Donnerstag, 23. Februar 2017

Hl. Witwe Monika - Hl. Augustinus aus dem Brevier

4. Mai
Lesung 7-9
Luk. 7, 11-16
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Über die Auferweckung dieses Jünglings freute sich seine Mutter, die Witwe; über die geistige Auferweckung von Menschen frohlockt alltäglich die Mutter Kirche. Jener war tot dem Leibe nach, diese sind es der Seele nach. Sein Tod war offensichtlich und wurde auch offensichtlich beweint; ihr Tod war unsichtbar und wurde nicht beachtet und nicht bemerkt. Doch er, der alle Toten kennt, hatte es bemerkt. Er allein wusste um sie, er, der die Macht hat, sie wieder lebendig zu machen. Denn wenn er nicht gekommen wäre, die Toten aufzuerwecken, würde der Apostel nicht sagen: Steh auf du Schläfer, erhebe dich vom Tode, auf daß Christus dich umstrahle. Von drei Toten wissen wir, daß der Herr sie sichtbar auferweckt hat, bei Tausenden hat er es unsichtbar getan. Wieviel Tote er in Wirklichkeit sichtbar auferweckt hat, wer weiß das? Denn nicht alles was er getan hat ist aufgezeichnet. Johannes sagt: Noch vieles andere hat Jesus gewirkt; wenn man das aufschreiben wollte, so glaube ich, würde die Welt die Bücher nicht fassen. Zweifellos wurden noch viele andere auferweckt, doch diese drei werden aus besonderen Gründen erwähnt. Unser Herr Jesus Christus wollte nämlich, das wir das, was er äußerlich wirkte, auch in geistigem Sinne verstehen. Denn er wirkte seine Wunder nicht um der Wunder willen, sondern er wollte, daß das was er wirkte, die Zuschauer zum staunen bringe und die Einsichtigen zur Erkenntnis der Wahrheit führe. Ganz ähnlich geht es einem, der in einem schön geschriebenen Buche die Buchstaben sieht, aber nicht lesen kann. Er lobt die Handschrift des Schreibers und bewundert die Schönheit der Schriftzüge, weiß aber nicht was sie bedeuten. Er lobt also nur, was er mit den Augen sieht, den Sinn versteht er nicht. Ein anderer lobt nicht nur die kunstvolle Schrift, sondern versteht auch den Inhalt; das ist der, der nicht blos sehen kann wie alle anderen, sondern der auch lesen kann; das kann einer nur, wenn er es gelernt hat. Genauso haben alle, welche die Wunder Christi sahen, aber nicht verstanden, was sie bedeuten und was sie den Einsichtigen sagen wollten, über das, was geschah, gestaunt; andere haben auch über das Geschehene gestaunt, aber sie haben auch seinen Sinn verstanden. Zu diesen letzteren müssen wir in der Schule Christi gehören.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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