Mittwoch, 22. Februar 2017

Oktavtag des Hochfestes des hl. Joseph - hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 4-6
Predigt des hl. Bischofs Augustinus

Es war keine Lüge, als der Engel zu Joseph sagte: Scheue dich nicht, Maria, deine Gattin, zu dir zu nehmen! Gattin wird sie genannt wegen ihres ersten Treueversprechens bei der Verlobung, obwohl er noch keine eheliche Gemeinschaft mit ihr gepflogen hatte und auch nicht pflegen wollte. Die Bezeichnung Gattin ging nicht verloren und wurde auch nicht unwahr, weil keine fleischliche Verbindung stattfand und auch nicht stattfinden sollte. Sie war ja Jungfrau, und darum umso verehrungswürdiger und bewundernswerter und ihrem Mann lieb, weil sie ohne Zutun des Mannes Mutter wurde. Ungleich waren ihre Beziehungen zum Kinde, doch gleich waren sie in ihrer Treue. Um ihrer ehelichen Treue willen wurden beide Eltern Christi genannt, nicht nur sie, die Mutter, sondern auch er, der Vater, weil er eben der Mann der Mutter war. Beides war er nur dem Geiste, nicht dem Fleische nach. Mag nun Joseph sein Vater nur im Geiste sein und sie seine Mutter auch dem Fleische nach, auf jeden Fall sind sie beide nur die Eltern seiner Niedrigkeit, nicht seiner Erhabenheit, seiner Schwachheit, nicht seiner Gottheit. Auch das Evangelium sagt keine Unwahrheit, wenn es berichtet: Sein Vater und seine Mutter staunten über das, was von ihm gesagt wurde. Und an einer anderen Stelle: Es gingen seine Eltern alljährlich nach Jerusalem. Und kurz darauf: Seine Mutter sprach zu ihm: Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Um ihnen aber zu zeigen, daß er einen Vater habe, der ihm ohne Mutter das Leben gegeben hatte, entgegnete er ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, daß ich in dem sein muss, was meines Vaters ist? Der Evangelist aber fügte, damit es nicht den Anschein erwecke, als habe er durch dieses Wort sie als Eltern verleugnen wollen, hinzu: Sie aber verstanden nicht, was er ihnen mit diesen Worten sagen wollte; und er zog mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen untertan. Wem war er untertan? Jesus Christus, der, als er in Gottes Gestalt war, es nicht für Raub hielt, Gott gleich zu sein. Sie standen doch weit unter Gott; warum war er ihnen also untertan? Weil er sich selbst erniedrigte und Knechtsgestalt annahm, wie auch seine Eltern sie besaßen. Sie wären auch gar nicht Eltern seiner Knechtsgestalt, wenn sie nicht, auch ohne fleischliche Verbindung, Eheleute wären. Darum musste auch, als die Vorfahren Christi fortlaufend aufgezählt wurden, die Reihe bis zu Joseph geführt werden, wie es ja auch tatsächlich geschehen ist; es durfte doch bei dieser Ehe dem mämmlichen Geschlechte als dem vorzüglicheren kein Unrecht angetan werden; und auch die Wahrheit wurde dadurch nicht geschmälert, weil ja Maria genauso wie Joseph aus dem Geschlechte Davids stammte, aus dem nach der Verheißung Christus hervorgehen sollte. So sind also alle Güter der Ehe bei den Eltern Christi gegeben: Das Kind, die Treue und das heilige Band. Das Kind ist der Herr Jesus selbst; Treue war vorhanden, weil kein Ehebruch vorkam; ein heiliges Band, weil keine Trennung erfolget.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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