Montag, 20. März 2017

Oktavtag des Herz-Jesu-Festes - Hl. Bernhard aus dem Brevier

Lesung 4-6

Predigt des hl. Abtes Bernhard

In der Tat, wo finden Schwache eine sichere, dauerhafte Geborgenheit und Ruhe als in den Wunden des Erlösers? Dort wohne ich um so geborgener, je größer seine Macht ist, mir zu helfen. Mag die Welt drohen, mag mein Leib mir zur Last werden, mag der Teufel mir auflauern, ich sinke nicht; denn ich bin fest gegründet auf sicherem Felsengrund. Mögen meine Sünden auch groß sein, mag mein Gewissen auch sich ängstigen, ich verliere die Fassung nicht; denn ich denke an die wunden des Herrn. Er wurde ja verwundet um unserer Missetaten willen. Welche Krankheit ist so sicher tödlich, daß sie nicht durch den Tod Christi gemildert werden könnte? Wenn ich also an dieses kräftige, wirksame Heilmittel denke, dann kann keine schmerzliche Krankheit mehr mir ein Schrecken sein. Ich schöpfe also, was mir mangelt, vertrauensvoll aus der Brust des Herrn; darin ist Barmherzigkeit in Überfülle; es fehlen auch nicht die Öffnungen, durch die sie herausströmen kann. Sie haben seine Hände und Füsse durchbohrt und seine Seite mit einer Lanze geöffnet; an diesen Spalten kann ich Honig trinken aus einem Felsen, Öl aus hartem Stein. Das heißt, kosten und sehen, wie gut der Herr ist. Er hatte Gedanken des Friedens, und ich wußte es nicht. Wer kennt auch den sinn des Herrn? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Der Nagel jedoch, der so tief hineindrang, der wurde für mich zum Schlüssel, der mir eine Öffnung auftat, daß ich den Ratschluß kennen kann. Was schaue ich nun durch diese Öffnung? Der Nagel verkündet es laut, die Wunde verkündet es: In christus wohnt tatsächlich die Gottheit, um die Welt wieder zu versöhnen. Der Speer durchbohrte ihn und drang bis zu seinem Herzen; nun weiß ich mitzufühlen mit meinen Schwächen. Offen steht nun das geheimnisvolle Herz durch die Öffnung in seinem Körper; offen steht das Heiligtum seiner großen Güte; offen liegt vor uns das innigste Erbarmen unseres Gottes, mit dem uns aufgesucht hat der Aufgang aus der Höhe. Warum soll sein Innerstes nicht sichtbar sein durch die Wunden? Wie hätte es sich denn deutlicher zeigen können, als durch Deine Wunden, daß Du, o Herr, gut und mild und voll Erbarmen bist? Denn größeres Erbarmen hat niemand, als wenn er sein Leben dahin gibt für die, die dem Tod verfallen und verurteilt sind. Ein Segen für mich ist also die Barmherzigkeit des Herrn. Dieser Segen verläßt mich nicht, solange ihn die Barmherzigkeit nicht verläßt. Und wenn die Barmherzigkeit des Herrn von Ewigkeit ist und in alle Ewigkeit währt, dann will auch ich sie in alle Ewigkeit besingen.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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