Freitag, 7. Oktober 2016

Hll. Schutzengel aus dem Brevier

2. Oktober

Predigt des hl. Abtes Bernard:

Seinen Engeln hat er deinetwegen befohlen. Fürwahr, eine wunderbare Gnade und ein großer Beweis von Liebe! Wer hat denn befohlen? Wem? Weswegen? Was hat er befohlen? Brüder! Erwägen wir aufmerksam diesen hohen Auftrag und prägen wir ihn sorgfältig in unser Gedächtnis ein! Wer hat also befohlen? Wessen Engel sind es? Wessen Befehlen gehorchen sie? Wessen Willen befolgen sie? Es heißt: Seinen Engeln hat er deinetwegen befohlen, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Ja, sie zögern nicht, dich sogar auf ihren Händen zu tragen. Der Allerhöchste hat also den Engeln befohlen, und zwar seinen Engeln. Den erhabenen Geistern, die so selig sind und ihm so nahe stehen und wahrhaft seine Hausfreunde sind, diesen hat er deinetwegen befohlen. Wer bist du denn? Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, oder der Menschensohn, daß du seiner achtest? Als ob der Mensch nicht ein verwesliches Wesen und der Menschensohn nicht ein Wurm wäre! Doch was hat er deinetwegen den Engeln befohlen? Daß sie dich behüten. Welche Ehrfurcht muß dieses Wort dir einflößen, welche Liebe dir ins Herz legen, welches Vertrauen in dir wecken! Ehrfurcht wegen ihrer Gegenwart, Liebe wegen ihrer Güte, Vertrauen wegen ihres Schutzes. Wandle behutsam, denn die Engel sind bei dir auf allen deinen Wegen, so wie es ihnen befohlen ist. An jedem Ort, in jedem Winkel habe Ehrfurcht vor deinem Engel! Wage nicht, in seiner Gegenwart etwas zu tun, was du vor meinen Augen nicht tun würdest! Oder zweifelst du etwa an seiner Gegenwart, weil du ihn nicht sehen kannst? Was würdest du tun, wenn du ihn hören oder betasten könntest? Bedenke, daß man nicht bloß mit den Augen das Vorhandensein von Dingen wahrnehmen kann. Brüder! Wir wollen darum in ihm seine Engel innig lieben! Sie sind dereinst unsere Miterben, vorerst aber unsere vom Vater bestellten und beigegebenen Führer und Beschützer. Was wollen wir unter solchen Wächtern fürchten? Sie können nicht überwunden und nicht getäuscht werden, noch weniger können sie uns täuschen; sie behüten uns auf allen unseren Wegen. Sie sind treu, klug und mächtig; was sollen wir ängstlich sein? Folgen wir ihnen nur, halten wir uns fest an sie und wir werden im Schutze des Himmelsgottes wohnen. So oft dich also eine ganz schwere Versuchung bedrängen will, rufe deinen Schützer an, deinen Führer, deinen Helfer in Glück und Unglück; rufe ihn an und sprich: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde. 

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen