Samstag, 21. Januar 2017

Hl. Thomas von Aquin - Vita aus dem Brevier

7. März
4. - 6. Lesung
Der hochheilige Thomas, diese Zierde der christlichen Welt, diese Leuchte der Kirche, war der Sohn vornehmer Eltern, nämlich des Grafen Landulph von Aquin und seiner Gemahlin Theodora von Neapel. Er offenbarte schon als unmündiges Kind seine spätere besondere Vorliebe für die Gottesmutter. Einst fand er nämlich ein Blatt, auf dem das Ave Maria geschrieben stand; trotz aller Bemühungen seiner Amme hielt er es in der geballten Faust ganz fest, und als es ihm von der Mutter mit Gewalt weggenommen wurde, verlangte er es unter Weinen und Gebärden wieder zurück; und als er es wieder erhielt, verschluckte er es. Mit fünf Jahren wurde er den Mönchen des heiligen Benedikt zu Monte Cassino zur Erziehung übergeben. Später wurde er zum Studium nach Neapel geschickt. Noch als Jüngling trat er in den Dominikanerorden ein. Seine Mutter und seine Brüder jedoch waren darüber sehr ungehalten, und als er nach Paris gesandt wurde, fingen seine Brüder ihn unterwegs ab und brachten ihn auf das Schloß San Giovanni; dort setzten sie ihm auf alle mögliche Weise zu, seinen heiligen Entschluß zu ändern; selbst ein Weib führten sie zu ihm, um ihn zu Fall zu bringen; er vertrieb sie jedoch mit einer brennenden Fackel. Bald darauf, als er kniend vor einem Kreuzbild betete und dabei vom Schlafe überfallen wurde, schien es ihm, als ob Engel seine Lenden umgürteten. Von dieser Zeit an blieb er für immer von jeder Regung der Sinneslust verschont. Seine Schwestern, die in der Absicht zu ihm auf die Burg kamen, ihn von seinem gottgefälligen Entschlusse abzubringen, brachte er so weit, daß sie alle irdischen Sorgen aufgaben und sich einem frommen Leben weihten. Durch ein Fenster entkam er schließlich von der Burg und kehrte nach Neapel zurück. Von da kam er nach Rom und später in Begleitung des Bruders Johannes Theutonikus, des Generalmagisters der Dominikaner, nach Paris. Dort studierte er unter der Leitung Alberts des Großen Philosophie und Theologie. Im Alter von 25 Jahren wurde er zum Magister ernannt und hielt unter dem größten Beifall öffentliche Vorlesungen über die Werke der Philosophen und Theologen. Niemals begann er zu Lesen oder zu Schreiben, ohne vorher zu beten. Bei schwierigen Stellen der Heiligen Schrift fügte er zum Gebet noch das Fasten hinzu. Ja, er sagte wiederholt zu seinem Mitbruder Reginaldus, alles, was er wisse, habe er nicht durch Studium oder eigene Arbeit sich angeignet, sondern von Gott empfangen. Als er einst zu Neapel vor einem Bilde des Gekreuzigten innig betete, hörte er die Worte: Du hast gut über mich geschrieben, Thomas; welchen Lohn willst du nun haben? Darauf erwiderte er: Herr, keinen anderen, als Dich. Die Schriften der Väter las er sehr eifrig und es gab keinen Schriftsteller, mit dem er sich nicht gewissenhaft beschäftigt hätte. In seinen zahlreichen Schriften über die verschiedenen Gebiete zeigt er eine große Gewandtheit, schwierige Fragen klar darzulegen; seine umfassende reine Lehre stimmt wundervoll mit den geoffenbarten Wahrheiten überein und ist darum ganz geeignet, die Irrtümer aller Zeit zu widerlegen. Von Papst Urban IV. wurde er nach Rom gerufen und verfaßte in seinem Auftrag das kirchliche Stundengebet für das Fronleichnamsfest. Ehrenstellen, sowie das Bischofsamt von Neapel lehnte er ab, auch als Klemens IV. sie ihm anbot. Von der Verkündigung des Gotteswortes ließ er nie ab; als er dies in der Oktav von Ostern einmal in der Basilika des heiligen Petrus tat, heilte er eine Frau, die den Saum seines Gewandes berührte, vom Blutflusse. Vom heiligen Gregor X. wurde er zum Konzil nach Lyon gesandt, fiel aber im Kloster Fossanuova in eine Krankheit. Noch während der Krankheit schrieb er eine Erklärung zum Hoheliede. Dort starb er in seinem 50. Lebensjahr am 7. März im Jahre des Heils 1274. Nach seinem Tode wurde er durch Wunder verherrlicht. Nach deren Prüfung wurde er von Johannes XXII. im Jahre 1323 in die Zahl der Heiligen aufgenommen. Auf Anordnung Urbans V. wurde später sein Leib nach Toulouse übertragen. Wegen seiner Unschuld und auch wegen seiner Geistesanlagen wurde er mit den Engeln verglichen und erhielt darum mit Recht den Namen engelgleicher Lehrer. Dieser wurde auch amtlich vom heiligen Pius V. bestätigt. Leo XIII. aber nahm bereitwillig die Anträge und Wünsche fast aller kaholischen Bischöfe entgegen und bestellte auf Vorschlag der heiligen Ritenkongregation durch ein apostolisches Schreiben den heiligen Thomas zum himmlischen Patron aller katholischen Schulen. Damit wollte er den vielen verderblichen, falschen Systemen der Philosophie einen Damm entgegensetzen und wollte zum Wohl der ganzen Menscheit der Wissenschaft neuen Auftrieb geben.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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