Montag, 23. Januar 2017

Mariä Verkündigung - Predigt des hl. Papst Leo

25. März
Lesung 4-6
Der allmächtige, gütige Gott, dessen Wesen Güte, dessen Wille Allmacht, dessen Wirken Barmherzigkeit ist, hat gleich bei Beginn der Welt, als die Bosheit des Teufels uns mit dem Gift des Neides zu Tode verwundet hatte, die Heilmittel angezeigt, durch die er in seiner Erbarmung die sterblichen Menschen wieder retten wollte. Und so verkündigte er der Schlange, daß der Same des Weibes dereinst durch seine Kraft den verderblichen Hochmut ihres Hauptes demütigen werde. Damit wies er hin auf Christus, der im Fleische kommen, der Gott und Mensch zugleich sein sollte, der von einer Jungfrau geboren werden und den Schädling des menschlichen Geschlechtes durch seine makellose Geburt vernichten sollte. Denn der Teufel rühmte sich, daß er durch seine List den Menschen betrogen und um die ihm von Gott verliehenen Gnaden gebracht hatte, daß der Mensch das Geschenk der Unsterblichkeit verloren hatte und das harte Todeslos auf sich nehmen mußte; er rühmte sich, daß er einen Genossen der Sünde und so in seinem Unglück einen gewissen Trost gefunden hatte, daß selbst Gott wegen seiner strengen Gerechtigkeit dem Menschen gegenüber, den er so ehrenvoll ausgestattet hatte, seine ursprüngliche Absicht geändert hatte. Geliebteste! Darum war es zur Durchführung des geheimnisvollen Planes notwendig, daß der unabänderliche Gott, der seine Güte nie aufgeben kann, seine erste liebevolle Tat durch einen noch geheimnisvolleren Akt der Gnade krönte. Der Mensch, der durch die Bosheit und die List des Teufels in Schuld geraten war, konnte doch nicht gegen die Absicht Gottes zugrunde gehen. Als darum die Zeit kam, Geliebteste, die für die Erlösung der Menschen bestimmt war, kam unser Herr Jesus Christus in dieses Erdental; er stieg vom Himmelsthron herab, ohne seine Herrlichkeit beim Vater zu verlassen; auf eine ganz neue Art, durch eine ganz eigenartige Geburt erhielt er das menschliche Leben. Auf eine ganz neue Art: Denn, unsichtbar seinem Wesen nach ward er sichtbar in unserer Natur; er, der Unfaßbare, wollte erfaßt werden; er, der schon vor aller Zeit war, begann in der Zeit zu leben. Der Herr des Weltalls verhüllte seinen Glanz und seine Majestät und nahm Knechtsgestalt an; der leidensunfähige Gott verschmähte es nicht, ein leidensfähiger Mensch zu werden; der Unsterbliche wollte sich den Gesetzen des Todes unterwerfen. 

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)


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