12. Juli
Lesung 4-6
Johannes Gualbertus stammte aus einer vornehmen Familie zu Florenz.
Aus Gehorsam gegen seinen Vater ging er zum Militär. Da wurde sein
einziger Bruder Hugo von einem Verwandten ermordet. Am heiligen
Karfreitag begegnete Johannes diesem, wie er ohne Gefährten und ohne
Waffen war, indes er selber wohl bewaffnet und von Soldaten begleitet
war, an einer Stelle, wo sie einander nicht ausweichen konnten. Aus
Verehrung zum heiligen Kreuz, das der Mörder, angesichts des Todes um
Gnade flehend, mit seinen Armen machte, schenkte er ihm gnädig das
Leben. Er nahm den Feind als Bruder an; dann ging er in die nahe
gelegene Kirche des heiligen Minias, um zu beten. Dort sah er, wie das
Bild des Gekreuzigten, vor dem er betete, ihm das Haupt zuneigte. Auf
dieses wunderbare Ereignis hin beschloß Johannes, nunmehr, selbst gegen
den Willen seines Vaters, Gott allein zu dienen. Er schnitt sich selbst
mit eigenen Händen dort die Haare ab und zog das Ordensgewand an. In kurzer Zeit glänzte er so sehr durch fromme, gottgefällige
Tugenden, daß er für viele das Muster und Vorbild in der Vollkommenheit
wurde. Als der Abt des dortigen Klosters starb, wurde er einstimmig zum
Oberen gewählt. Doch der Diener Gottes wollte lieber Untergebener als
Oberer sein; nach dem Willen Gottes war er auch zu noch größeren Dingen
bestimmt. Darum ging er zu Romuald, der in der Einöde von Kamaldoli
lebte. Von diesem erhielt er eine himmlische Weissagung über seinen
Orden. Daraufhin gründete er bei Vallombrosa seinen Orden nach der Regel
des heiligen Benedikt. Wegen des Rufes seiner Heiligkeit strömten bald von allen Seiten sehr
viele zu ihm. Er nahm sie an als Gefährten und ging nun zusammen mit
ihnen mit großem Eifer daran, die Irrlehren und das Laster der Simonie
auszurotten und den apostolischen Glauben zu verbreiten. Deshalb mußte
er viele Mißhelligkeiten gegen sich und die Seinen erfahren. Um ihn und
seine Gefährten zu vernichten, stürmten eines Nachts seine Feinde
unvermutet das Kloster des heiligen Salvius, steckten die Kirche in
Brand, rissen die Klostergebäude nieder und verwundeten alle Mönche zu
Tode. Durch ein einziges Kreuzzeichen machte sie jedoch der Mann Gottes
sofort wieder gesund. Als dann Petrus, einer seiner Mönche, durch ein
gewaltiges, hochaufloderndes Feuer wunderbarerweise unversehrt
hindurchschritt, erlangte er endlich für sich und die Seinen die
ersehnte Ruhe. Nun konnte er in Etrurien das Laster der Simonie
ausrotten und in ganz Italien den Glauben in seiner ursprünglichen
Reinheit wiederherstellen. Er baute viele Klöster ganz neu, stattete diese und andere mit den
notwendigen Gebäulichkeiten aus, brachte ihnen die rechte Ordenszucht
und gab ihnen heilige Regeln. Um den Armen helfen zu können, verkaufte
er die heiligen Geräte. Er sah, wie selbst die Naturgewalten ihm
dienstbar waren, um Gottlose zu strafen. Um den bösen Geistern zu
gebieten, gebrauchte er das Kreuz wie ein Schwert. Schließlich wurde er
doch durch seine Abtötungen, sein Wachen, Fasten und Beten, die
Kasteiungen seines Leibes und durch das Alter aufgerieben. Während er
von schwerer Krankheit heimgesucht war, wiederholte er häufig die Worte
Davids: Es dürstet meine Seele nach dem starken und lebendigen Gott;
wann darf ich kommen und erscheinen vor dem Angesicht Gottes? Dem Tode nahe, rief er seine Jünger zusammen und ermahnte sie zur
brüderlichen Eintracht. In sein kleines Brevier, mit dem er beerdigt
werden wollte, ließ er folgende Worte schreiben: Ich, Johannes, halte
fest und bekenne den Glauben, den die heiligen Apostel gepredigt und die
heiligen Väter in vier Kirchenversammlungen bestätigt haben. Nachdem er
noch drei Tage lang des Dienstes der Engel gewürdigt worden war, ging
er schließlich am 12. Juli im Jahre des Herrn 1073 im 78. Lebensjahre zu
Passignano zum Herrn ein. Dort wird er auch hochverehrt. Da er durch
zahllose Wunder verherrlicht wurde, nahm ihn Cölestin III. in die Zahl
der Heiligen auf.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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