Donnerstag, 16. Februar 2017

Hl. Gabriel von der schmerzhaften Jungfrau - Hl. Beda aus dem Brevier

27. Februar
7.-9. Lesung
Mark. 10, 13-21

Auslegung des hl. Priesters Beda Venerabilis
Der Herr sagte den Jüngern: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret es ihnen nicht; denn für solche ist das Himmelreich. Ganz deutlich sagte er: Für solche, nicht für diese, um zu zeigen, daß es nicht auf das Alter, sondern auf die Gesinnung ankommt, daß denen die unschuldig und einfältig sind wie die Kinder, der Lohn verheißen wird. Mit dieser Auffassung stimmt auch die des Apostels überein: Brüder werdet nicht Kinder im Denken! In der Bosheit seid Kinder, im Urteil aber Erwachsene! Wahrlich, ich sage euch, wer das Reich Gottes nicht wie ein Kind aufnimmt, wird in dasselbe nicht eingehen. Ein Kind ist nicht lang bös, denkt nicht fortwährend an das erlittene Unrecht, freut sich nicht beim Anblick einer schönen Frau, denkt nicht anders als es spricht. Wenn ihr nicht auch diese Unschuld und Herzensreinheit besitzt, könnt ihr in das Himmelreich nicht eingehen. Noch in einem anderen Sinne müssen wir das Reich Gottes, d.h. die Lehre des Evangeliums wie Kinder aufnehmen. Ein Kind widerspricht nicht beim Unterricht seinen Lehrern, es sucht nicht nach Gründen und Beweisen gegen sie, sondern nimmt gläubig an, was ihm gelehrt wird, gehorcht in Ehrfurcht und verhält sich ruhig. So müssen auch wir handeln und müssen einfach und ohne Widerspruch den Worten des Herrn gehorchen. Und er umarmte sie, legte ihnen die Hände auf und segnete sie. Er umarmte und segnete die Kinder, um zu zeigen, daß die, die demütig sind im Geiste, seines Segens, seiner Gande und Liebe würdig sind. Und als er sich auf den Weg machte, kam ein Mann zu ihm, kniete vor ihm nieder und fragte: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erlangen? Ich glaube, dieser Mann, den der Herr nach dem Weg zum ewigen Leben fragte, hatte schon gehört, daß nur die, die wie die Kinder sein wollen, würdig sind, in das Himmelreich einzugehen. Weil er aber ganz sicher sein wollte, darum bat er, ihm nicht in Gleichnissen, sondern ganz offen zu sagen, durch welche Werke er sich das ewige Leben verdienen könne. Jesus antwortete ihm: Du kennst die Gebote. Damit meinte er die Reinheit und Unschuld der Kinder, die wir nachahmen müssen, wenn wir in das Reich Gottes eingehen wollen. Jener erwiderte: Das alles habe ich von Jugend an beachtet. Man darf nicht glauben, wie es manche taten, dieser Mann habe den Herrn in der Absicht gefragt, um ihn auf die Probe zu stellen, oder er habe ihm etwas vorgemacht über sein bisherges Leben, da er sagte, er habe die Vorschriften des Gesetzes stets beobachtet. Er bekannte vielmehr ganz schlicht und einfach, wie er wirklich gelebt hatte. Denn wenn er sich der Lüge oder Heuchelei schuldig gemacht hätte, dann hätte Jesus, der doch bis in die Falten seines Herzes sah, ihn sicher nicht, wie berichtet wird, liebgewonnen. Denn der Herr liebt die, welche die Vorschriften des Gesetzes bis ins kleinste beobachten. Und er weist die, die nach Vollkommenheit streben, gerade auf die Feinheiten des Gesetzes hin; er war ja nicht gekommen, das Gesetz und die Propheten aufzuheben, sondern zu erfüllen. Zur vollkommenen Erfüllung des Gesetzes gehört dann aber auch, was er dann sagt: Gehe hin, verkaufe was du hast, und gib es denn Armen; dann wirst du einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Wer vollkommen sein will, muß verkaufen was er besitzt, und zwar nicht bloß teilweise, wie Ananias und Saphira, sondern ganz. Wenn er es verkauft hat, muss er alles den Armen geben, so kann er sich einen Schatz im Himmelreich sichern. Auch das genügt noch nicht zur Vollkommenheit, wenn er nach Verachtung des Reichtums nicht auch dem Heiland folgt, d.h. vom Bösen abläßt und Gutes tut. Es ist leichter, irdische Güter zu opfern als den eigenen Willen. Viele haben schon ihre Reichtümer hergegeben und sind dem Herrn doch nicht gefolgt. Nur der folgt in Wahrheit dem Herrn, der ihn nachahmt und in seinen Fußstapfen wandelt. Denn wer sagt, er glaube an Christus, muss auch so wandeln wie er.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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