Samstag, 12. November 2016

Homilie des heiligen Bischofs Augustinus, 1. Buch über die Bergpredigt

Quelle: Aus dem Römisches Brevier, aus dem Lateinischen für Christen, welche sich mit dem Priester erbauen wollen, von Marcus Adam Nickel, Dritte Auflage, Herbstteil 1855,  S.428.-452

Fest aller Heiligen

7. Lesung 
Lesung des heiligen Evangeliums nach Matthäus Kap 5, 1-12.
In jener Zeit, als Jesus die Schaaren sah, stieg er auf einen Berg, und als er sich niedergesetzt hatte traten seine Jünger zu Ihm ....

Homilie des heiligen Bischofs Augustin
1. Buch über die Bergpredigt

Wenn gefragt wird, worauf der Berg hindeute, so liegt folgende Auslegung ganz nahe, daß darunter die wichtigeren Gebote der Gerechtigkeit, der christlichen Vollkommenheit verstanden werden, weil nur die leichteren den Juden auferlegt worden. Es ist aber der Eine und derselbe Gott, Welcher durch die heiligen Propheten und seine übrigen Diener, nach der geordneten Beachtung und Würdigung der Zeiten, jenem Volke, das noch durch Furcht und Schranken musste gehalten werden, leichtere Gebote, durch Seinen eingeborenen Sohn aber dem Volke des neuen Bundes, das er schon durch Liebe freigemacht hatte, wichtigere Gebote vorgeschrieben. Wenn aber leichtere gebote den Unmündigen, schwerere den Mündigen gegeben werden, so geschieht das nach den weisesten Einrichtungen Dessen, Der allein verstand, zur rechten Zeit dem menschlichen Geschlechte das entsprechende nötige Heil zu bereiten

8. Lesung
Auch dürfen wir nicht staunen, daß größere Gebote vorgeschrieben werden zur Erlangung des Himmelreichs, und leichtere zur Erwebung irdischen Glücks, und zwar von Einem und demselben Gott, Der Himmel und Erde geschaffen hat. Von dieser Gerechtigkeit nun, welche eine größere ist, heißt es bei dem Propheten: "Deine Gerechtigkeit ist gleich Bergen Gottes." Ps. 35,7. Auch das ist von hoher Bedeutung, daß von dem Einen Lehrer, Der auch allein zur Verkündigung solcher großen und wichtigen Gebote tüchtig ist, auf dem Berge gepredigt wird. "Sitzend" aber lehrt der Herr, das deutet auf die hohe Würde des Lehramts, und so ziemt es dem Lehrer. "Da traten seine Jünger zu Ihm," damit, jene auch dem Leibe nach Ihm die Nächsten sein sollen, welche dem Herzen nach in der Erfüllung seiner Gebote die Eifrigsten und die Ähnlichsten waren. "Und Er tat Seinen Mund auf, lehrte sie und sprach." Dieser Ausdruck: "Er tat seinen Mund auf," zielt schon darauf hin, daß die Zuhörer eine längere und eine wichtigere Anrede, als gewöhnlich, zu erwarten hätten, oder man kann auch sagen; Der Heiland öffnet nun Selbst Seinen Mund, nachdem Er im Alten Testament den Mund der Propheten zu öffnen gepflegt hatte. (Hebr. 1,1.)
9. Lesung
Was sprach nun der Herr? "Selig sind die Armen im Geiste; denn ihrer ist das Himmelreich." Wir lesen in der heiligen Schrift von der Gierde nach zeitlichen Schätzen: "Auch das ist Eitelkeit und Vermessenheit des Geistes" Eccles. 6,9. Diese Vermessenheit des Geistes aber bedeutet Keckheit und Hochmut. Im gewöhnlichen Leben sagt man ja auch, daß die Stolzen: große Windmacher seien; und mit Recht, weil da auch der ausdruck: Geist und Wind öfters gleichbedeutend genommen wird. Daher es heißt: "Feuer, Hagel, Schnee, Eis, Sturmwind." Ps. 148. Weiß es doch Jeder, daß man die Stolzen: aufgeblsen nennt, gleichsam, als vom Wind aufgedunsen.

Am zweiten Tag in der Oktav des Allerheiligenfestes

7. Lesung
Christus konnte die Seligkeitsverheisung nicht passender beginnen, als mit der Armut im Geiste; denn durch sie allein werden wir zur höchsten Weisheit gelangen. "Der Anfang der Weisheit aber ist die Furcht Gottes;"  so wie auch geschrieben steht: "Der Anfang aller Sünde ist die Hoffart". Die Stozen aber wünschen und lieben das Reich der Erde. "Selig sind die Sanftmüthigen; denn sie werden das Erdreich besitzen." Jenes Erdreich, glaube ich, ist hier gemeint, von dem es im Psalme heißt: "Meine Hoffnung bist du, mein anteil im Lande der Lebendigen." Dieser Ausdruck: "Das Erdreich besitzen," deutet auf den ungestörten Genuß eines ewigen Erbes, wo das Herz in der empfindung seines Glückes, ohne weitere Sehnsucht, ausruht, wie der Leib im Schooße der Erde; wo selbst der Geist eine ihm eigenthümliche Nahrung findet, wie der Leib auf Erden die seinige; das ist die Ruhe, das Leben der Heiligen. Sanftmüthig aber ist, wer allem Unrecht ausweicht, Böses nie mit Bösem vergilt, sondern das Böse durch Gutes überwindet.
8. Lesung
"Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden." Unter diesen Trauernden werden jene verstanden, welche über den Verlust ihrer Geliebten Leid tragen; wer aber in Wahrheit zu Gott sich wendet, Ihn herzlich liebt, opfert ihm auch gern Alles, was er auf Erden besessen hat; er findet keine Freude mehr an dem, was ihn früher höchlich ergötzt hat; aber bis in einer Christenseele solche überwiegende Liebe zum Ewigen herrschend wird schlägt ihr die Traurigkeit manche tiefe und schmerzliche Wunde. Diese Leidtragenden aber werden von Heligen Geiste getröstet werden, welcher vorzüglich: "Der Tröster" genannt wird, auf daß sie gerne zeitliches opfernd ewiges dagegen eintauschen und in ewiger Freude frohlocken.
9. Lesung
"Selig, sind die Hunger und Durst haben nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden." Mit diesen Worten bezeichnet der Heiland jene, welche die wahren und ewigen Güter lieben; mit jener Speise aber werden sie gesättigt werden, von welcher der Herr Selbst aussagt: "Meine Speise ist es, daß ich den Willen meines Vaters thue." Dieser Wille aber ist die Gerechtigkeit, und jenes durstlöschende Wasser, welches, wie Christus ebenfalls spricht: In jenem der davon trinken wird, zu einem ins ewige Leben hinüberströmenden Borne wird. "Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen." Selig nennt der Heiland jene, welche den Elenden beispringen; und das wird ihnen so vergolten, daß sie selbst von allem elenden befreit werden.

Am dritten Tag in der Oktav des Allerheiligenfestes

7. Lesung 
"Selig sind die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott anschauen." Wie töricht sind mithin jene, welche Gott mit den Augen ihres Leibes suchen, da Ihn nur das Auge des Geistes schauen kann, wie geschrieben steht: "In der einfalt des Herzen suchet Ihn!" Ein einfältiges Herz ist aber das reine Herz; und gleichwie die Sonne, dieses Licht der Welt, nur mit gesunden, reinen Augen erschaut werden kann, ebenso kann auch Gott nur angeschaut werden, wenn das Werkzeug, durch welches Er angeschaut werden kann, ein reines ist. "Selig sind die Friedsamen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden." Der Friede ist jener Stand der Vollkommenheit, wo weder Streit noch Widerspruch stattfindet; und deshalb sind die Friedsamen: Kinder Gottes, weil in ihnen nichts Gott widerstreitet, und die Kinder ja stets die Ähnlichkeit des Vaters an sich tragen sollen.
8. Lesung
Friedsam in sich selbst aber sind jene, welche alle Bewegungen ihres Herzens in gehörigem Zaum und in gesetzlicher Ordnung halten, und der Vernunft unterwerfen; das heißt: dem Verstand und dem Geist, und die Lüste des Fleisches besiegen; solche sind gleichsam ein wahres Gottesreich. In diesem ist Alles so wohl geordnet, daß das, so in dem Menschen Vorzügliches, Herrliches, Erhabenes ist, über das herrscht, was wir mit dem Tiere gemein haben; in einem solchen Menschen ist das, was erhaben ist, was ihm seine eigenthümliche, hohe Würde verleih, nämlich: sein Verstand, sein Geist, einem noch Erhabeneren unterworfen, nämlich der Wahrheit, welche da ist: der Eingeborene Sohn Gottes. Denn dem niederen kann der Mensch nicht gebieten, wenn er sich nicht dem Höheren, Gott, unterwirft; und das ist dann jener Friede, welcher gegeben wird dem Menschen, die eines guten Willens sind; das ist das Leben des wahren, des vollendeten Weisen.
9. Lesung
Aus diesem so wohl geordneten und friedsamen Gottesreich ist hinausgeworfen der Fürst dieser Welt, der über die Gottlosen und über die, so die Unordnung lieben, Herrschaft ausübt. Wenn der wahre Gottesfriede in uns gegründet ist, dann mag dieser verstoßene Fürst von außen her alle Arten von Verfolgungen erregen, er vermehrt hiedurch nur den Ruhm, der vor Gott gilt; nichts vermag er an diesem Gebäude zu zerstören; sondern durch die Anfälle seiner Wuth offenbart er nur, wie festbegründet es stehe. Daher folgt: "Selig sind die die Verfolgung leiden, um der Gerechtigkeit willen; denn ihrer ist das Himmelreich."

Am fünften Tag in der Oktav des Allerheiligenfestes

7.Lesung
Der dritte Grad der christlichen Vollkommenheit ist: die Wissenschaft. Auf dieser Stufe trauern wir über den Verlust des höchsten Gutes, weil wir unser Herz an die Welt gefesselt hatten; auf der vierten Stufe aber treffen wir die Arbeitssamkeit; hier streben und bemühen wir uns mit aller anstrengung, daß unser Geist sich losreiße von allem, an was er mit verderblicher Lust festgehalten wurde; hier haben wir Hunger und Durst nach Gerechtigkeit; hier haben wir Kraft sehr nötig, weil der Mensch nie ohne schmerz opfert, was er mit Lust umfasst hatte; auf der fünften Stufe aber erhalten alle, so in dem Kampf ausgeharrt, einen mächtigen Beistand im Streite, denn, wenn nicht Jeder von einem Höheren unterstützt würde, so wäre er aus sich selbst unfähig, durch so viele heftige Angriffe  siegreich sich hindurchzuarbeiten; aber es ist auch eine gerechte Vorschrift, daß Jeder, welcher den Beistand eines Mächtigereren sucht, selbst auch den Schwächeren, gegen welchen er stärker ist, unterstütze. Daher heißt es: "Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen."
8. Lesung
 Auf der sechsten Stufe steht die Reinigkeit des Herzens, in gutem Gewissen und Bewusstsein ihrer Unschuld; die da tüchtig ist, zu schauen das höchste Gut, welches allein mit reinem, heiterem Auge angeschaut werden kann; auf der siebenten erscheint die Weisheit, nämlich die Anschauung der Wahrheit, welche da befriedigt den ganzen Menschen, und das ebenbild Gottes in ihm ausprägt, von diesen heißt es: "Selig sind die Friedsamen; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden." Die Achte kehrt gleichsam wieder zur ersten zurück, schließt sich an sie an, weil sie den Menschen als einen vollendeten darstellt und beweiset. Daher ist in der ersten und achten Seligkeitverheißung das Himmelreich genannt: "Selig sind die Armen im Geiste; denn ihrer ist das Himmelreich." und "Selig sind, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich."
9. Lesung
Da es heißt: "Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst, oder Hunger, oder Blöße, oder Gefahr, oder Verfolgung, oder Schwert?" Röm 8,35.; so sind es mithin 7 Stufen, welche zur Vollkommenheit führen; die achte aber verherrlicht, verklärt und offenbart die Vollkommenheit, damit wir lernen, daß alle Christen aus diesen sieben Stufen zur Vollkommenheit sich erschwingen sollen. Mit diesen sieben Lehrstufen scheint auch die Siebengabe des Heiligen Geistes übereinzustimmen, von welcher Isaias spricht; obwohl zwischen beiden eine verschiedene Ordnung herrscht; denn dort bei Isaias (11,2.) fängt die Darstellung von dem Vollkommeneren an, hier aber von dem Unvollkommenen, Niedern. Dort nämlich beginnt der Prophet mit der Gabe der Weisheit und endigt mit der Gabe der Gottesfurcht; aber: "die Gottesfurcht ist der Weisheit Anfang."

Am sechsten Tag in der Oktav des Allerheiligenfestes

7. Lesung
Wenn wir also stufenweise emporsteigen wollen, so ist die erste Stufe die Gottesfurcht, die zweite Frömmigkeit, die dritte Wissenschaft; die vierte Stärke; die fünfte Rat; die sechste Verstand; die siebente Weisheit. Die Furcht des Herrn ziemt den Demäthigen, von welchen es heißt: "Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich;" das ist: selig sind die Bescheidenen, die nicht aufgeblasen, eitel, hoffärtig sind; weshalb der Apostel spricht: "Sei nicht hoffärtig, sondern fürchte dich!" Röm. 11, 20. das heißt: erhebe dich nicht selbst. Die Frömmigkeit ziemt den Sanftmüthigen; denn jene, welche mit Frömmigkeit nachforschen, ehren das Wort Gottes, und tadeln nicht, was sie nicht verstehen; und wissen daher auch von keinem Widerstreite; denn das heißt: sanftmüthig sein; daher heißt es; "Selig sind die Sanftmüthigen, denn sie werden das Erdreich besitzen."
8. Lesung 
Die Wissenschaft geziemt den Trauernden, welche aus der Schrift gelernt haben, mit welchen Übeln sie behaftet seien, welche sie unwissend, als etwas Gutes und Nützliches früherhin selbst herbeigeführt haben, von welchem es hier heißt: "Selig sind die Trauernden." Die Stärke geziemt den Hungernden und Dürstenden; denn sie leiden durch ihre Begierde und das heiße Verlangen nach überirdischen Gütern, und wünschen stets ihre Liebe zu den irdischen, eitlen Gütern ertädten zu können; von diesen wird gesagt; "Selig sind, die Hunger und Durst haben nach der Gerechtigkeit." Der Rat geziemt den Barmherzigen; denn Barmherzigkeit ist das einzige Mittel, aus allen Übeln sich zu erlösen; wenn wir allen anderen ebenso vergeben, wie wir wünschen, daß uns vergeben werde; wenn wir anderen in solchen angelegenheiten helfen, worin auch wir von ihnen Beistand und Unterstützung verlangen; von solchen spricht der Heiland: "Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen."
9. Lesung
Der Geist des Verstandes bezieht sichganz passend auf die Reinen, damit sie mit gereinigtem Auge schauen mögen, was noch keines Menschenauge gesehen, kein Ohr gehört, und in keines Menschenherzen gekommen ist, von diesen heißt es: "Selig sind, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott anschauen." Die Weisheitendlich geziemt den Friedsamen, in deren Herz alles wohlgeordnet ist, und keine aufrührerischen Begierden aufsteigen, sondern alles dem Geist und Verstand Untertan ist, gleich wie auch der ganze Mensch selbst seinem Gott untergeben bleibt; von ihnen heißt es : "Selig sind die Friedsamen; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden." Das Reich der Himmel aber, welches hier unter verschiedenen Benennungen vorkommt, ist immer eines und dasselbe.

Am siebenten Tag in der Oktav des Allerheiligenfestes

7. Lesung
Auf der ersten Stufe steht, wie es sich ziemt, das Himmelreich, das ist: die höchste und vollendete Weisheit einer vernünftigen Seele ist Ringen nach diesem Reich; denn so heißt es: "Selig sind die Armen im Geiste; denn ihrer ist das Himmelreich;" gleichsam als hieße es: "Der Weisheit Anfang ist Gottesfurcht." Den Sanftmüthigen ist das Erbe verheißen, als solchen, welche den Willen des Vaters erfüllen streben: "Selig sind die Sanftmüthigen; denn sie werden das Erdreich besitzen." Den Trauernden ist Trost verheißen, als solchen, die das erkennen, was sie verloren haben, und wie sie tief im Elende liegen; "Selig sind die Trauernden; denn sie werden getröstet werden." Den Hungernden und  Dürstenden ist Sättigung versprochen, als Erquickung in ihrem Kampf, als tapfern Streitern für die Sache des Heiles: "Selig sind die Hunger und Durst haben nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden."
8. Lesung
Den Barmherzigen ist Barmherzigkeit verheißen, als solchen, welche die wahre und beste Lebensregel, den besten Rath befolgen, nämlich, daß ihnen von den Möchtigeren verliehen werde, was sie selbst den Schwächeren verleihen: "Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen." Denen die reines Herzens sind, ist die Gnade versprochen, Gott selbst anschauen zu dürfen; weil sie ein reines Auge haben, tüchtig zum Erkennen des Ewigen, Göttlichen: "Selig die ein reines Herz haebn; denn sie werden Gott anschauen". Die Friedsamen haben die Verheißung des ebenbildes Gottes, als Menschen, welche wahrhaft weise und gestaltet sind nach dem Bilde Gottes durch die Wiedergeburt des neuen Menschen: "Selig sind die Friedsamen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden;" und dieses alles kann schon in diesem Leben in Erfüllung gehen, wie wir es sehen bei dem Apostel des Herrn. Denn jene vollkommene, und der englischen Gestalt ähnliche Veränderung kann mit Menschenworten nicht geschildert werden.
9. Lesung
"Selig sind die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen; denn ihrer ist das Himmelreich." Das ist der achte Ausspruch, welcher sich wieder an den ersten anreiht. Was nun diese achte Seligkeit betrifft, die einen ganz vollkommenen Christen vorraussetzt, da er nicht nur die vorhergegangenen Lehrpunkte beobachtet, sondern für dieselben sich auch verfolgen lässt, kann vielleicht in dem alten Bunde durch die Beschneidung am achten Tage, oder im neuen durch die Auferstehung nach vollbrachtem Sabbat, welcher ebenfalls der achte Tag ist, angedeutet worden sein. Auch pflegt die Kirche ihre großen Feste während acht Tagen zu feiern, und Pfingsten selbst ist in gewissem Verstande der achte Tag, da von Ostern an sieben mal sieben Tage gerechnet, neunundvierzig Tage ausmachen, nach welchen zu Anfang der achten Woche der fünfzigste Tag der PFingsttag ist; damit uns in der nämlichen Achtzahl das Himmelreich zu Theil werde, in welcher der Heilige Geist vom Himmel gesandt worden ist.. Durch den Heiligen Geist aber, von dem alles Gute herkommt, werden wir in dieses himmlische Reich geführt, dort empfangen wir das Erbe, werden getröstet und gesättigt, erlangen Barmherzigkeit, werden gereinigt, erhalten den ewigen Frieden; und als durch Ihn Vollendete wollen wir gerne hienieden alle Kämpfe und Trübsale für Wahrheit und Gerechtigkeit dulden.


 Oktav des Allerheiligenfestes

 7. Lesung
 "Selig seid ihr, wenn euch die Menschen schmähen und verfolgen, und alles Böse mit Unwahrheit wider euch reden um Meinetwillen; freuet und frohlocket; denn euer Lohn ist groß im Himmel." Es wisse also jeder, welcher immerhin die Freuden dieser Welt und ihre Güter sucht, daß unsere Glückseligkeit eine innere sei, wie es auch von der in Gott lebenden Seele heißt: "Alle Herrlichkeit der Tochter des Königs ist innwendig." Ps. 44,14. Denn Beschimpfungen, Verfolgungen, Verleumdungen, welche den äußeren Menschen berühren, werden uns hier geweissagt; aber zugleich eine große Belohnung für sie im Himmel verheißen, und allen verheißen, welche dieselbe mit Ergebung dulden, und jetzt schon sagen können: "Wir rühmen uns der Trübsal, weil wir wissen, daß Trübsal Geduld wirket, Geduld Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, und die Hoffnung macht nicht zu Schanden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unseren Herzen durch den Heiligen Geist, Der uns gegeben ist." Röm 5, 3-5
8. Lesung
Alle obengenannten Leiden dulden, ist aber noch kein Verdienst; heilsam ist diese Ertragung nur alsdann, wenn sie geschieht um des Namens Jesu willen, mit Ergebung und herzlicher Freude. Denn auch Ketzer, welche unter der Larve des christlichen Namens die Seelen verführen, leiden vieles dergleichen, und werden doch von diesem verheißenen Lohn ausgeschlossen; weil es nicht blos heißt: "Selig sind die die Verfolgung leiden," sondern noch beigefügt ist: "um der Gerechtigkeit willen." Wo aber der wahre Glaube nicht ist, da kann auch die Gerechtigkeit nicht sein, weil "der Gerechte aus dem Glauben lebt." Auch die von der Kirche Getrennten, in Spaltung Lebenden dürfen sich von diesem Lohne nichts versprechen; weil, wo die Liebe nicht wohnt, auch die Gerechtigkeit nicht wohnen kann; "Die Liebe des Nächsten aber übt nichts Böses." Hätten diese aber die Liebe: so würden sie den Leib Christi, die Kirche nicht ärgern, und von ihrer Einheit sich nicht trennen.

 

 

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