Sonntag, 12. Februar 2017

Samstag nach dem Passionssonntag - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 1-3
Joh. 12, 10-36

Auslegung des hl. Bischofs Augustinus
Schaut, was die Hohenpriester ersannen, als sie den Lazarus sahen, der von den Toten auferstanden war, als das erste Wunder des Herrn so offenkundig und deutlich überall verbreitet und so bekannt war, daß sie es weder geheimhalten noch abstreiten konnten. Die Hohenpriester beschlossen, auch den Lazarus zu töten. O törichter Gedanke, o blinde Wut! Könnte denn Christus der Herr, der den toten Lazarus erweckte, ihn nicht von neuem auferwecken, wenn er getötet würde? Als ihr den Lazarus ermorden wolltet, habt ihr denn damit auch dem Herrn seine Allmacht genommen? Wenn ihr aber wirklich meint, es sei ein Unterschied zwischen einem Gestorbenen und einem Getöteten, seht, der Herr hat beides getan: Er hat den Lazarus erweckt, als er gestorben war, und er hat sich selbst auferweckt, als er getötet worden war. Als aber am folgenden Tag viel Volk, das zum Feste zusammengekommen war, hörte, daß Jesus nach Jerusalem komme, da nahmen sie Palmzweige, gingen ihm entgegen und riefen: Hosanna! Gebenedeit sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israls! Die Palmzweige bedeuten ein Lob und weisen hin auf einen Sieg; der Herr wollte ja durch seinen Tod den Tod besiegen und durch das Siegeszeichen des Kreuzes über Satan, den Fürsten des Todes, triumphieren. Hosanna ist ein Beteuerungswort; so sagen die, die der hebräischen Sprache kundig sind. Es gibt mehr eine Stimmung an, als daß es etwas bezeichnet; so wie in unser Sprache die sogenannten Interjektionen, z.B. Ach! der Ausdruck des Schmerzes, oder Ah! als Ausdruck freudiger Erregung. Die Volksmenge also jubelte ihm zu: Hosanna, Gebenedeit sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israels! Wie peinlich mag das den jüdischen Hohenpriestern in ihrem Neid gewesen sein, als eine solche große Volksmenge Christus als ihren König ausrief! Doch, was war es für den Herrn, König Israels zu sein? Was war es großes für den König der Ewigkeit, König der Menschen zu werden? Christus ist nich dazu König über Israel, um Steuern zu erpressen, oder um ein Herr auszurüsten oder die Feinde im offenen Kampfe niederzuringen, sondern er ist König über Israel, um die Seelen zu leiten, und für ihr ewiges Heil zu sorgen, um alle, die Glauben, Hoffnung und Liebe besitzen, ins Himmelreich zu führen.
aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937

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