Freitag, 24. Februar 2017

Hll. Martyrer Nereus, Achilleus, Jungfrau Domitilla und Pankratius - Hl. Papst Gregor aus dem Brevier

12. Mai
Lesung 7- 9
Joh. 4, 46-53

Auslegung des hl. Papstes Gregor
Warum hat wohl der Herr, als der Beamte ihn bat, zu seinem Sohn zu kommen, sich geweigert, selbst zu gehen? Zum Knecht des Hauptmannes wollte er doch auch selbst gehen, obwohl dieser ihn gar nicht gebeten hatte. Dem Sohne des königlichen Beamten wollte er nicht persönlich beistehen, zum Knecht des Hauptmannes dagegen wollte er selber kommen. Damit wollte er sicher unseren Hochmut brechen, da wir an unseren Mitmenschen nicht die Natur, durch die wir Gott gleich sind, sondern ihre Würden und Reichtümer schätzen. Unser Erlöser aber wollte uns zeigen, daß das, was bei den Menschen etwas gilt, zu verachten ist, daß dagegen das, was von den Menschen verachtet wird, nicht mißachtet werden darf. Darum wollte er zum Sohn des königlichen Beamten nicht hingehen, wohl aber zum Knecht des Hauptmannes. So wurde also unser Hochmut beschämt; denn er weiß nicht die Menschen als solche zu schätzen. Er betrachtet, wie gesagt, nur das Äußere an den Menschen, schaut nicht auf das, was sie wirklich sind, und erkennt nicht, welche Ehre ihnen um Gottes willen gebührt. Seht, der Sohn Gottes will nicht zum Sohn des königlichen Beamten gehen; aber er ist gerne bereit, zu kommen, um den Knecht zu heilen. Wenn uns irgendein Knecht bitten würde, wir sollten zu ihm kommen, da würde uns sicher sogleich unser Hochmut zuflüstern: Geh nicht hin. Du erniedrigst dich nur, deine Ehre leidet darunter, der Ort ist zu gemein für dich. Seht, Christus ist vom Himmel gekommen; er verschmäht es nicht, zu einem Knecht auf Erden zu eilen; wir dagegen sind von der Erde und wollen uns auf Erden nicht verdemütigen! Betrachtet daher an euch selbst nicht das, was ihr habt, sondern was ihr seid. Seht, die Welt, die so sehr geliebt wird, vergeht. Die Heiligen, an deren Grabstätten wir stehen, haben die Welt mit ihrer Pracht aus ganzer Seele verachtet und mit Füßen getreten. Zu ihrer Zeit konnte man ein langes Leben, beständiges Wohlergehen, reichen Besitz, zahlreiche Nachkommenschaft, Ruhe und ungestörten Frieden haben; und dennoch erschien ihnen die Welt, obwohl sie noch in vollster Blüte stand, in ihrem Herzen schon als welk und verdorrt. Seht! Jetzt ist die Welt wirklich verwelkt, und dennoch blüht sie noch immer, allerdings nur in unseren Herzen. Überall Tod, Jammer und Trostlosigkeit; von allen Seiten werden wir heimgesucht und mit Bitternis erfüllt; aber unsere fleischliche Begierde macht uns blind, daß wir selbst diese Bitterkeiten noch lieben, daß wir der Welt, obgleich sie schon hinschwindet, noch nachlaufen, daß wir uns noch an sie klammern, obwohl sie schon im Wanken ist.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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