Dienstag, 17. Januar 2017

Sonntag Septuagesima - Hl. Bischof Augustinus aus dem Brevier

Sonntag Septuagesima
Lesung 4-6

Aus dem Handbuch des hl. Bischofs Augustinus

Die Strafe des Todes hatte der Herr dem Menschen angedroht, falls er sündigen würde. Er verlieh ihm das Geschenk des freien Willens, wollte ihm aber durch sein Gebot die rechte Richtung zeigen und ihn durch die Drohung vor dem Mißbrauch zurückschrecken.  Er versetzte ihn in die Seligkeit des Paradieses, gleichsam in die Vorhalle des ewigen Lebens; von hier sollte er, wenn er die Gerechtigkeit bewahrte, zu einer noch höheren Stufe sich erheben. Nach seinem Falle aber wurde er daraus vertrieben, und er zog auch seine Nachkommen, die er durch seine Sünde in sich selbst wie in der Wurzel befleckt hatte, in die Strafe des Todes und der Verdammung hinein. So haftet allen, die von ihm und dem mit ihm verworfenen Weibe, das ihn zur Sünde verführt hatte, geboren werden, infolge der Begierlichkeit des Fleisches, die selbst schon eine gerechte Strafe für den Ungehorsam darstellt, die Erbsünde an. Dadurch fallen sie nach mannigfaltigen Irrungen und Drangsalen der letzten, unaufhörlichen Pein anheim, wo sie mit den abtrünnigen Engeln, ihren Verführern und Quälern und schließlich ihren Genossen vereinigt sind. So kam durch einen Menschen die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod; und so ist auf alle Menschen der Tod übergegangen, weil alle in ihm gesündigt haben. Hier bezeichnet der Apostel mit dem Ausdruck: die Welt das ganze Menschengeschlecht. Die Sache verhielt sich also so: Das ganze Menschengeschlecht lag, oder besser gesagt, wälzte sich wie eine verworfene Masse im Bösen und stürzte von einer Sünde in die andere und musste zusammen mit der Schar der bösen Geister, die gesündigt hatten, die gerechte Strafe für seinen Abfall von Gott erleiden. Als Folge des gerechten Zornes Gottes ist nämlich alles anzusehen, was die Bösen aus blinder und zügelloser Begierlichkeit freiwillig tun, und was sie gegen ihren Willen offen umd im geheimen erleiden. Dennoch hört der gütige Schöpfer nicht auf, auch den bösen Geistern Leben und belebende Kraft zu verleihen, ohne die sie ja zu Grunde gehen würden, und den Menschen, obwohl sie aus einem sündigen und verworfenen Stamm hervorgehen, immer wieder neue Nachkommen zu erwecken und ihnen das Leben zu schenken, ihre Glieder den einzelnen Altersstufen entsprechend zu formen, ihre Sinne in der ihnen zukommenden Betätigung zu erhalten und ihnen Nahrung zu spenden. Denn er wollte lieber aus dem Bösen Gutes schaffen, als das Böse überhaupt verhindern.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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