Donnerstag, 9. Februar 2017

4. Fastensonntag - Hl. Basilius der Große aus dem Brevier

4. - 6. Lesung

Predigt des Hl. Basilius des Großen

Von Moses wissen wir, daß er fastend den Berg hinaufstieg. Er hätte es nicht gewagt, den rauchenden Gipfel zu betreten und in das Dunkel einzutreten, wenn er sich nicht durch Fasten vorbereitet hätte. Wegen des Fastens erhielt er die vom Finger Gottes auf die Tafeln geschriebenen Gesetze. Auf dem Berge vermittelte also das Fasten die Mitteilung des Gesetzes, unten aber verleitete Unmäßigkeit das Volk zum Götzendienste und verunreinigte es. Denn es heißt: Das Volk setzte sich, zu essen und zu trinken, und es stand auf, zu spielen. Die Opfer und die Geduld von 40 Tagen, während derer der Diener Gottes ständig fastete und betete, hat eine einzige Schwelgerei des Volkes unwirksam gemacht und um ihren Erfolg gebracht. Denn die vom Finger Gottes geschriebenen Gesetzestafeln, welche das Fasten erlangt hatte, zerschmetterte die Trunkenheit. Der heilige Seher Gottes achtete ein trunksüchtiges Volk nicht würdig, das Gesetz Gottes zu empfangen. In einem Augenblicke fiel jenes Volk, das durch außergewöhnliche Wunder über den Dienst Gottes belehrt worden war, infolge seiner Gaumenlust in die schändlichste Abgötterei der Ägypter zurück. Vergleiche nun beides miteinander; da kannst du sehen, wie das Fasten zu Gott führt, Schwelgerei hingegen den Verlust des Heiles mit sich bringt. Was hat Esau erniedrigt und zum Knecht seines Bruders gemacht? War es nicht eine Speise, für die er das Vorrecht der Erstgeburt opferte? Hat dagegen nicht das mit Fasten verbundene Gebet den Samuel seiner Mutter geschenkt? Was hat den starken Samson unüberwindlich gemacht? War es nicht das Fasten durch das er im Schoße der Mutter empfangen wurde? Das Fasten hat seine Empfängnis bewirkt, hat ihn genährt, zum Manne gekräftigt das Fasten hat ja auch der Engel seiner Mutter befohlen, als er sie mahnte: Von allem was vom Weinstock kommt, soll er nichts genießen; Wein und starke Getränke soll er nicht trinken. Das Fasten hat der Welt die Propheten geschenkt; es stärkt die Mächtigen und erfüllt sie mit Kraft. Das Fasten gibt den Gesetzgebern Weisheit, es ist der beste Schutz der Seele, ein sicherer Gefährt für den Leib, eine Rüstung und Waffe für die Tapferen, eine Übung für die Kämpfer und Streiter. Das Fasten verscheucht die Versuchung, befähigt zur Frömmigkeit; es wohnt zusammen mit der Nüchternheit und bewirkt die Mäßigkeit; es verleiht Kraft im Kriege, lehrt Ruhe im Frieden; es heiligt den Gottgeweihten und macht den Priester vollkommen. Denn ohne Fasten kann und darf man sich dem heiligen Opfer nicht nahen, nicht nur jetzt beim geheimnisvollen, wahren Gottesdienste, sondern auch bei jenem, wo vorbildliche Opfer nach der Vorschrift des Gesetzes dargebracht wurden. Das Fasten ließ den Elias eine ganz außergewöhnliche Erscheinung schauen. Denn als er 40 Tage lang durch Fasten seine Seele gereinigt hatte, da durfte er, soweit es überhaupt einem Menschen möglich ist, in die Höhle des Herrn schauen. Als Moses zum zweiten mal das Gesetz entgegennehmen sollte, da fastete er wiederum. Und wenn in Ninive nicht Menschen und Tiere gefastet hätten, so wären sie auf keinen Fall dem angedrohten Verderben entgangen. Wessen Leichen blieben in der Wüste liegen? Waren es nicht die, die nach Fleisch verlangten?
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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