Dienstag, 10. Januar 2017

6. Tag in der Oktav von der Erscheinung - Predigt des hl. Bischofs Fulgentius (Brevier)

11. Januar

4. - 6. Lesung

Predigt des hl. Bischofs Fulgentius

Im Alten Bunde hatte Gott selbst befohlen, ihm die Erstlinge darzubringen; da er nun als Mensch geboren wurde, weihte er selber auch die Erstlinge der Heiden für seinen Dienst. Hirten waren die Erstlinge der Juden, Weisen wurden die Erstlinge der Heiden. Jene wurden aus der Nähe herbeigerufen, diese aus der Ferne hergeholt. Wo ist der neugeborene König der Juden? So fragen sie, Herodes, der König der Juden, hatte schon mehrere Söhne. Archelaus war geboren in einem Palaste, Christus in einer Hütte; Archelaus wurde nach seiner Geburt in eine silberne Weige gebettet, Chistus in eine armselige Krippe; und dennoch blieb jener, obwohl er im Palast geboren war, unbeachtet, dieser aber, obschon er nur in einer Hütte geboren war, wurde gesucht; jener wurde von den Weisen nicht einmal erwähnt, dieser aber wurde, sobald sie ihn gefunden hatten, kniefällig angebetet. Wer ist dieser König der Juden? Er ist arm und doch reich, niedrig und doch hocherhaben. Wer ist dieser König der Juden, der wie ein hilfloses Kind getragen, und doch als Gott angebetet wird? Klein in der Krippe, jedoch unermesslich im Himmel, unscheinbar in den Windeln, jedoch glanzvoll über den Sternen. Warum gerätst du so in Verwirrung, Herodes? Jener König, der da geboren wurde, kam nicht in die Welt, um durch Kampf die Könige zu unterjochen, sondern um sie durch seinen Tod auf wunderbare Weise zu gewinnen. Er ward nicht geboren, um dein Nachfolger zu werden, sondern, damit die Welt fest an ihn glaube. Er kam nicht, um im Leben als Kämpfer anzutreten, sondern um im Tode den Sieg zu erringen. Das Kind, das jetzt von den Weisen als König der Juden begrüßt wird, ist auch der Schöpfer und Herr der Engel. Wenn du also jetzt schon bebst vor dem unmündigen Kinde, das geboren wurde, so mußt du noch weit mehr seine Allmacht fürchten, wenn er einmal Gericht hält. Fürchte in ihm nicht den Nachfolger auf deinem Königsthron, sondern den gerechtesten Verurteiler deines Unglaubens. Geht hin, spricht er, und zeigt es mir an, damit auch ich komme es anzubeten. Welch schlaue Verstellung! Welch schlimmer Unglaube und böse Heuchelei! Das Blut der Unschuldigen, das du so grausam vergossen hast, bezeugt, was du diesem Kinde antun wolltest.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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