Donnerstag, 9. Februar 2017

Dienstag nach dem 4. Fastensonntag - Hl. Augustinus aus dem Brevier

1. -3. Lesung
Joh. 7, 14-31

Auslegung des hl. Bischofs Augustinus
Er, der sich verborgen gehalten, lehrte und predigte öffentlich; doch niemand legte Hand an ihn. Daß er sich verborgen hielt, sollte ein Beispiel sein, dieses aber ein Zeichen seiner Macht. Als er lehrte, wunderten sich die Juden. Alle wunderten sich zwar, wie ich glaube, aber nicht alle wurden gläubig. Woher also das Staunen? Weil viele wußten wo er geboren und wie er erzogen war; nie hatten sie bemerkt, daß er lesen gelernt hatte, und doch hörten sie ihn jetzt über das Gesetz sprechen und Aussprüche der Schrift anführen; diese könnte doch keiner anführen, wenn er sie nicht selbst gelesen hätte, und keiner könnte sie lesen, wenn er es nicht gelernt hätte. Darüber wunderten sie sich. Ihre Verwunderung aber gab dem Meister Veranlassung, ihnen die Wahrheit tiefer einzuprägen.  Veranlaßt durch ihre Verwunderung und ihre Reden sprach der Herr ein tiefes Wort aus, das wohl verdient, genau betrachtet und beherzigt zu werden. Was erwiderte ihnen also der Herr, da sie sich wunderten, daß er lesen könne, obwohl er es doch gar nicht gelernt hatte? Er sprach, meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat. Das ist das erste tiefsinnige Wort. Er scheint aber in diesen wenigen Worten einen Widerspruch gesagt zu haben; denn er sagt nicht: Diese Lehre ist nicht mein, sondern: Meine Lehre ist nicht mein. Wenn sie nicht Deine Lehre ist, wie ist sie dann doch deine? Und wenn sie Deine ist, wie ist sie dann wieder nicht Deine? Du sprichst eben beides aus: Meine Lehre, und nicht mein. Wenn wir aber aufmerksam betrachten, was der heilige Evangelist selbst in seiner Einleitung schreibt: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, so ergibt sich hieraus die Lösung der Frage. Was ist die Lehre des Vaters anderes, als das Wort des Vaters? Christus ist also selbst die Lehre des Vaters, wenn er das Wort des Vaters ist. Weil aber das Wort doch nicht Wort von niemand sein kann, sondern irgendeinem angehören muss, darum nannte er sich selbst seine Lehre und doch wieder nicht seine Lehre, weil er das Wort des Vaters ist. Denn was ist so sehr Dein, wie Du selbst? Und was ist so sehr nicht Dein als Du, wenn das, was Du bist, von einem anderen ist?


(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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