Mittwoch, 8. Februar 2017

Mittwoch nach dem 3. Fastensonntag - hl. Hieronymus aus dem Brevier

Lesung 1-3

Matth. 15, 1-20
Auslegung des hl. Priesters Hieronymus
Erstaunlich ist die Torheit der Pharisäer und Schriftgelehrten. Sie tadeln den Sohn Gottes, daß er die Satzungen und Vorschriften der Menschen nicht beobachte: Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie ihr Brot essen. Die Hände, d.h. die Werke, nicht so sehr des Körpers, als vielmehr der Seele müssen gereinigt werden, auf daß durch sie das Wort Gottes geschehe. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen? Ihre falsche Anschuldigung widerlegt er durch eine wahre Erwiderung. Er will sagen: Wenn ihr um der Überlieferung der Menschen willen die Gebote Gottes übertretet, warum haltet ihr meine Jünger für tadelnswert, daß sie die Überlieferung der Väter geringachten, um die Anordnungen Gottes zu erfüllen? Denn Gott hat gesagt: Du sollst Vater und Mutter ehren, und: Wer seinen Vater oder seine Mutter flucht, der soll des Todes sterben. Ihr aber sagt: Wenn einer zu seinem Vater oder zu seiner Mutter spricht: Opfergabe soll sein, was ich dir zu leisten hätte, so braucht er seinen Vater oder Mutter nicht zu ehren. Unter Ehre werden in der Heiligen Schrift nicht so sehr Begrüßungen und gegenseitige Gefälligkeiten, als vielmehr Almosen und Gaben verstanden. Ehre die Witwen, sagt der Apostel, die wahrhaft Witwen sind! Hier wird unter Ehre die Unterstützung verstanden. Und an einer anderen Stelle heißt es: Die Priester verdienen doppelte Ehre, besonders jene, welche die Lehre und das Wort Gottes treu verkünden. Hier wird uns auch befohlen, dem dreschenden Ochsen das Maul nicht zu verbinden, und es wird gesagt, daß der Arbeiter seines Lohnes wert ist. Der Herr hatte geboten, im Hinblick auf die Schwäche, das vorgerückte Alter und die Bedürftigkeit der Eltern, daß die Kinder ihre Eltern ehren und ihnen namentlich auch das zum Leben Notwendige geben sollen. Dieses weise Gesetz Gottes wollten die Schriftgelehrten und Pharisäer in folgender Weise untergraben. Unter der Maske der Liebe suchten sie eine große Lieblosigkeit einzuführen und lehrten darum die ausgearteten Kinder, wenn jemand das, was er seinen Eltern schuldig sei, Gott, dem wahren Vater, weihen wollte, dann müsste dieses Opfer für den Herrn der Gabe an die Eltern vorgezogen werden. Die Eltern selbst durften dann, wenn sie sahen, daß es Gott geweiht sei, um nicht den Frevel eines Gottesraubes zu begehen, es nicht mehr annehmen und mussten Not leiden. So geschah es denn, daß die Gabe der Kinder, die sie dem Tempel und Gott gelobten, den habsüchtigen Priestern zustatten kam.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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