
Allmacht die Vorräte vermehrt. Darum machte sie auch das Gelübde, keinem
eine Gabe abzuschlagen, der sie im Namen Christi darum bitten würde. Als ihr Gemahl auf der Jagd umgekommen war, beschloß sie, ein
vollkommeneres Leben zu führen, und legte das Gelübde der Enthaltsamkeit
ab. Den Tod ihres Gemahls nahm sie nicht nur ruhig hin, sie überwand
sich auch selbst und wollte zum sichtbaren Zeichen, daß sie ihm
verziehen, das Kind des Mörders aus der Taufe heben. Sie war mit einer
kleinen Dienerschaft, mit kärglicher Nahrung und mit einfachen Kleidern
zufrieden; ihre kostbaren Gewänder verwandte sie zu frommen Zwecken. Was
ihr neben den häuslichen Sorgen an Zeit übrig blieb, widmete sie dem
Gebet, frommer Lesung und der Arbeit. Niemals ließ sie sich dazu
bewegen, eine zweite Ehe einzugehen, auch wenn sie vorteilhaft und
ehrenvoll gewesen wäre. Um auch für die Zukunft nie ihrem Vorsatz, die
Keuschheit zu bewahren, untreu zu werden, erneuerte sie ihr
diesbezügliches Gelübde und brannte sich mit einem glühenden Eisen den
heiligsten Namen Jesu in die Brust ein. Von Tag zu Tag glühte sie immer
mehr in heiliger Liebe; sie ließ sich die Armen, Verlassenen, Kranken
und mit den widerlichsten Krankheiten Behafteten bringen, nahm sie nicht
nur gastfreundlich auf, tröstete und pflegte sie, sondern reinigte
selbst ihre schmutzigen Kleider, besserte die zerrissenen aus und
scheute sich nicht, ihre Lippen auf ihre Wunde zu drücken, auch wenn
übelriechender Eiter herausfloß. Vom heiligen Franz von Sales, ihrem Seelenführer, wurde sie über den
Willen Gottes belehrt und verließ nun, ohne sich von ihrem festen
Entschluß abbringen zu lassen, ihren Vater, ihren Schwiegervater und
selbst ihren Sohn; als dieser sich ihr in den Weg legen wollte, schritt
sie ohne Zögern über ihn hinweg; sie verließ ihr Haus und gründete die
fromme Genossenschaft von der Heimsuchung Mariens. Mit größter
Genauigkeit beobachtete sie die Regeln dieser Genossenschaft. Die Armut
liebte sie so sehr, daß sie hohe Freude hatte, wenn ihr selbst das
Notwendigste fehlte. Sie wurde das vollkommenste Vorbild in der
christlichen Demut, im Gehorsam und in allen Tugenden. Da sie in ihrem
innern Leben immer höher steigen wollte, verpflichtete sie sich durch
ein strenges Gelübde, stets das zu tun, was sie als das vollkommenste
erkenne. Die Genossenschaft von der Heimsuchung breitete sich besonders
auf ihre Bemühungen hin weit und breit aus; durch ihr Wort, ihr Beispiel
und auch durch Schriften voll göttlicher Weisheit suchte sie die
Schwestern zur Frömmigkeit und Liebe anzueifern. Schließlich ging sie,
nach Empfang der heiligen Sakramente am 13. Dezember 1641 zu Moulins zum
Herrn ein. Der heilige Vinzenz von Paul sah in weiter Ferne, wie ihre
Seele in Begleitung des heiligen Franz von Sales, der ihr entgegenkam,
zum Himmel aufstieg. Ihr Leib wurde später nach Annecy übertragen. Da
sie vor und nach ihrem Tode durch Wunder verherrlicht wurde, nahm
Benedikt XIV. sie in das Verzeichnis der Seligen, Papst Clemens XIII. in
das Verzeichnis der Heiligen auf. Papst Clemens XIV. verordnete jedoch,
daß ihr Fest am 21. August von der ganzen Kirche begangen werden soll.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen