Donnerstag, 19. Januar 2017

Aschermittwoch - hl. Augustinus aus dem Brevier

Aschermittwoch

1.-3. Lesung
Matth. 6, 16-21

Auslegung des hl. Bischofs Augustinus
Durch diese Vorschrift soll offenbar unserer Sinn ganz auf die innere Freuden gelenkt werden. Wir sollen nicht einen äußeren Lohn suchen und dieser Welt gleichförmig werden und so die Verheißungen des Glückes verlieren, das umso dauerhafter und fester ist, je mehr es im Inneren ruht; denn Gott hat uns erwählt dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu werden. In diesem Punkt ist besonders zu beachten, daß nicht bloß in großem Glanz und Prunk nach außen, sondern auch in einfacher Trauerkleidung der Stolz sich äußern kann. Das ist umso gefährlicher, weil er da unter dem Schein des Gottesdienst auftritt. Wer durch übermäßige Körperpflege, Kleiderpracht und sonstigem Pomp sich hervortut, dem merkt man leicht an, daß er irdischen Glanz sucht, und er kann niemanden täuschen, wenn er auch recht scheinheilig tut. Wenn aber ein Christ durch ungewöhnliche Vernachläßigung des Äußeren und Schmutz die Blicke der Menschen  auf sich zieht, vorrausgesetzt, daß er es absichtlich tut, nicht von der Not dazu gezwungen ist, dann kann man aus seinen übrigen Handlungen schließen, ob er dies aus Verachtung alles überflüssigen Putzes oder aus Ehrgeiz tut. Denn der Herr hat uns vor den Wölfen in Schafskleidern gewarnt und gesagt: an ihren Früchten werdet ihr sie schon erkennen. Sobald ihnen einmal durch irgend eine Prüfung das entrissen oder versagt wird, was sie unter dieser Maske entweder erreicht haben oder zu erreichen suchen, dann wird sich notwendigerweise zeigen, ob sie Wölfe im Schafspelz oder wirklich Lämmer in ihrer wahren Gestalt gewesen sind. Doch darf der Christ jetzt nicht deswegen durch übermäßige Kleiderpracht die Augen der Menschen auf sich lenken wollen, weil manchmal Heuchler schlechte oder notdürftige Kleidung dazu benutzen, um Unvorsichtige zu täuschen. Es brauchen ja auch die Schafe nicht ihre Wolle abzulegen, weil manchmal Wölfe sich damit bedecken. 

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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