Freitag, 3. Februar 2017

Donnerstag nach dem 2. Fastensonntag - hl. Papst Gregor aus dem Brevier

Lesung 1-3
Luk. 16, 19-31

Auslegung des hl. Papstes Gregor

Geliebteste Brüder! Wen bezechnet dieser Reiche, der sich in Purpur und seine Leinwand kleidete und täghlich herrliche Mahlzeiten hielt, anders als das Volk der Juden? Sie führten ja auch äußerlich ein wohlgepflegtes Leben und benutzten die Vorschriften des Gesetzes, die ihnen gefielen, nur zu äußerem Glanze, nicht zu ihrem wahren Nutzen. Auf wen anders, als auf das Volk der Heiden deutet dagegen der mit Geschwüren bedeckte Lazarus? Als er bei seiner Bekehrung zu Gott ohne Scheu seine Sünden bekannte, da brach auch an seinem Leib eine Wunde auf. Durch die Wunden der Haut wird ja auch das Gift aus dem inneren herausgezogen und aus dem Körper ausgeschieden. Was ist also das Bekenntnis der Sünden anderes als ein Aufbrechen von Wunden? Das Gift der Sünde, das pestartig im Inneren verborgen saß, wird so zu unserem Heile in der Beichte geoffenbart. Die Wunden der Haut ziehen den Eiter heraus; wenn wir unsere Sünden bekennen, was tun wir dann anderes, als daß wir das vergorgene Böse aufdecken? Doch der mit Geschwüren bedeckte Lazarus hätte sich gern mit den Brosamen gesättigt, die von des Reichen Tische fielen, aber niemand gab sie ihm. Dieses stolze Volk wollte eben keinen Heiden zur Kenntnis des Gesetzes zulassen. Es verwandte die Lehre des Gesetzes nicht dazu, um Liebe zu üben, sondern um sich zu überheben, und war so gleichsam der erhaltenen Schätze angeschwollen. Die gelehrten Reden, die ihrem Munde entströmten, fielen wie die Brosame vom Tische. Die Hunde leckten aber die Geschwüre der Armen. In der heiligen Schrift werden die Prediger manchma mit Hunden verglichen. Die Zunge der Hunde heilt nämlich durch das Lecken die Wunden. Ebenso berühren auch die Lehrer der Heiligkeit, wenn sie uns beim Bekenntnis der Sünden unterweisen, gleichsam die Wunden unserer Seele mit ihrer Zunge.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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