Dienstag, 24. Januar 2017

Donnerstag nach dem Aschermittwoch - hl. Augustinus (Brevier)

Donnerstag nach dem Aschermittwoch

1. - 3. Lesung
Matth. 8, 5-13

Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Wir wollen sehen, ob Matthäus und Lukas in ihrem Bericht vom Knechte des Hauptmannes miteinander übereinstimmen. Matthäus schreibt: Es trat ein Hauptmann zu Jesus, bat ihn und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause gelähmt. Dem scheint zu widersprechen, was Lukas sagt: Da er von Jesus gehört hatte, schickte er die Ältesten der Juden zu ihm und bat ihn, er möge kommen und seinen Knecht gesund machen. Als diese zu Jesus kamen, baten sie ihn inständig und sprachen zu ihm: Er verdient es, daß du ihm das tust; denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut. Jesus ging nun mit ihnen hin. Als er aber nicht mehr weit vom Hause war, schickte der Hauptmann seine Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: Herr bemühe dich nicht; denn ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach. Wenn das so ist, wie kann denn nun wahr sein, was Matthäus berichtet: Es trat ein Hauptmann zu ihm hin? Er ist doch gar nicht zu Jesus gegangen, sondern hat seine Freunde hingeschickt. Wir brauchen aber nur genau hinzuschauen; dann werden wir merken, daß Matthäus auf keine Weise vom gewöhnlichen Sprachgebrauch abgewichen ist. Denn einmal sagen wir selbst regelmäßig, einer sei irgendwo hingegangen, wenn er auch noch gar nicht dahingekommen ist, wohin er, wie wir sagen, gegangen ist. So sagen wir auch, einer ist nicht nahe, oder er ist sehr nahe herangekommen an sein Ziel, zu dem er strebte. Ja, wir sagen auch einer habe einen anderen angegangen, um etwas von ihm zu erlangen, so als ob dies wirklich geschehen wäre, auch wenn der, der ihn angegangen hat, den anderen den er anging, gar nicht gesehen hat, weil er durch einen Freund den anging, dessen Gunst er braucht. Diese Redeweise ist uns so geläufig, daß die, die irgendeinen unnahbaren Großen durch Vorschieben geeigneter Personen geschickt gewinnen, allgemein im Lateinischen perventor, d.h. Hinzukömmlinge genannt werden. Matthäus konnte also mit Recht kurz sagen: Der Hauptmann trat zu ihm hin; dies verstand man allgemein in dem Sinne, daß es durch andere geschehen war. Diese tiefe bedeutungsvolle Ausdrucksweise des Evangelisten dürfen wir aber nicht blos oberflächlich betrachten. Im Psalm heißt es ja auch: Tretet hin zu ihm und ihr werdet erleuchtet. Da nun Jesus selbst den Glauben des Hauptmanns, durch den er in Wahrheit sich Jesus nahte, lobte und sprach: Solch großen Glauben hab ich in Israel nicht gefunden, darum wollte der weise Evangelist lieber den Ausdruck wählen, der Hauptmann sei selbst zu Christus gegangen, statt zu sagen, seine Freunde haben es getan; durch sie habe er seine Bitte vorgebracht.              
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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