Mittwoch, 19. April 2017

11. Sonntag nach Pfingsten - Hl. Hieronymus aus dem Brevier

Lesung 4-6
Aus der Erklärung des hl. Priesters Hieronymus zum Propheten Isaias

Damit Ezechias nach so unglaublichem Glück und nach einem solchen Erfolge, der ihn von der drohenden Gefangennahme rettete, sich nicht überhebe, wurde er durch eine körperliche Krankheit heimgesucht; und er hörte, daß er sterben müsse. Da wandte er sich an den Herrn und erreichte eine Änderung des gättlichen Ratschlusses. Dasselbe lesen wir auch beim Propheten Jonas und bei dem Strafgerichte Davids. Da hieß es auch, es solle etwas kommen, in wirklichkeit trat es aber nicht ein, nicht etwa, weil Gott seinen Ratschluss änderte, sondern weil er von Anfang an nur die Menschen veranlassen wollte, wieder mehr an ihn zu denken. Denn der Herr will keinem etwas schlimmes antun. Ezechias wandte nun sein angesicht der Wand zu, weil er nicht in den Tempel gehen konnte, und zwar zur Wand des Tempels - Salomon hatte ja den Palast unmittelbar neben dem Tempel errichtet - oder auch einfach hin zur Wand, um vor den Anwesenden seine Tränen zu verbergen. Obwohl er wusste, daß er sterben müsse, bat er nicht um Leben und viele Jahre, sondern stellte dem Urteil Gottes anheim, was er ihm geben wolle; er wußte ja auch, daß Salomon deshalb vor Gott Wohlgefallen gefunden hatte, weil er nicht um Lebensjahre gebeten hatte; nein, in dem augenblicke, da er zum Herrn gehen sollte, zählte er seine Werke auf, wie er vor dem Herrn in Wahrheit und mit ungeteiltem Herzen gewandelt war. Was für ein seliges Gefühl, wenn man sich in Zeiten der Not an seine guten Werke erinnern kann! Ja, selig sind, die ein reines Herz haben; sie werden Gott anschauen. Warum heißt es aber anderswo: Wer darf sich rühmen, ein reines Herz zu haben? Das erklärt sich so: Ezechias durfte sich der Lauterkeit seines Herzens rühmen, weil er die Gützenbilder zertrümmert, die Pforten des Tempels geöffnet, die eherne Schlange zerschlagen und noch manches andere getan hatte, wie es die Schrift erzählt. Er weinte bitterlich wegen der Verheißung, die der Herr David gegeben hatte; er wußte wenn er jetzt sterben müsse, werde sie unerfüllt bleiben. Damals nämlich hatte Ezechias noch keine Kinder; nach seinem Tode wurde Manasses König in Judäa; dieser war damals erst 12 Jahre alt. Folglich wurde er erst 3 Jahre, nachdem Ezechias das Leben wiedergeschenkt worden, geboren. Seine ganze Trauer rührte also daher, weil er keine Hoffnung mehr hatte, daß Christus aus seinem Geschlechte hervorgehen werde. andere behaupten, selbst heilige Männer hätten Angst vor dem Tode, weil der Ausgang des Gerichts so ungewiss sei, und weil sie den Urteilsspruch Gottes nicht kännten, welcher Platz ihnen zuteil werde.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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