26. Mai
4.-6. Lesung
Philippus Neri war der Sohn frommer, rechtschaffener Eltern in
Florenz. Schon in früher Jugend zeigte er deutliche Spuren seiner
späteren Heiligkeit. Als er älter wurde, ging er nach Rom und studierte
dort Philosophie und die heilige Wissenschaft; die reiche Erbschaft
seines Onkels schlug er aus und gab sich ganz Christus hin. Seine
Enthaltsamkeit war so groß, daß er häufig drei Tage lang ohne Nahrung
blieb. Er fand seine Freude an Nachtwachen und am Gebete; häufig
besuchte er die sieben Hauptkirchen Roms; in der Nähe der
Kallistuskatakomben verbrachte er dabei unter Betrachtung himmlischer
Dinge die Nächte. Im Gehorsam empfing er die Priesterweihe; nun ging er
ganz in der Arbeit für das Heil der Seelen auf. Im Beichthören war er
unermüdlich bis zu seinem Sterbetag; unzählige gewann er für Christus.
Die Wiedergewonnenen wollte er täglich durch das Brot des Wortes Gottes,
durch häufigen Empfang der Sakramente, durch ständiges Gebet und andere
fromme Übungen kräftigen; zu diesem Zwecke gründete er die Kongregation
der Oratorianer. Die Liebe Gottes hatte sein Herz verwundet und verzehrte ihn. Sie
glühte so heftig in ihm, daß sie in seinem Innern nicht Raum genug zu
finden schien, so daß der Herr seine Brust wunderbar erweiterte; es
brachen ihm nämlich zwei Rippen entzwei und bogen sich nach außen. Beim
heiligen Meßopfer oder wenn er innig betete, sah man manchmal, wie er in
die Höhe schwebte und von einem wunderbaren Lichtschein rings umflossen
war. Der Notleidenden und Armen nahm er sich auf jede mögliche Weise
an; einmal durfte er sogar einem Engel in der Gestalt eines Armen ein
Almosen reichen. Als er einmal nachts Armen Brot bringen wollte, fiel er
in eine Grube; von einem Engel wurde er unverletzt wieder
herausgezogen. Von Ehrungen wollte er in seiner Demut nichts wissen;
kirchliche Würden, auch ganz hervorragende, die ihm mehr als einmal
angeboten wurden, lehnte er ganz entschieden ab. Er war ausgezeichnet mit der Gabe der Weissagung; ebenso konnte er
wunderbarerweise die Herzen durchschauen. Die Jungfräulichkeit bewahrte
er stets unversehrt; dazu besaß er die Gabe, reine Seelen an einem
Wohlgeruch, die andern dagegen an einem Pesthauch zu erkennen. Bisweilen
erschien er in der Ferne und kam Gefährdeten zu Hilfe. Sehr vielen
Kranken und Sterbenden gab er die Gesundheit wieder; selbst einen Toten
hat er zum Leben erweckt. Häufig wurde er der Erscheinung himmlischer
Geister und selbst der jungfräulichen Gottesmutter gewürdigt; auch sah
er die Seelen sehr vieler Menschen in herrlichem Lichtglanz zum Himmel
aufsteigen. Schließlich entschlief er im Herrn im Alter von 80 Jahren im
Jahre des Heils 1595, am 26. Mai, dem Fronleichnamstag, nachdem er noch
in höchster Seligkeit die heilige Messe gefeiert und seine
priesterlichen Verpflichtungen erfüllt hatte, kurz nach Mitternacht zu
der Stunde, die er vorhergesagt hatte. Da er durch Wunder verherrlicht
wurde, nahm ihn Gregor XV. in die Zahl der Heiligen auf.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen