Mittwoch, 15. Februar 2017

Donnerstag in der Oktav von Ostern - Hl. Papst Gregor aus dem Brevier

Lesung 1-3
Joh. 20, 11-18

Auslegung des hl. Papstes Gregor

Maria Magdalena war eine in der Stadt bekannte Sünderin; aber sie liebte die ewige Wahrheit und wusch mit ihren Tränen die Flecken ihrer Sünden ab. So ging der Ausspruch der ewigen Wahrheit in Erfüllung: Ihr werden viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat. Sie, die früher in ihrem Sündenleben ganz erkaltet war, glühte nunmehr vor Liebe. Als sie an das Grab kam und dort den Leib des Herrn nicht fand, glaubte sie, er sei gestohlen, und meldete es den Jüngern. Diese kamen, sahen es und glaubten, es sei so, wie die Frau berichtet hatte. Von den Jüngern heißt es dann: Nun gingen die Jünger wieder nach Hause; aber dann heißt es weiter: Maria aber stand außen am Grabe und weinte. Hier müssen wir bedenken, welch große Liebe im Herzen dieser Frau glühte, daß sie vom Grab des Herrn nicht wegging, auch nachdem die Jünger alle gegangen waren. Sie suchte den, den sie nicht gefunden; sie suchte unter Tränen und, von Liebe zu ihm entflammt, brannte sie von heißer Sehnsucht nach dem, von dem sie glaubte, er sei gestohlen. Daher durfte auch sie allein ihn sehen, sie, die allein zurückgeblieben war, um ihn zu suchen; das wichtigste beim guten Werk ist eben die Beharrlichkeit; sagt doch die ewige Wahrheit: Wer ausharrt bis ans Ende, der wird selig werden. Weinend bückte sich Maria und schaute in das Grab hinein. Wohl hatte sie schon das Grab leer gesehen und auch schon verkündet, daß der Herr weggenommen sei; warum also bückte sie sich nochmals und schaute, als ob sie den Herrn sehen müsste? Nun einer liebenden Seele genügt es nicht, einmal nachzuschauen; die Gewalt der Liebe treibt dazu, sich immer wieder umzuschauen. Sie hatte ihn vorher schon gesucht und nicht gefunden; aber sie suchte wieder und durfte ihn finden. Ihre Sehnsucht wurde, solange sie ungestillt blieb, nur immer größer und das gesteigerte Verlangen fand schließlich doch die Erfüllung.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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