Samstag, 11. Februar 2017

Donnerstag nach dem Passionssonntag - Hl. Gregor aus dem Brevier

Lesung 1-3
Luk. 7, 36-50
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Wenn ich an die Büßerin Maria Magdalena denke, dann möchte ich lieber weinen, als etwas reden. Denn wessen Herz ist so steinern, daß es die Tränen dieser Sünderin nicht zur Buße erweichen könnte? Sie bedachte, was sie getan, und wollte auch in dem, was sie vorhatte, sich nicht mäßigen. Während sie beim Mahle saßen, trat sie herein, ungerufen kam sie und brachte während des Mahles ihre Tränen dar. Seht von welchem Schmerz sie gepackt ist, da sie sich nicht schämt, selbst beim Mahle zu weinen. Wir glauben, daß dieses Weib, welches Lukas eine öffentliche Sünderin, Johannes aber Maria nennt, jene Maria war, von der, wie Markus bezeugt, sieben Teufel ausgetrieben wurden. Was wird durch diese sieben Teufel anders angedeutet, als die Gesamtheit aller Laster? Unter sieben Tagen wird nämlich die ganze Zeit verstanden; darum können wir in der Siebenzahl die Allgemeinheit versinnbildet sehen. Sieben Teufel hatte Maria, d.h. also, sie war von allen Lastern voll. Weil sie jedoch ihre schändlichen Laster erkannte, eilte sie zum Urquell der Barmherzigkeit, um Reinigung zu erlangen, und scheute sich nicht vor den Gästen. Da sie sich im Inneren vor sich selbst sehr schämte, mißachtete sie alles, was ihr äußeren Scham einflößen könnte. Worüber sollen wir uns also wundern, Brüder? Daß Maria kam, oder, daß der Herr sie aufnahm? Soll ich sagen aufnahm, - oder nicht vielmehr anzog? Doch ich will besser sagen: aufnahm und anzog; denn er war es, der durch seine Barmherzigkeit innerlich anzog und sie auch äußerlich in seiner Milde aufnahm.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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