Sonntag, 9. Oktober 2016

Mutterschaft der allerseligsten Jungfrau Maria (Brevier)

 11. Oktober

Predigt des hl. Papstes Leo:

Die königliche Jungfrau aus Davids Geschlecht wird auserkoren; sie soll eine heilige Frucht in ihrem heiligen Schoße tragen, sie darf das göttlich- menschliche Kind zuerst im Geiste, dann im Fleische aufnehmen. Und damit sie in Unkenntnis über den göttlichen Ratschlag nicht erschrecke über die Wunderdinge, die an ihr geschehen sollen, darum erfährt sie im Gespräch mit einem Engel, was der Heilige Geist in ihr wirken soll. Und sie fürchtet keine Verletzung ihrer Jungfräulichkeit, wenn sie jetzt Gottesmutter werden soll. Warum sollte sie auch an der ungewohnten Art ihrer Empfängnis Zweifel haben, da ihr doch versichert wird, daß sie durch die Kraft des Allerhöchsten gewirkt wird. Ihr Glaube wird auch noch gestärkt durch die Bezeugung eines schon gewirkten Wunders. Elisabeth wird unerwartet Fruchtbarkeit geschenkt. So kann also kein Zweifel mehr bestehen; wenn er einer Unfruchtbaren die Empfängnis verliehen hat, kann er sie auch einer Jungfrau schenken. Das Wort also, der Sohn Gottes, der im Anfang bei Gott war, durch den alles gemacht ist, wurde Mensch, um uns Menschen vom ewigen Tod zu erretten. Unser Herr Jesus Christus kam in dieses Erdental; er stieg vom Himmelsthron herab, ohne die Herrlichkeit beim Vater zu verlassen. Auf eine ganz neue Art, durch eine ganz eigenartige Geburt erhielt er das menschliche Leben. Auf eine ganz neue Art: Denn, unsichtbar seinem Wesen nach, ward er sichtbar in unsrer Natur; er, der unfaßbare, wollte erfaßt werden; er, der schon vor aller Zeit war, begann in der Zeit zu leben. Durch eine ganz neue Geburt erhielt er das Leben: Von einer Jungfrau wurde er empfangen, von einer Jungfrau geboren, ohne fleischliche Begierde von seiten des Vaters, ohne Verletzung der Jungfräulichkeit der Mutter. Eine solche Geburt ziemte sich für den kommenden Erlöser des Menschengeschlechtes; er mußte die Natur und das Wesen der Menschen besitzen, ohne die Befleckung des menschlichen Fleisches zu kennen. Ungleich war sein Ursprung, doch gleich seine Natur. Mit menschlicher Art und Gewohnheit hat es nichts zu tun, was wir glauben, vielmehr liegt es in Gottes Macht begründet, das die Jungfrau empfing, die Jungfrau gebar und daß sie dennoch Jungfrau blieb.

Papst Pius XI.:

Als im Jahre 1931 unter Zustimmung des ganzen katholischen Erdkreises feierlich das 1500 jährige Jubiläum begangen wurde, seitdem auf dem Konzil von Ephesus die seligste Jungfrau Maria, von der Christus geboren wurde, gegenüber der Irrlehre des Nestorius von den Vätern unter Führung des Papstes Cölestin als Mutter Gottes verkündet wurde, beschloß Papst Pius XI., die Erinnerung an dieses glückliche Ereignis durch ein Zeichen seiner Güte für ewige Zeiten festzuhalten. In Rom bestand schon ein herrliches Denkmal zur Erinnerung an die Konzilsentscheidung zu Ephesus, der Triumphbogen in der Basilika St. Maria Maggiore auf dem Equilin; von seinem Vorgänger Sixtus III. War dieser mit einem wundervollen Mosaikbild geschmückt worden, hatte jedoch durch die Ungunst der Zeit etwas gelitten. Diesen ließ nun zugleich mit dem Querschiff der Kirche Pius XI. in seiner Freigiebigkeit wieder glücklich herrichten. Ferner schilderte er in einer Enzyklika die hohe Bedeutung des allgemeinen Konzils von Ephesus und legte darin mit liebevollen, ausführlichen Worten den unsagbar erhabenen Vorzug der Gottesmutterwürde der seligen Jungfrau Maria dar. So konnte sich also diese hohe, geheimnisvolle Lehre immer tiefer in die Herzen der Gläubigen einprägen. Zugleich stellte er die Gottesmutter Maria, die hochgebenedeite unter allen Frauen, sowie die Familie von Nazareth als das edelste Vorbild für die Erhabenheit und Heiligkeit einer reinen Ehe und für die gottgefällige Erziehung der Jugend hin. Und damit auch in der Liturgie ein bleibendes Denkmal sei, verordnete er schließlich, daß das Fest der göttlichen Mutterschaft der seligen Jungfrau Maria jedes Jahr am 11. Oktober als Duplex 2. Klasse mit eigener Messe und eigenem Stundengebet von der ganzen Kirche gefeiert werden solle.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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