Mittwoch, 15. Februar 2017

Ostersonntag - Hl. Papst Gregor aus dem Brevier

Lesung 1-3
Mark.16, 1-7

Auslegung des hl. Papstes Gregor
Geliebteste Brüder, ihr habt gehört,wie die heiligen Frauen, die dem Herrn gefolgt waren, mit Spezereien zum Grabe kamen, um ihm, den sie im Leben so innig geliebt, auch nach dem Tode noch einmal einen Liebesdienst zu erweisen. Ihre Handlungsweise lehrt uns, was wir in der heiligen Kirche tun sollen.Wir sollen nämlich in der Absicht den Bericht des Evangeliums anhören, daß wir uns dabei auch überlegen, wie wir sie nachahmen können. Und wenn wir an den Herrn glauben, der für uns starb, und vom Wohlgeruche der Tugend umduftet, und durch eifrige Übung guter Werke bewährt, den Herrn suchen, dann kommen wir auch mit wohlriechenden Spezereien an sein Grab. Jene Frauen, welche mit Spezereien kamen, durften die Engel sehen; denn die Herzen, die dem Herrn im Wohlgeruche der Tugend und mit heiligem Verlangen entgegeneilen, dürfen die seligen Geister schauen. Wir müssen nun beachten, was es bedeutet, daß sie den Engel zur Rechten sitzen sahen. Was wird durch die Linke anderes als das gegenwärtige Leben, und durch die Rechte anderes als das ewige Leben bezeichnet? Daher heißt es im Hohen Lied: Seine Linke ist unter meinem Haupte, und seine Rechte hält mich umfangen. Da unser Heiland das gegenwärtige, vergängliche Leben bereits vollendet hatte, darum saß der Engel ganz richtig zur Rechten; er war ja gekommen, sein ewiges Leben uns zu verkünden. Der Engel erschien im weißen Gewande; denn er kündigte uns die Freuden des heutigen Festes an; die weiße Farbe seines Kleides bezeichnet den Glanz unseres frohen Festes. Sollen wir sagen: unseres oder seines Festes? Am richtigsten sagen wir wohl seines und unseres zugleich. Denn die Auferstehung unseres Erlösers war ein Festtag für uns Menschen, weil sie uns wieder zur Unsterblichkeit geführt hat. Zugleich war sie auch ein Festtag für die Engel, weil wir jetzt wieder den Zutritt zum Himmel haben und durch die Menschen die Zahl der seligen Geister wieder ergänzt wird. So erschien der Engel an seinem und unserem Festtag im weißen Kleide; denn durch die Auferstehung des Herrn wurden wir zum Himmel zurückgeführt, und so wurde der Verlust des ewigen Vaterlandes wiedergut gemacht. Doch hören wir auch, wie er die Frauen bei ihrer Ankunft begrüßt: Fürchtet euch nicht! Es ist, als wollte er sagen: Jene sollen zittern, welche nicht gerne selige Geister kommen sehen. Jene sollen erschrecken, die unter dem Druck fleischlicher Begierden keine Hoffnung mehr haben, einst in ihre Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Ihr aber, warum habt ihr Furcht, da ihr doch eure Mitbürger seht? Darum sagt auch Matthäus, wie er die Erscheinung des Engels beschreibt: Sein Anlitz war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Der Blitz bedeutet nämlich Schrecken und Furcht, der Schnee aber reizende Unschuld.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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