Freitag, 17. Februar 2017

Hl. Bischof, Bekenner und Kirchenlehrer Isodor - Hl. Isodor aus dem Brevier

4. April
Lesung 7-9
Matth. 5, 13-19
Auslegung des hl. Bischofs Isodor

Wer dem Volke als Lehrer und Erzieher in der Tugend gegeben ist, muß selbst in allem heilig und in jeder Hinsicht tadellos sein. Denn wer einem anderen seine Sünden vorhalten will, muss selbst von jeder Sünde frei sein. Denn wie will er seine Untergebenen zurechtweisen, wenn ihm der Getadelte ins Gesicht sagen könnte: Lerne doch selbst erst, was recht ist! Wer also andere zu einem guten Leben anhalten will, muß vor allem sich selbst richtig leiten und muß so in allem sich selbst als Vorbild im Leben erweisen und durch sein Wort und durch sein Tun alle zu guten Werken anspornen. Dazu ist auch die Kenntnis der heiligen Schrift notwendig. Denn wenn der Bischof nur ein heiliges Leben führt, nützt er nur sich selbst damit; wenn er aber auch in der Wissenschaft und in der Rede gut bewandert ist, kann er auch andere unterweisen; er kann die Seinen lehren und die Gegner zurückweisen. Diese können ja, wenn man sie nicht widerlegt und überführt, leicht einfältige Seelen betören. Sein Wort muß rein, einfach, offen, voll Ernst und Würde, voll Milde und Salbung sein; es muß die Tiefen des Gesetzes, die Glaubenslehren, die Tugend der Enthaltsamkeit, die rechte Zucht behandeln; einen jeden muss er anders ermahnen, so wie es seinem Stande und seiner Lebensführung entspricht; er muss sich also vorher überlegen, was, zu wem, wann und wie er reden will. Seine besondere Aufgabe ist es, vor allem die heilige Schrift zu lesen, die kirchlichen Gesetze zu studieren, die Beispiele der Heiligen nachzuahmen, zu wachen, zu fasten , zu beten, mit den Brüdern in Frieden zu leben, kein Glied seiner Herde zu verletzen, keinen zu verurteilen, wenn die Schuld nicht klar bewiesen ist, keinen aus der Gemeinschaft auszuschließen, wenn nicht gründliche Untersuchung vorausgegangen ist. Er muß in gleicher Weise demütig und selbstbewußt sein; er darf weder in all zu große Bescheidenheit die Fehler seiner Untergebenen hingehen lassen, noch darf er durch übermäßige Strenge seine Macht fühlen lassen; er gehe um so vorsichtiger gegen die ihm Anvertrauten vor, je größere Strenge er von Christus im Gerichte befürchten muß. Er wird auch die Liebe bewahren, die alles überragt, ohne die es keine Tugend gibt. Denn die Hüterin der Keuschheit ist die Liebe, diese Hüterin aber wohnt da, wo Demut ist. Dabei soll er auch die hohe Tugend der Keuschheit besitzen, sein Geist soll Christus ganz ergeben und von jeder Befleckung des Fleisches rein und unberührt bleiben. Dazu muß er mit väterlicher Liebe für die Armen Sorge tragen, muß die Hungrigen speisen, die Nackten bekleiden, die Fremden beherbergen, die Gefangenen loskaufen, die Witwen und Weisen schützen, er muß auf alles ein wachsames Auge haben, muß stets mit Umsicht und mit Vorsicht vorgehen. Die Gastfreundschaft soll bei ihm besonders zu Hause sein; er soll alle mit Wohlwollen und Liebe aufnehmen. Denn wenn alle Gläubigen einst das Wort des Evangeliums hören wollen: Ich war ein Fremdling, und ihr habt mich aufgenommen,um wieviel mehr der Bischof, dessen Wohnung die Zufluchtsstätte für alle sein soll!

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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