Sonntag, 19. März 2017

6. Tag in der Oktav des Herz-Jesu-Festes - Papst Pius XI. aus dm Brevier

Lesung 4-6

Aus dem Rundschreiben des Papstes Pius XI.

Wie können denn solche Sühneakte Christus, den himmlischen König, in seiner Seligkeit noch trösten? Da antworten wir mit dem Worte des hl. augustinus, das gut hier her passt: Denk dir einen, der Liebe hat; der versteht was ich sage. Denn wenn einer, der Gott von Herzen lieb hat, den bisherigen Lauf der Welt überblickt, dann sieht er und schaut, wie Christus für die Menschen Leiden und Schmerzen erduldete, wie er das schlimmste auf sich nahm, wie er unsertwegen und um unseres Heiles willen vor Traurigkeit, Angst und Schmach fast erdrückt wurde, ja, wie er zermalmt wurde wegen unserer Missetaten und durch seine Wunden uns gesund machte. Um so ernstlicher betrachten fromme Gemüter all das, weil die Sünden und Fehler der Menschen, zu welcher Zeit sie auch begangen wurden, die Ursache waren, daß der Gottessohn dem Tode überliefert wurde. Sie würden an sich auch heute aufs neue Christus ans Kreuz bringen, und zwar ebenso schmerzlich und bitter wie damals; denn jede Sünde erneuert in gewissem Sinne das Leiden des Herrn: Sie kreuzigen für ihre Person den Sohn Gottes aufs neue und verhöhnen ihn. Unsere Sünden lagen damals noch in der Zukunft, wurden aber schon von ihm vorausgesehen; auch ihretwegen wurde Christi Seele tottraurig. Doch sah er auch unsere Sühne voraus und schöpfte ohne Zweifel aus ihr auch damals schon etwas Trost, als vom Himmel ihm ein Engel erschien, um sein vor Kummer und Angst gedrücktes Herz zu trösten. So können und sollen wir sein heiliges Herz, das durch die Sünden undankbarer Menschen imerfort verwundet wird, auch jetzt auf wundersame, doch wirkliche Art trösten. Denn Christus klagt, wie wir auch in der heiligen Liturgie lesen, mit den Worten des Psalmisten, daß er von seinen Freunden verlassen wurde: Von Schmach gebrochen ist mein Herz, vor Jammer, ich harr auf einen, welcher mitleid trüge, doch keiner fand sich; auf einen Tröster harrte ich, doch keiner war zu finden. Dazu kommt, daß Christi Sühneleiden an seinem mystischen Leibe, der Kirche, erneuert, in gewissem Sinne fortgesetzt und vollendet wird. Denn, um wiederum ein Wort des hl. augustinus zu gebrauchen: Christus hat alles gelitten, was er leiden musste; am Vollmaß seines Leidens fehlte nichts mehr. Das Leiden ist also vollendet, jedoch nur am Haupte; es bleiben noch Leiden an seinem Leibe. Das wollte Christus der Herr selbst auch andeuten, als er zu Saulus, da er noch brannte vor Wut und Mordgier gegen die Jünger des Herrn, sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Damit gab er deutlich zu verstehen, daß bei den Verfolgungen der Kirche das göttliche Haupt der Kirche selbst angegriffen und bekämpft wird. Christus leidet also auch heute noch in seinem mystischen Leibe, und er wünscht mit vollem Recht, daß wir Genossen seines Sühneleidens werden. Das verlangt auch unsere enge Verbindung mit ihm: Wir sind Christi Leib, Glied um Glied; was das Haupt leidet, das müssen auch alle glieder mit ihm leiden.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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