4. April
Isidor, der hervorragende Kirchenlehrer, war ein Spanier. Er wurde zu
Cartagena als Sohn des Severian, des Statthalters dieser Provinz,
geboren. Von seinen Brüdern, den heiligen Bischöfen Leander von Sevilla
und Fulgentius von Cartagena, wurde er fromm und gut erzogen. Er lernte
die lateinische, griechische und hebräische Sprache, sowie das göttliche
und das weltliche Recht und erwarb sich also ein vorzügliches,
allseitiges Wissen und hohe christliche Tugend. Schon als Jüngling trat
er mit Entschiedenheit öffentlich gegen die Irrlehre der Arianer auf,
die bei den damals ganz Spanien beherrschenden Goten schon lange
verbreitet war, und es hätte nicht viel gefehlt, so wäre er von den
Irrlehrern ermordet worden. Nach dem Tode Leanders wurde er gegen seinen
Willen und vor allem auf Drängen des Königs Rekkared unter allgemeiner
Zustimmung der Geistlichkeit und des Volkes auf den Bischofsstuhl von
Sevilla erhoben. Der heilige Gregor der Große hat, so wird berichtet,
nicht nur seine Wahl kraft apostolischer Vollmacht bestätigt, sondern er
hat ihm auch der Sitte gemäß das Pallium übersandt und ihn damit
ausgezeichnet; ja, er hat ihn sogar zu seinem und des Apostolischen
Stuhles Stellvertreter für ganz Spanien bestimmt. Keine Zunge kann gebührend schildern, wie standhaft, demütig,
geduldig, mildtätig Isidor als Bischof gewesen, wie eifrig er an der
Erneuerung der christlichen und kirchlichen Zucht arbeitete, wie
unermüdlich er durch Wort und Schrift sie zu befestigen suchte, wie sehr
er durch allseitige Tugend glänzte. Vor allem suchte er auch das
Ordensleben in Spanien zu fördern und auszubreiten und erbaute darum
mehrere Klöster. Ebenso errichtete er Schulen, in denen er selbst
frommen Stunden und Lesungen oblag und seine Schüler, die in großer Zahl
zu ihm strömten, unterrichtete. Unter diesen ragen besonders die
heiligen Bischöfe Ildefons von Toledo und Braulio von Saragossa hervor.
Zu Sevilla hielt er eine Synode ab und widerlegte und vernichtete hier
in einer feurigen, geistreichen Rede die Irrlehre der Akephalen, die Spanien damals bedrohte. Er erlangte einen solchen allgemeinen Ruf von
Heiligkeit und Gelehrsamkeit, daß er kaum 16 Jahre nach seinem Tode von
der Synode von Toledo, und zwar unter Zustimmung aller 52 dort
versammelten Bischöfe, auch des heiligen Ildefons, ein ausgezeichneter
Kirchenlehrer, die jüngste Zierde der katholischen Kirche, der größte
Gelehrte der letzten Jahrhunderte, dessen Name mit Ehrfurcht
auszusprechen sei, genannt wurde, daß ferner der heilige Braulio ihn
nicht nur mit Gregor dem Großen verglich, sondern auch behauptete, er
sei Spanien an Stelle des Apostels Jakobus als Lehrer vom Himmel gesandt
worden. Isidor schrieb verschiedene Bücher über die Ableitungen, über die
kirchlichen Ämter und anderes mehr; diese sind für die christliche und
kirchliche Zucht so nützlich, daß der heilige Papst Leo IV. in einem
Brief an die Bischöfe Englands ohne Bedenken schrieb, genau so wie an die
Aussprüche des Hieronymus und Augustinus, müsse man sich auch an die
des Isidor halten, sooft ein Zweifel auftrete, der auf Grund der
kirchlichen Erlasse nicht gelöst werden könne. Mehrere Abschnitte aus
seinen Schriften sind auch in die amtliche Gesetzessammlung der Kirche
übergegangen. Er führte den Vorsitz auf dem 4. Konzil von Toledo, dem
berühmtesten von allen spanischen Konzilien. Nachdem er fast 40 Jahre
seine Kirche geleitet und die Irrlehre der Arianer in Spanien
ausgerottet hatte, nachdem er auch seinen Tod und die Zerstörung des
Reiches durch die Sarazenen öffentlich vorausgesagt hatte, ging er zu
Sevilla in den Himmel ein im Jahre 636. Sein Leib wurde anfangs, so wie
er selbst es gewünscht hatte, zwischen seinem Bruder Leander und seiner
Schwester Florentina beigesetzt. König Ferdinand I. von Kastillien und Leon
kaufte ihn um teuren Preis von dem Sarazenenfürsten Enet in Sevilla und
übertrug ihn nach Leon. Dort wurde zu seiner Ehre eine Kirche errichtet,
in der er durch Wunder verherrlicht und vom Volk mit großer Andacht
verehrt wird.
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