Donnerstag, 19. Januar 2017

Sonntag Quinquagesima - hl. Ambrosius (aus dem Brevier)

Sonntag Quinquagesima

4.-6. Lesung
Aus dem Buch des hl. Bischofs Ambrosius über den Patriarchen Abraham

Abraham war wahrlich ein großer Mann und durch viele glänzende Tugenden ausgezeichnet. Keine Weltweisheit kann trotz aller Bemühungen ihn je erreichen. Alles, was die Weltweisheit je erdacht hat, ist geringer als das, was er getan hat; größer als ihr prahlerisches, lügenhaftes Gerede ist der schlichte, wahrhaftsgetreue Bericht dessen, was er getan hat. Laßt uns daher vor allem die Gottergebenheit dieses Mannes betrachten; denn diese Tugend ist dem Range nach die erste und die Grundlage aller übrigen. Mit Recht war sie auch die erste, welche Gott von ihm forderte, als er sprach: Verlasse dein Land, deine Verwandschaft und deines Vaters Haus. Es hätte genügt zu sagen: Verlasse dein Land. Denn damit war schon gesagt, daß er auch seine Verwandschaft und sein Vaterhaus verlassen müsse. Gott zählte das alles einzeln auf, um seine Gesinnung zu prüfen; es sollte nicht den Anschein erwecken, als habe Abraham unklug gehandelt; es sollte auch die Möglichkeit, das Gebot Gottes zu umgehen, ausgeschlossen werden. Der Auftrag war also ganz ausführlich und nichts war dabei unklar. Ebenso wurde ihm aber auch die Belohnung in Aussicht gestellt, damit er nicht den Mut verliere. Er ward geprüft wie ein Held, ward angeeifert wie ein gottesfürchtiger Mann, aufgerufen wie ein Gerechter. Er zog aus, wie ihm der Herr befohlen hatte, und Lot zog mit ihm. Unter den Sprüchen der sieben Weltweisen, wird ganz besonders gefeiert das Wort: Folge Gott! Das hat Abraham geübt, und zwar schon bevor der Weise diesen Ausspruch tat. Er folgte Gott und verließ sein Land. Früher hatte er in einem anderen Lande gewohnt, nämlich im Lande der Chaldäer, dies hatte Therach, Abrahams Vater, verlassen und war nach Haran gezogen. Ferner nahm er seinen Neffen mit, obwohl ihm doch gesagt worden war: Verlasse deine Verwandtschaft! Darum wollen wir überlegen, ob das ausziehen aus dem Lande nicht soviel bedeutet, wie diese Erde, d. h. die Wohnung unseres Leibes zu verlassen; aus ihr war Paulus ausgezogen; denn er sagte: Unser Wandel ist im Himmel.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937) 

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