Dienstag, 24. Januar 2017

Freitag nach dem Aschermittwoch - hl. Hieronymus (Brevier)

Freitag nach dem Aschermittwoch
1.-3. Lesung
Matth. Kap. 5,43 ff; 6,1. ff
Auslegung des hl. Priesters Hieronymus

Ich aber sage euch; Liebet eure Feinde, tuet gutes denen, die euch hassen. Es gibt viele, welche die Gebote Gottes an ihrer eigenen Schwachheit messen und nicht an der Kraft der Heiligen; sie glauben darum, ihre Erfüllung sei unmöglich, und sagen, es sei schon hinreichend, um tugendhaft zu sein, wenn man seine Feinde nicht hasse; sie aber zu lieben, das gehe über die menschliche Natur hinaus. Man muss aber wissen, daß Christus nicht unmögliches verlangt, sondern nur das, was tatsächlich schon geleistet wurde. Denn David hat es Saul und Absolom gegenüber getan; auch der Blutzeuge Stephanus hat für seine Feinde, während sie ihn steinigten, gebetet, und Paulus begehrte, ein Fluch zu werden für seine Verfolger. Dasselbe lehrte und übte auch Jesus, da er sprach: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun. Auf daß ihr Kinder eures Vaters seid, der im Himmel ist. Wenn jemand durch Beobachtung des Gebote Gottes ein Kind Gottes wird, dann ist er nicht seiner Natur nach, sondern durch seinen freien Willen ein Kind Gottes. Wenn du daher Almosen gibst, dann laß es nicht vor dir herposaunen, wie die Heuchler in den Synagogen und auf der Straße es tun, damit sie von den Menschen gepriesen werden. Wer also sein Almosen ausposaunt, ist ein Heuchler. Wer beim Fasten sein Angesicht verstellt, damit man es ihm ansehe, daß er nichts im Magen hat, der ist ein Heuchler. Der in den Synagogen und an den Straßenecken betet, um von den Menschen gesehen zu werden, der ist ein Heuchler. Aus all dem folgt, daß alle, die etwas tun, um von den Menschen gerühmt zu werden, Heuchler sind. Wie mir scheint, ist auch der einer, der zu seinem Bruder spricht: Halte still, bis ich dir den Splitter aus deinem Auge ziehe; denn anscheinend tut er es nur aus seiner Ehre willen, damit er selber gerecht erscheine. Daher ruft ihm der Herr zu: Du Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge. Nicht die Tugend selbst, sondern der Beweggrund der Tugend wird also von Gott belohnt. Wenn du auch nur ein klein wenig vom rechten Weg abweichst, dann macht es nichts aus, ob du nach rechts oder links gehst, nachdem du doch den richtigen Weg verloren hast.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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