Dienstag, 28. März 2017

Mittwoch nach dem 4. Fastensonntag - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Auslegung des hl. Bischofs Augustin - Joh. 9,1-38

Was unser Herr Jesus Christus Staunenserregendes und Wundervolles getan hat, das sind Werke und Worte zugleich. Werke, weil sie wirklich geschehen sind; Worte weil sie Zeichen sind. Wenn wir nun überlegen, was diese Tat bedeutet, so ist dieser Blinde das Menschengeschlecht. Diese Blindheit kam über den ersten Menschen, als er sündigte, und von ihm haben wir nicht allein den Tod, sondern auch die Sünde geerbt. Denn wenn der Unglaube Blindheit und der Glaube Erleuchtung ist, wen hat da Christus, als er erschien gläubig gefunden? Sagt doch selbst der aus dem Volke der Propheten stammende Apostel: Wir waren  einst von Natur aus Kinder des Zornes, dann auch Kinder der Rache, Kinder der Strafe, Kinder der Hölle; wie anders von Natur aus, als weil durch die Sünde des ersten Menschen die Sündhaftigkeit gleichsam zur Natur geworden ist? Wenn aber die Sündhaftigkeit gleichsam zur Natur geworden ist, dann ist dem Geiste nach jeder Mensch ein Blindgeborener. Es kam der Herr, was tat er? Ein großes Geheimnis deutete er an. Er spie auf die Erde und bereitete einen Brei aus Speichel; denn das Wort ist Fleisch geworden: und er bestrich damit die Augen des Blinden. Er war nun gesalbt, sah aber noch nicht. Er schickte ihn zum Teiche Silve. Es lag dem Evangelisten daran, uns den Namen des Teiches zu erklären; er sagt darum: Er heißt verdolmetscht: Der Gesandte. Ihr wisst schon, wer der Gesandte ist. Wäre dieser nicht gesandt worden, so wäre keiner von uns aus der Sünde gerettet worden. Der Blinde wusch also in diesem Teiche, welcher der Gesandte heißt, seine Augen. Er wurde so in Christus getauft. Wenn nun der Herr ihn damals, als er ihn gleichsam in sich selbst taufte, sehend machte, so hat er ihn vielleicht zu einem Taufkandidaten gemacht, als er ihn salbte. Ihr habt nun das große Geheimnis vernommen. Frage einen Menschen: Bist du ein Christ? So antwortet er dir: Ich bin es nicht. Bist du dann ein Heide oder ein Jude? Wenn er nun erwidert: Nein, und du frägst ihn weiter: Bist du ein Taufkandidat oder ein Gläubiger? Erwidert er dir: Ich bin ein Taufkandidat, so ist er nur gesalbt, noch nicht abgewaschen. aber womit gesalbt? Frage ihn, er wird es dir sagen. Frage ihn an wen er glaubt. Eben weil er Taufkandidat ist, sagt er: An Christus. Seht nun rede ich zu Gläubigen und Taufkandidaten. Was habe ich vom Speichel und vom Brei gesagt? Daß das Wort Fleisch geworden ist. Das hören auch die Taufkandidaten, aber das genügt ihnen nicht, um das zu sein, wozu sie gesalbt wurden. Sie mögen zur Taufe eilen, wenn sie das Licht suchen.
aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937 Mittwoch nach dem 4. Fastensonntag

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