17. Mai
4-6. Lesung
Paschalis Baylon wurde von armen, aber frommen Eltern in dem
Städtchen Torre-Hermosa in der Diözese Siguenza in Aragonien geboren.
Schon in frühen Jahren gab er viele Proben seiner späteren Heiligkeit.
Vom Schöpfer hatte er ein gutes, für himmlische Dinge sehr empfängliches
Gemüt erhalten. Seine Kindheit und seine Jugend verlebte er als
Viehhirt. Diese Beschäftigung hatte er sehr gern, weil er fand, daß sie
sehr geeignet war und gute Gelegenheit bot, die Demut zu üben und die
Reinheit zu bewahren. Er war mäßig im Essen, aber eifrig im Gebet. Bei
seinen Altersgenossen und Freunden hatte er ein solches Ansehen und
einen solchen Einfluß, daß er ihre Streitigkeiten schlichten, ihre
Fehler rügen, die Unwissenden belehren, die Trägen zur Arbeit anspornen
konnte. Wie ein Vater und Lehrer wurde er von allen hochgeachtet und
geliebt; schon damals wurde er von vielen nur "der Heilige" genannt. Nachdem er schon in der Welt, diesem dürren, wasserlosen Lande, so
gut gediehen war, verbreitete er erst recht, als er in das Haus des
Herrn verpflanzt worden war, wie eine Blume im Tal, einen wunderbaren
Duft der Heiligkeit. Paschalis wollte nämlich eine strengere Lebensweise
ergreifen und bat darum um Aufnahme in den Franziskanerorden.
Frohlockend lief er wie ein Riese seinen Weg. Er überließ sich ganz der
Leitung des Herrn und sann Tag und Nacht darauf, wie er ihm immer mehr
gleichförmig werden könne. So kam es, daß bald selbst ältere Ordensleute
ihn als nachahmenswertes Vorbild seraphischer Vollkommenheit
betrachteten. Er aber wollte ein einfacher Laienbruder bleiben; er hielt
sich für den Auswurf von allen, wählte sich freudigen Herzens stets die
härtesten und niedrigsten Arbeiten im Haus, als ob sie seine besondere
Aufgabe seien, und führte sie in Demut und Geduld aus. Weil sein Leib
sich manchmal wider den Geist erheben wollte, kreuzigte er ihn durch
ständige Abtötung und brachte ihn so in seine Gewalt; in seinem Geiste
aber wurde durch die ständige Selbstverleugnung die Liebesglut von Tag
zu Tag immer größer und er schritt immer mehr voran. Die jungfräuliche Gottesmutter, deren Schutz er sich schon als Kind
anvertraut hatte, verehrte er als seine Mutter; er brachte ihr täglich
seine Huldigung dar und betete zu ihr mit kindlichem Vertrauen. Auch zum
allerheiligsten Altarssakramente hatte er eine unsagbar große, glühende
Liebe. Selbst noch nach dem Tode zeigte sich diese an seinem Leichnam.
Denn als er auf der Bahre lag, öffnete er zum größten Staunen aller
Anwesenden bei der Erhebung der heiligen Hostie zweimal die Augen und
schloß sie wieder. Die wahre Gegenwart Christi bekannte er vor den
Irrgläubigen laut und öffentlich und mußte dafür vieles leiden.
Wiederholt suchte man ihn zu töten, aber durch Gottes einzigartige
Fügung entkam er den Händen der Gottlosen. Während des Gebetes war er
oft den Sinnen entrückt und ganz hingerissen von seliger Verzückung. In
solchen Stunden erhielt er wohl sein himmlisches Wissen; denn obwohl er
keine Bildung genossen hatte und nicht einmal lesen und schreiben
konnte, vermochte er dennoch über die schwierigsten Fragen in
Glaubenssachen Aufschluß zu geben und schrieb sogar mehrere Bücher.
Reich an Verdiensten ging er schließlich im Alter von 52 Jahren, zu der
Stunde, die er vorhergesagt hatte, selig zum Herrn ein am 17. Mai 1592;
dies war sein Geburtstag und in diesem Jahre gerade Pfingsten. Da er
durch die oben erwähnten und noch andere Tugenden ausgezeichnet war und
im Leben und nach dem Tode durch Wunder verherrlicht wurde, sprach ihn
Papst Paul V. selig; Alexander VIII. nahm ihn in das Verzeichnis der
Heiligen auf. Leo XIII. bestellte ihn zum himmlischen Patron für alle
eucharistischen Vereinigungen und für alle Genossenschaften zur
Verehrung der heiligen Eucharistie, die bis jetzt gegründet wurden oder
in Zukunft noch gegründet werden.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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