Montag, 13. Februar 2017

Karfreitag - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 4-6
Aus der Abhandlung des hl. Bischofs Augustinus über die Psalmen

Du schützest mich, o Gott, vor der Menge der Bösen und vor der Rotte der Übeltäter. Nun wollen wir unser Haupt selbst betrachten! Viele Martyrer duldeten solche Leiden; aber keiner glänzt so wie das Haupt der Martyrer. An ihm sehen wir deutlicher, was jene erdulden mussten. Er war geschützt gegen die Rotte der Übeltäter; denn ihn schützte Gott, und er, der Gottessohn und Mensch zugleich war, er schützte selbst auch zugleich den Leib, den er angenommen hatte; er ist ja Menschensohn und gleichzeitig Gottessohn. Gottessohn ist er wegen seiner Gottnatur, Menschensohn wegen seiner Knechtsgestalt. Es stand also in seiner Macht, sein Leben hinzugeben und es wieder zu nehmen. Was konnten ihm die Feinde antun? Sie töteten seinen Leib, seine Seele aber konnten sie nicht töten. Schaut, es war dem Herrn zu wenig, die Martyrer mit Worten zu ermuntern; er wollte sie auch durch sein Beispiel stärken. Ihr wißt, welch freventliche Judenmenge es war und welche Rotte von Übeltätern. Und was für eine Übeltat verübten sie? Sie wollten den Herrn Jesus Christus ermorden. So viele gute Werke, sagte er, habe ich euch erwiesen; für welches dieser Werke wollt ihr mich töten? Er hatte Mitleid mit allen Schwachen, er heilte alle ihre Kranken, er predigte das Himmelreich, verschwieg auch ihre Sünden nicht; diese sollten ihnen mißfallen, nicht der Arzt, von denen sie geheilt wurden. Aber undankbar gegenüber all diesen Heilungen tobten sie wie Fieberkranke wahnsinnig gegen den Arzt, der gekommen war, sie zu heilen, und ersannen Pläne, ihn zu verderben; als ob sie ausprobieren wollten, ob er wirklich ein Mensch sei und sterben könne oder ob er ein übermenschliches Wesen sei und seinen Tod nicht zulasse. Was sie dachten, lesen wir im Buch der Weisheit Salomons: Zum schimpflichsten Tode, sagten sie, wollen wir ihn verdammen; wir wollen ihn verhören; dann können wir ihn richten nach seinen eigenen Worten. Wenn er wirklich Gottes Sohn ist, soll der ihn nur retten. Sie haben ihre Zungen scharf gemacht wie Schwerter. Die Juden sollen nicht sagen: Wir haben Christus nicht getötet. Sie lieferten ihn zwar deshalb dem Richter Pilatus aus, damit es den Anschein habe, als seinen sie selbst an seinem Tode unschuldig. Als Pilatus zu ihnen sagte: Richtet ihn ihr, nach eurem Gesetze, da erwiderten sie: Uns ist es nicht erlaubt, jemanden zu töten. Ihre böse Tat wollten sie auf den armen Richter abwälzen. Aber konnten sie denn den göttlichen Richter täuschen? Was die Handlungsweise des Pilatus angeht, so wurde er durch das, was er tat, auch etwas mitschuldig aber im Vergleiche zu ihnen ist er weit unschldiger. Denn er tat, was er konnte, um ihn aus ihren Händen zu erretten. Deswegen ließ er ihn ja geißeln und führte ihn so ihnen vor. Nicht aus Haß ließ er den Herrn geißeln, sondern um ihre Wut zu befriedigen, damit sie dann wenigstens zur Milde gestimmt würden und von ihren Mordgedanken abließen, wenn sie ihn mit Geißeln geschlagen sähen. Auch diesen Versuch machte er noch. Als sie aber hartnäckig blieben, wusch er, wie ihr wißt, seine Hände, und beteuerte, er sei nicht der Täter, er sei an seinem Tode unschuldig. Und doch war er der Täter. Wenn er nun schuldig ist, weil er es, wenn auch wider seinen Willen, getan hat, sollen nun die, die ihn dazu zwangen unschuldig sein? Auf keinen Fall. Er sprach zwar das Urteil über ihn, ließ ihn kreuzigen und war gleichsam der Mörder. Aber auch ihr, Juden, habt ihn ermordet. Wie denn? Durch das Schwert der Zunge. Denn ihr habt eure Zungen geschärft. Und wann habt ihr sie geschärft, wenn nicht damals als ihr riefet: Kreuzige ihn, kreuzige ihn!
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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