Dienstag, 7. März 2017

Freitag in der Oktav von Pfingsten - hl. Ambrosius aus dem Brevier

Lesung 1-3
Luk. 5, 17-26
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Die Heilung dieses Gichtbrüchigen ist nicht unbedeutend und unwichtig. Es wird ja sogar vom Herrn berichtet, er habe vorher gebetet, freilich nicht um holfe zu suchen, sondern um uns ein Beispiel zu geben. Ein Beispiel wollte er uns geben, das wir nachahmen können, um einen Erfolg seines Gebetes war es ihm nicht zu tun. Als aus ganz Galiläa und Judäa und von Jerusalem die Lehrer des Gesetzes zusammengekommen waren, da wirkte der Herr verschiedene Krankenheilungen; von allen diesen wird uns aber nur die des Gichtbrüchigen berichtet. Vor allem muss, wie ich früher schon gesagt habe, jeder Kranke sich Fürbitter suchen, die für ihn um Heilung flehen. Durch deren Vermittlung soll unser kranker Organismus geheilt und unsere Langsamkeit und Unsicherheit im Handeln durch das Heilswort im Himmel wieder behoben werden. Wir brauchen solche Mahner für den Geist; sie sollen den Sinn des Menschen, wenn er in folge der Schwachheit des Körpers gelähmt ist, zur Höhe emporrichten; mit ihrer Hilfe erhebt er sich leicht zu Jesus und legt sich ihm zu Füßen und wird so würdig, daß der Herr ihn anschaut. Denn der Herr sieht gerne herab auf die, die sich erniedrigen; er hat ja auch herabgesehen auf die Niedrigkeit seiner Magd. Als er nun ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben. Groß ist doch der Herr; um der Verdienste der einen willen erläßt er anderen ihre sünden; während er die einen prüft, verzeiht er anderen ihre Fehler. Warum, oh Mensch, soll dein Nächster dir nichts gelten, da bei Gott sogar ein diener für den anderen Fürbitte einlegen darf und das Recht auf Erhöhung hat? Wenn du richten willst, lerne hier, Nachsicht üben! Wenn du krank bist, lerne um hilfe zu bitten. Wenn du keine Hoffnung auf Vergebung deiner schweren Sünde mehr hast, dann suche dir Fürsprecher! Nimm die Kirche zu hilfe, auf daß sie für dich bitte! Bei ihrem Anblicke wird der Herr Gnade gewähren, die er dir verweigern könnte. wohl dürfen wir von der Wirklichkeit dieses Vorganges nicht abgehen und müssen glauben, daß dieser Gichtbrüchige tatsächlich von seiner Krankheit geheilt wurde; trotzdem darf man auch an die innere Heilung dieses Menschen denken, da ihm die Sünden erlassen wurden. Da die Juden behaupten, nur Gott allein könne sünden vergeben, so bekannten sie damit, daß er Gott war, und durch ihr eigenes Urteil verrieten sie ihre Verstocktheit; denn seine Tat erkannten sie an, seine Gottheit aber leugneten sie.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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