Montag, 30. Januar 2017

Quatemberfreitag nach dem 1. Fastensonntag - hl. Augustinus aus dem Brevier

1.-3. Lesung
Joh. 5, 1-15
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus
Wir wollen sehen was Christus durch diesen einen andeuten wollte, da er selbst an der bedeutungsvollen Einzahl festhielt und von so vielen Kranken nur diesen einen gesund machte. Er fand in der Zahl seiner Jahre eine Art Krankheitszahl. Er war nämlich seit 38 Jahren krank. Inwiefern diese Zahl mehr mit dem kranksein als mit der Gesundheit in Beziehung steht, das müssen wir etwas ausführlicher darlegen. Seid also recht aufmerksam! Der Herr wird helfen, daß ich mich entsprechend ausdrücke und ihr mich recht versteht. Die Zahl 40 ist heilig und durch eine gewissen Vollkommenheit ausgezeichnet; ich denke, das ist euch bekannt meine Lieben. Die heiligen Schriften bezeugen sehr oft und ihr wisst sehr gut, daß durch diese Zahl das Fasten geheiligt ist. Denn Moses fastete 40 Tage, und ebenso Elias; und selbst unser Herr und Heiland Jesus Christus hat bei seinem Fasten diese Zahl eingehalten. Durch Moses wird das Gesetz, durch Elias die Propheten, durch unseren Heiland das Evangelium versinnbildet. Deshalb erschienen auch diese drei auf dem Berge, wo der Herr sich seinen Jüngern mit verklärtem Angesichte und in strahlendem Gewande zeigte. Da erschien er in mitten zwischen Moses und Elias, als ob das Evangelium vom Gesetze und den Propheten seine Bestätigung erhielte. Im Gesetze also, wie bei den Propheten, sowie auch im Evangelium wird die Zahl 40  hervorgehoben. Das große, vollkommene Fasten aber besteht darin, sich zu enthalten vom Bösen und von den unerlaubten Freuden dieser Welt. Das ist das rechte Fasten, daß wir der Gottlosigkeit und den Lüsten dieser Erde entsagen und Mäßigkeit, Gerechtigkeit, Frömmigkeit auf dieser Welt leben. Welchen Lohn verheißt der Apostel für solches Fasten? Er fährt fort und sagt: Wir sollen erwarten die selige Hoffnung und die Offenbarung der Herrlichkeit des heiligen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus. In dieser Welt also feiern wir gleichsam ein großes vierzigtägiges Fasten, wenn wir tugendhaft leben und uns von den Sünden und von den unerlaubten Vergnügungen enthalten. Weil solche Enthaltsamkeit nicht unbelohnt bleiben wird, darum erwarten wir die selige Hoffnung und die Offenbarung der Herrlichkeit des heiligen Gottes und Heilandes Jesus Christus. In dieser Hoffnung werden wir, wenn aus der Hoffnung einmal Wirklichkeit wird, als Lohn den Denar empfangen. Dieser Lohn wird denen, die im Weinberge arbeiten, zuteil, wie euch aus dem Evangelium wohl noch bekannt ist; denn ich brauche nicht alles wiederholen, wie vor Anfängern und Unwissenden. Der Denar der seinen Namen von der Zahl 10 hat, wird also ausgeteilt. Fügen wir ihn zu 40 hinzu, so ergibt sich 50. Daher feiern wir unter Opfern, die 40 Tage vor Ostern, in heiliger Freude aber die 50 Tage nach Ostern, gleichsam als hätten wir bereits unseren Lohn empfangen. Denkt daran, wovon ich ausgegangen bin: davon daß dieser schon 38 Tage krank war. Ich will erkären, weshalb diese Zahl 38 mehr auf die Krankheit als auf einen gesunden Zustand sich bezieht. Die Liebe erfüllt, wie ich gesagt habe, das Gesetz; zur Erfüllung des Gesetzes in allem gehört die Zahl 40. Bei der Liebe aber werden uns zwei Gebote ans Herz gelegt; du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Gemüte; und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. Mit Recht warf daher jene Witwe, ihr ganzes Vermögen, zwei Heller, in den Opferkasten; mit Recht erhielt der Wirt für den unter die Räuber gefallenen und Verwundeten zwei Geldstücke, damit er geheilt würde; mit Recht hielt sich Jesus zwei Tage bei den Samaritern auf, um sie in der Liebe zu stärken. Da also durch die Zahl zwei meistens etwas gutes angedeutet wird, so wird dadurch besonders auch die zweifache Liebe versinnbildet. Wenn also die Zahl 40 die Erfüllung des Gesetzes in sich schließt, und das Gesetz nur durch die zwei Gebote der Liebe ganz gehalten werden kann, was wunderst du dich, daß der krank lag, dem zur Zahl 40 noch zwei fehlten?
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen