Montag, 6. Februar 2017

Freitag nach dem 2. Fastensonntag - Hl. Ambrosius aus dem Brevier

Lesung 1-3
Matth. 21, 33-46

Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Manche leiten aus der Bezeichnung Weinberg verschiedene Bedeutungen ab; aber Isaias sagt ausdrücklich, daß der Weinberg des Herrn der Heerscharen das Haus Israels ist. Wer anders hat diesen Weinberg anders gepflanzt als Gott? Er ist es also, der ihn an Winzer verpachtete und selbst außer Lande ging; nicht als ob der Herr von einem Ort zum anderen reiste; denn er bleibt überall ständig gegenwärtig; aber er ist denen, die ihn lieben, nahe; denen, die ihn nicht lieben, aber ferne. Lange Zeit blieb er aus, damit die Pachtforderung nicht verfrüht erscheine. Denn je nachsichtiger und großmütiger er ist, desto unentschuldbarer ist ihre Weigerung. Daher lesen wir auch treffend bei Matthäus, daß er den Weinberg mit einem Zaun umgab; d.h. er legte gleich einem Walle seinen göttlichen Schutz um ihn, damit er nicht so leicht dem Eindringen wilder Tiere im geistigen Sinne ausgesetzt sei. Er grub darin eine Kelter. Wie können wir uns die Bedeutung der Kelter erklären? Höchstens daraus, daß einige Psalmen die Überschrift tragen: Für die Kelter; darin treten nämlich die Geheimnisse des Leidens Christi gleich einem in der Kraft des Heiligen Geistes überströmenden Most deutlich hervor. So wurden auch jene, welche voll des Heiligen Geistes waren, für betrunkene gehalten. Er grub also eine Kelter, damit die innere Frucht der geistigen Trauben geistigerweise dahineingeleitet werde. Er baute einen Turm, indem er das Gesetz hoch aufrichtete. Diesen so geschützten, gut eingerichteten und wohl ausgestatteten Weinberg verpachtete er an die Juden. Zur Zeit der Früchte schickte er seine Knechte. Ganz richtig heißt es: Zur Zeit der Früchte, nicht der Ernte. Denn die Juden brachten keine Frucht, keinen Ertrag von diesem Weinberg. Darum sagt der Herr von ihm: Ich hoffte, er werde Trauben bringen, aber er brachte Dornen. Die Kelterräume strömten also nicht vom Weine der Freude über, nicht vom geistigen Moste, sondern vom Blute der Propheten.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen