Donnerstag, 2. März 2017

Am Oktavtag der Himmelfahrt des Herrn - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 4-6
Predigt des hl. Bischofs Augustinus

Geliebteste! Alle Wunder, die der Herr Jesus Christus hinieden in unserer schwachen Menschennatur wirkte, sind uns zum Nutzen. Als er die menschliche Natur über die Sterne emporhob, zeigte er, daß den Gläubigen der Himmel offen steht; als er sich als Sieger über den Tod zum Himmel schwang, zeigte er den Siegern, wohin sie ihm folgen sollten. Die Himmelfahrt des Herrn war also eine Bekräftigung des katholischen Glaubens, damit wir in Zukunft gläubig dieses gnadenbringende Wunder annehmen, nachdem wir schon jetzt seine Wirkung erfahren haben. Jeder Gläubige soll, da er jetzt schon so große Gnaden verkostet hat, durch die, die er bereits erhalten hat, lernen, auch auf die verheißenen zu warten, und soll so die in Vergangeheit und Gegenwart empfangene Güte Gottes gleichsam als Bürgschaft für die Zukunft betrachten. Über die Höhen des Himmels wird also der irdische Leib emporgehoben. Die kurz zuvor noch in dem engen Grabe eingeschlossenen Gebeine werden unter die Schar der Engel eingereiht; die sterbliche Natur wird in den Schoß der Unsterblichkeit aufgenommen. Dies bezeugt der heilige Bericht der Apostelgeschichte: Als er dieses gesagt hatte, ward er vor ihren Blicken emporgehoben. Wenn du hörst: emporgehoben, so denke an die ihm dienstbaren Heerscharen. Der heutige Festtag kündet uns also die geheimnisvolle Begnadigung Gottes und des Menschen. In einer und derselben Person musst du zweierlei anerkennen: In dem, der ihn emporträgt, den allmächtigen Gott, in dem aber, der emporgetragen wird, einen wirklichen Menschen. Ganz verwerflich ist daher das Gift jener vom Morgenland gekommenen Irrlehre, die aus gottloser Neuerungssucht zu behaupten wagt, der Gottessohn und Menschensohn habe nur eine Natur. Jedesmal verfällt man einem Irrtum: Wenn man ihn für einen bloßen Menschen hält, leugnet man in ihm die Majestät des Schöpfers; bezeichnet man ihn nur als Gott, dann leugnet man die Barmherzigkeit des Erlösers. Unter diesen Umständen kann auch ein Arianer nicht leicht die Wahrheit des Evangeliums für sich in Anspruch nehmen, wo wir doch vom Sohne Gottes einmal lesen, er sei dem Vater gleich, das andere mal, er sei kleiner als dem Vater. Wer nämlich in verderblicher Verblendung glaubt, unser Erlöser besitze nur eine Natur, der muß folgerichtig sagen, entweder es sei nur ein Mensch oder nur Gott gekreuzigt worden. Aber es ist nicht so. Denn wenn er nur Gott wäre, hätte er den Tod nicht erleiden, wenn er nur Mensch, ihn nicht besiegen können.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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