Freitag, 3. März 2017

Freitag nach der Oktav der Himmelfahrt des Herrn - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 4-9

Aus der Predigt des hl. Bischofs Augustinus

Geliebteste! Wenn unser Heiland nicht in unserem Fleische den Teufel überwunden hat, dann war sein Kampf ein bloßes Spiel, kein Sieg zu unserem Heile. Wenn er nicht mit unserem Leibe auferstanden ist, dann hat er unserer Natur durch seine Auferstehung nichts genützt. Wer das behauptet, versteht nicht den Sinn der Menschwerdung, der bringt Verwirrung in die Heilsordnung und nimmt ihr allen Wert. Wenn er nicht in unserem Fleische die Erlösung vollbrachte, dann hat er vom Menschen nur die niedrige Geburt sich erwählt. Doch ferne sei von uns eine solche gefährliche Meinung! Von uns ist, was er hingegeben, von ihm was er uns geschenkt hat. Mein Leib war es, so gestehe ich, der ins Grab sank, damit auch mir die Auferstehung zuteil werde. Mein Leib war es, der im Grabe lag, damit auch mir die Himmelfahrt ermöglicht werde. In dem Leibe unseres Menschentums also hat der Tod Christi und das Leben gebracht, hat seine Auferstehung uns aufgerichtet und seine Himmelfahrt uns geheiligt. In dem Leibe unserer Menschheit hat er im Himmelreich das Unterpfand für unsere einstige Aufnahme in den Himmel hinterlegt. Darum wollen wir uns bemühen, Geliebteste, daß auch wir, so wie der Herr am heutigen Tage mit unserem Leibe zu den himmlischen Höhen aufgefahren ist, mit allen Kräften unsere Hoffnung dorthin richten und ihm im Geiste folgen. Schwingen wir uns mit ihm empor im Geiste und in Wirklichkeit, selbst mit Hilfe unserer Fehler und Leidenschaften! Denn ein jeder von uns, der sich bemüht, sie zu unterdrücken, und sich gewöhnt sie niederzutreten, kann sie sozusagen als Stufenleiter benutzen, auf den er zu den seligen Höhen emporsteigt. Sie werden uns emporheben, wenn sie unter uns liegen. Wir machen uns also eine Leiter aus unseren Fehlern, wenn wir sie niedertreten. Denn mit dem Urheber des Guten kann sich das Böse nicht erheben, mit dem Sohne der Jungfrau nicht Leidenschaft und Wollust. Laster können sich nicht erheben mit dem Vater der Tugend, Sünden nicht mit dem Gerechten, Schwachheiten und Krankheiten nicht mit dem Arzte. Wenn wir daher eingehen wollen in das Reich des Arztes, müssen wir zuvor unsere Wunden heilen. Sorgen wir stets für die rechte Ordnung zwischen Leib und Seele, damit der niedere Teil, der Leib, den höheren, die Seele, nicht in den Abgrund reiße. Vielmehr soll der vornehmere Teil unserer Natur den Leib heiligen und für den Himmel gewinnen. Dazu helfe uns der, der lebt und regiert in alle Ewigkeit! Amen!

Joh. 15, 26-27  16, 1-4
Aus der Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Am Pfingstage kam der Heilige Geist auf 120 Personen herab, die im Saale versammelt waren; darunter waren auch sämtliche Apostel. Sie wurden von ihm erfüllt und redeten die Sprache aller Völker. Voll staunen über dieses Wunder bekehrten sich daraufhin viele von den Anwesenden. Sie sahen ja, wie Petrus in seiner Predigt ein großes und göttliches Zeugnis von Christus ablegte, und zeigte, daß er, der von ihnen gekreuzigt worden und den sie zu den Toten rechneten, wirklich auferstanden war und lebte. Da gingen sie in sich und erlangten Verzeihung für ihre Schuld, daß sie dieses teure Blut so gottlos und herzlos vergoßen hatten. Und sie erlangten Vergebung gerade durch das Blut, das sie vergossen hatten. Denn das Blut Christi ist in solcher Fülle zur Vergebung aller Sünden verflossen, daß es sogar die Sünde tilgen konnte, durch die es vergossen wurde. Im Hinblick darauf  sagte der Herr: Sie hassen mich ohne Ursache; und: Wenn aber der Tröster kommt, so wird er von mir Zeugnis geben. Gleichsam, als wollte er sagen: Sie haben mich gehaßt und getötet, als sie mich sahen; aber der Tröster wird ein solches Zeugnis von mir ablegen, daß er sie zum Glauben an mich führen wird, obwohl sie mich nicht sehen. Und auch ihr, fährt er fort, werdet Zeugnis geben, weil ihr von Anfang an bei mir seid. Zeugnis wird also der Heilige Geist geben, und auch ihr werdet es tun. Weil ihr von Anfang an bei mir seid könnt ihr verkündigen was ihr wißt. Jetzt könnt ihr es noch nicht tun, weil euch noch die Fülle des Heiligen Geist fehlt. Er wird von mir Zeugnis geben; und auch ihr werdet Zeugnis geben. Denn  die Liebe zu Gott wird euch Kraft geben, Zeugnis zu geben; sie wird durch den Heiligen Geist, der euch gegeben wird, in euren Herzen ausgegossen. Diese Kraft fehlte dem Petrus noch, als er, durch die Frage einer Magd eingeschüchtert, kein wahres Zeugnis ablegen konnte, sondern entgegen seinem Versprechen durch übergroße Furcht zu dreimaliger Verleumdung sich verleiten ließ. Diese Furcht ist aber in der Liebe nicht mehr zu finden; denn die vollkommene Liebe bannt alle Furcht. Vor dem Leiden des Herrn wurde seine sklavische Furcht von einer Sklavin geprüft, nach seiner Auferstehung aber seine hochherzige Liebe vom Urheber der Freiheit selbst. Deswegen geriet er auch dort in Verwirrung, hier bewahrte er eine heilige Ruhe. Dort verleugnete er den, den er geliebt hatte, hier liebte er den, den er verleugnet hatte. Aber auch hier war seine Liebe noch schwach und eng, bis der Heilige Geist sie stark und weit machte.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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