Montag, 23. Januar 2017

Hl. Erzengel Gabriel - Vita aus dem Brevier

24. März
Lesung 4-6

Predigt des Priesters Beda Venerabilis
Ein Engel erschien dem Zacharias zur Rechten des Brandopferaltares. Ganz richtig erscheint der Engel im Tempel neben dem Altar, und zwar zu seiner Rechten. Er verkündete ja die Ankunft des wahren Priesters, das geheimnisvolle allgemeine Opfer, das Freudengeschenk des Himmels. Denn wie durch die Linke die Gegenwärtigen Güter, so werden durch die Rechte häufig die ewigen angedeutet. Dementsprechend heißt es auch im Buche der Weisheit: In seiner Rechten hielt er die Länge der Tage, in seiner Linken Reichtum und Ehre. Als Zacharias erschrak, ermunterte ihn der Engel. Schwache Menschen müssen eben beim Anblick eines geistigen Wesens erzittern, die Engel aber trösten und beruhigen gerne die Sterblichen, die bei ihrem Anblick erschrecken. Der Teufel dagegen jagt in seiner Bosheit denen, die er bei seinem Erscheinen erschrecken sieht, nur immer größeres Entsetzen ein. Das wird am besten durch einen unerschütterlichen Glauben überwunden. Der Engel sagte, sein Gebet sei erhört, und verhieß ihm sogleich, daß seine Gattin Mutter werde. Nicht als ob Zacharias, der doch hingegangen war, um für das Volk das Opfer darzubringen, auf die Anliegen des Volkes vergessen und nur für sich um Kinder gebeten hätte. Es bittet doch niemand, auf das er die Hoffnung schon längst aufgegeben hat. Im Hinblick auf sein Alter und die Unfruchtbarkeit seiner Gattin hatte er sich schon so vollkommen damit abgefunden, daß er keine Kinder bekomme, daß er nicht einmal dem Engel, als er es ihm verhieß, Glauben schenken wollte. Der Ausdruck: Dein Gebet ist erhört, bezieht sich vielmehr auf das Gebet für die Erlösung des Volkes, und mit dem Wort: Deine Gattin wird dir einen Sohn schenken, deutet er den Gang der Erlösung an; weil ja der Sohn des Zacharias dem Erlöser jenen Volkes als Herold den Weg bereiten sollte. Da er sagte, Zacharias´ Gebet für das Volk sei erhört worden, gab er an, wie das Volk erlöst und geheiligt werden könne, nämlich durch Buße bei der Predigt des Johannes und durch den Glauben an Christus. Zacharias zögerte wegen der Größe der Verheißung und verlangte ein Zeichen, daß er glauben könne. Eigentlich hätte ihm doch die Erscheinung des Engels oder seine Botschaft als Zeichen genügen müssen. Darum wurde er mit Recht für sein Mißtrauen mit der Stummheit bestraft; sie war für ihn also ein Zeichen, um zu glauben, wie er es gewollt hatte, und gleichzeitig eine gerechte Strafe für seinen Unglauben. Es ist dies so zu verstehen. Wenn ein Mensch so etwas versprechen würde, dürfte man ungestraft ein Zeichen verlangen, wenn aber ein Engel das sagt, dann darf man nicht mehr zweifeln. Er gab ihm also das Zeichen, das er verlangt hatte; er, der so ungläubig geredet hatte, sollte nun während der Zeit, da er nicht reden konnte, glauben lernen. Hier ist auch zu beachten, daß der Engel sagt, er stehe vor Gott und sei gesandt, Zacharias die frohe Kunde zu überbringen. Wenn die Engel zu uns kommen, führen sie nach außen den erhaltenen Auftrag aus, eigentlich aber brauchen sie nie auf die Anschauung Gottes zu verzichten. Sie werden also gesandt und bleiben doch bei Gott; denn wenn auch der Geist des Engels begrenzt ist, so ist doch der höchste Geist, Gott selbst, nicht begrenzt. Deshalb sind die Engel, auch wenn sie ausgesandt werden, stets bei ihm; denn wohin sie auch in seinem Auftrag gehen, sie bewegen sich doch stets in ihm. - Das Fest des heiligen Erzengels Gabriel hat Papst Benedikt XV. auf die ganze Kirche ausgedehnt.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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