Montag, 20. Februar 2017

Hochfest des hl. Joseph - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Mittwoch in der 2. Woche nach der Oktav von Ostern

Lesung 7 -9
Luk. 3, 21-23
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Offenbar sind die Worte: Er wurde für den Sohn Josephs gehalten, um derjenigen willen gesagt, die meinen, Jesus stammt von Joseph ab, so wie andere Menschen von ihren Vätern abstammen. Wer sich daran stößt, das Matthäus in absteigender Linie von David bis Joseph, der wird leicht merken, daß Joseph zwei Väter haben konnte, einem von dem er wirklich abstammte,und einen, von dem er an Kindesstatt angenommen war. Denn sehr alt ist der Brauch, jemand als Kind anzunehmen, auch im Volke Gottes; so konnte einer Söhne haben, denen er nicht selbst das Leben gegeben hatte. Man sieht also, daß Lukas als den Vater Josephs in seinem Evangelium den bezeichnet, von dem er nicht abstammte, sondern nur adoptiert war, und er zählte dann dessen Vorfahren bis zu David auf. Beide Evangelisten, Matthäus und Lukas, berichten doch sicher die Wahrheit; also muss einer von ihnen den Stammbaum des Vaters, der Joseph das Leben gab, im Auge haben; der andere aber den Stammbaum dessen, der ihn adoptierte. Von wem werden wir nun mit größerer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß er den Stammbaum des Adoptivaters aufstellt? Doch sicher von dem, der nicht ausdrücklich sagt, daß Joseph von dem stammt, dessen Sohn er genannt wird. Matthäus sagt aber: Von Abraham stammte Isaak ab, von Isaak stammte Jakob ab, und so weiter, bis er zuletzt sagt: Von Jakob aber stammte Joseph ab, dadurch ist deutlich genug zum Ausdruck gebracht, daß er die Geschlechterfolge nicht bis zum Adoptivvater, sondern bis zum wirklichen Vater Josephs aufführt. Und selbst wenn auch Lukas sagen würde, daß Joseph von Heli abstammt, so dürfte uns diese Ausdrucksweise doch nicht sonderlich verwirren; auch dann würden wir nichts anderes annehmen, als daß der eine Evangelist den wirklichen, leiblichenVater, der andere nur den Adoptivvater angeben wollte. Denn nicht mit Unrecht sagt man auch von einem, der einen Sohn angenommen hat, er sei sein Vater; zwar nicht dem Fleische nach, wohl aber was die Liebe angeht. So hat ja auch Gott, der uns Macht gab, seine Kinder zu werden, uns nicht aus seiner Natur und Wesenheit gezeugt wie seinen eingeborenen Sohn, sondern hat uns in Liebe zu Kindern angenommen.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)


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