Freitag, 10. Februar 2017

Samstag nach dem 4. Fastensonntag - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 1-3
Joh. 8, 12-20
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Das Wort des Herrn: Ich bin das Licht der Welt, ist, glaube ich, allen verständlich, die Augen haben, wodurch sie dieses Licht teilhaftig werden können. Jene aber, die nur Augen im Leibe haben, wundern sich, daß unser Herr Jesus Christus gesprochen hat: Ich bin das Licht der Welt. Ja, vielleicht fehlt es nicht an solchen, die bei sich selbst sprechen: Ist etwa Christus der Herr der Sonne, die durch ihren Aufgang und Untergang den Tag bestimmt? Es hat nicht an Irrlehrern gefehlt, die diese Behauptung aufgestellt haben. Die Manichäer haben geglaubt, diese unseren leiblichen Augen sichtbare, nicht nur für die Menschen, sondern ganz allgemein auch für die Tiere wahrnehmbare Sonne sei Christus, der Herr. Der rechte Glaube der katholischen Kirche aber verwirft solchen Irrtum und hält ihn für eine Lehre des Teufels; sie erkennt dies nicht nur im Glauben, sondern sie widerlegt ihn auch durch Beweisgründe bei allen, bei denen es möglich ist. So sollen also auch wir einen solchen Irrtum zurückweisen, den die Kirche von Anfang an verworfen hat. Wir glauben nicht, daß der Herr Jesus Christus die Sonne ist, die, wie wir sehen, im Osten aufgeht und im Westen untergehet, auf deren Umlauf die Nacht folgt, deren Strahlen durch die Wolken verhüllt werden, die in einem bestimmten Kreislauf von Ort zu Ort sich bewegt. Nein, das ist nicht Christus, der Herr. Nein, Christus, unser Herr, ist nicht die Sonne, die geschaffen ist, sondern der, durch den die Sonne geschaffen wurde. Denn alles ist durch ihn geschaffen und ohne ihn ist nichts geschaffen worden. Christus ist also das Licht, welches das Sonnenlicht geschaffen hat. Dieses Licht wollen wir lieben und zu erkennen suchen; nach ihm wollen wir verlangen, damit wir unter seiner Leitung einst auch zu ihm gelangen. In ihm wollen wir so leben, daß wir niemals sterben. Das ist ja das Licht, von dem eine alte Weissagung im Psalm gesungen hat: Bei Dir ist die Quelle des Lebens, und in Deinem Lichte schauen wir das Licht. Beachte aber auch wohl, was von diesem Lichte in der uralten Weissagung heiliger Gottesmänner vorausgesagt wurde: Menschen und Tiere beschirmst Du, o Herr, wie mannigfaltig ist Dein Erbarmen, Gott!
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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