29. Mai
Lesung 4-6
Maria Magdalena stammte aus dem vornehmen Geschlecht der Pazzi in
Florenz. Schon fast von der Wiege an ging sie den Weg der christlichen
Vollkommenheit. Mit 10 Jahren gelobte sie ewige Jungfräulichkeit; im
Kloster der heiligen Maria von den Engeln nahm sie den Schleier der
Karmeliterinnen und erwies sich als ein Muster aller Tugenden. Sie war
so keusch, daß ihr alles, was die heilige Reinheit verletzen konnte,
völlig fremd war. 5 Jahre brachte sie auf Gottes Geheiß nur mit Wasser
und Brot zu; nur an den Sonntagen machte sie eine Ausnahme und nahm
Fastenspeisen zu sich. Ihren Leib tötete sie mit einem Bußkleid durch
Geißeln, Ertragungen von Kälte und Hunger, durch Nachtwachen,
Barfußgehen und alle möglichen Arten von Entbehrungen ab.
Das Feuer der Gottesliebe war so mächtig in ihr, daß sie es nicht mehr
aushalten konnte und mit Wasser ihre Brust abkühlen mußte. Oft war sie
den Sinnen ganz entrückt und hatte lange wundersame Verzückungen, wobei
sie himmlische Geheimnisse schauen durfte und von Gott mit hohen Gnaden
überhäuft wurde. Hier erhielt sie auch die Kraft, einen langen Kampf mit
dem Fürsten der Finsternis zu bestehen; sie litt an geistiger
Trockenheit, Trostlosigkeit, gänzlicher Verlassenheit und wurde von
mannigfachen Versuchungen heimgesucht. Gott ließ dies zu, damit sie ein
Muster unbesiegbarer Geduld und tiefster Demut werde. Gegen den Nächsten zeigte sie eine ganz besondere Liebe. Oft brachte
sie ganze Nächte schlaflos zu, entweder um ihren Mitschwestern die
Arbeit abzunehmen oder um Kranke zu pflegen; deren Geschwüre heilte sie
auch manchmal durch einen Kuß. Heiße Tränen vergoß sie über das Unglück
der Ungläubigen und Sünder und erbot sich, für ihre Rettung jegliches
Leiden auf sich zu nehmen. Viele Jahre vor ihrem Tode verzichtete sie
heldenmütig auf alle himmlischen Tröstungen, die sie vorher so reichlich
genossen; das Wort, das sie häufig im Munde führte, war: Leiden, und
nicht sterben! Nach langer, schwerer Krankheit ging sie schließlich zum
himmlischen Bräutigam am 25. Mai 1607, 41 Jahre alt. Im Leben und nach
dem Tode wurde sie durch viele Wunder verherrlicht. Darum nahm Klemens
IX. sie in die Zahl der heiligen Jungfrauen auf. Ihr Leib ist heute noch
unverwest.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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