Donnerstag, 3. September 2015

Satis cognitum - Leo XIII. 29. Juni 1896 (über die Einheit der Kirche)

Deutsche Übersetzung Quelle: kathpedia
Latein orginal  ASS XXVIII [1895-96] 708-739


an alle Ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe, Bischöfe
der katholischen Welt, die in Gnade und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhle stehen

Ehrwürdige Brüder, Gruß und Apostolischen Segen

Es ist Euch zur Genüge bekannt, dass der Wunsch, die Irrenden zu jener Herde zurückzuführen, welche der Gewalt Jesu Christi, des obersten Seelenhirten, untersteht, einen beträchtlichen Teil Unserer Gedanken und Sorgen ausmacht. Mit diesem Anliegen beschäftigt, glaubten Wir, zur Verwirklichung dieses Heilswerkes einen wesentlichen Beitrag leisten zu können, indem Wir das Bild der Kirche in ihren Hauptzügen darstellen. Der erste und beachtenswerteste dieser Züge ist jedoch die Einheit, die der göttliche Gründer der Kirche als Merkmal der Wahrheit und unüberwindlichen Kraft ihr für alle Zeiten eingeprägt hat. Wer die Kirche betrachtet, muss von der ihr angeborenen Schönheit und Pracht mächtig beeindruckt werden; und es ist wohl anzunehmen, dass bei Betrachtung der Kirche die Unwissenheit schwindet und diesbezügliche falsche Ansichten und Vorurteile überwunden werden. Ja, es kann sich sogar im Herzen der Menschen eine Liebe zur Kirche entzünden, ähnlich jener Liebe, mit der Jesus Christus sie um den Preis seines göttlichen Blutes erkauft und sich zur Braut auserkoren hat. Denn Christus hat die Kirche geliebt und sich selbst für sie dahingegeben (1).

Wer die Kirche bisher nicht recht erkannt oder aus eigener Schuld verlassen hat, muss die Rückkehr zur liebenden Mutter zwar nicht wie Christus mit dem eigenen Blut, aber doch mit einiger, wenn auch geringerer Mühe und Beschwerde bezahlen. Dabei wird es jedermann einleuchten, dass dieses Opfer dem Menschen nicht von Menschen, sondern durch Gottes Befehl und Anordnung auferlegt wurde. Aus eben diesem Grunde wird man auch mit Hilfe der göttlichen Gnade leicht an sich selber erfahren und einsehen, wie wahr Gottes Wort ist: Mein Joch ist sanft und meine Bürde ist leicht (2). Deshalb setzen Wir Unsere feste Hoffnung auf den Vater des Lichtes, von dem jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk herabkommt (3), und inständig bitten Wir ihn, der allein das Wachstum gibt (4), er möge Uns gnädig die Kraft der Überzeugung verleihen.

708
EPISTOLA ENCYCLICA Sanctissimi Domini nostri Leonis divina providentia Papae XIII
ad Patriarchas Primates Archiepiscopos Episcopos aliosque locorum ordinarios
De unitate Ecclesiae.
Satis cognitum vobis est, cogitationum et curarum Nostrarum
partem non exiguam illuc esse conversam, ut ad ovile in
potestate positum summi pastoris animarum Iesu Christi revocare
devios conemur. Intento hac in re animo, non parum conducere
salutari consilio propositoque arbitrati sumus, Ecclesiae
effigiem ac velut lineamenta describi: in quibus praecipua consideratione
dignissima unitas est, quam in ea, velut insigne
veritatis invictaeque virtutis, divinus auctor ad perpetuitatem
impressit. Multum in intuentium animis nativa Ecclesiae pulchritudo
speciesque posse debet: neque abest a veri similitudine,
tolli eius contemplatione posse inscientiam; sanari opiniones
falsas praeiudicatasque, maxime apud eos qui non sua ipsorum
culpa in errore versentur: quin imo excitari etiam in hominibus
posse Ecclesiae amorem utique similem caritati, qua Iesus
Christus eam sibi sponsam, divino cruore redemptam, opta vit:
Christus dilexit Ecclesiam, et se ipsum tradidit pro ea (1). Reversuris
ad amantissimam parentem, aut non probe cognitam
adhuc, aut iniuria desertam, si reditum stare oporteat non sanguine
quidem, quo tamen pretio est Iesu Christo quaesita, sed
labore aliquo molestiaque multo ad perpetiendum leviore, saltem
perspicuum erit non voluntate humana id onus homini, sed
iussu nutuque divino impositum, ob eamque rem, opitulante
gratia caelesti, facile veritatem experiendo intelligent divinae eius
sententiae: Iugum enim meum suave est, et onus meum leve (2).
Quamobrem spe maxima in Patre luminum reposita, unde omne
datum optimum et omne donum perfectum descendit (3), ab eo
scilicet, qui incrementum dat (4) unus, enixe petimus, ut Nobis
vim persuadendi impertire benigne velit.
(1) Ephes. V, 25.
(2) Matth. XI, 30.
(3) Ep. lac. I, 17.
(4) I. Corinto. III, 6.
 


 Obgleich Gott alles, was durch Geschöpfe zustande kommt, auch durch eigene Kraft vollbringen kann, so hat er doch im gnädigen Ratschluss seiner Vorsehung es vorgezogen, den Menschen seine Hilfe durch Menschen zukommen zu lassen; wie Gott in der rein natürlichen Ordnung die Menschen gewöhnlich nur mit Hilfe und unter Mitwirkung von Menschen zu ihrer naturgemäßen Vollendung gelangen lässt, ebenso verhält es sich in der übernatürlichen Ordnung mit der Heiligung und Rettung des Menschen. Nun aber ist es klar, dass der Mensch dem Mitmenschen nichts vermitteln kann, außer durch äußere und sinnlich wahrnehmbare Zeichen. Darum hat der Sohn Gottes die menschliche Natur angenommen, er, der sich, da er in Gottes Gestalt war ..., selbst entäußerte, Knechtsgestalt annahm und den Menschen gleich wurde (5). Auf diese Weise hat er während seines irdischen Daseins den Menschen seine Lehre und seine Gebote mündlich mitgeteilt.
Da sein göttliches Werk ewig und beständig sein sollte, hat er sich einige Jünger als Anhänger seiner Lehre zugesellt und sie mit seiner Gewalt ausgestattet; und nachdem er den Geist der Wahrheit vom Himmel auf sie herabgefleht hatte, befahl er ihnen, den Erdkreis zu durchwandern und seine Lehren und Vorschriften allen Völkern getreu zu verkünden, damit sich die Menschheit durch den Glauben an seine Lehre und durch den Gehorsam gegen seine Gesetze die Heiligkeit auf Erden und die ewige Seligkeit im Himmel erwerbe.
Auf diese Weise und nach diesen Grundsätzen ist die Kirche entstanden. Wenn wir ihren letzten Zweck sowie ihre zur Heiligkeit führende Wirksamkeit ins Auge fassen, so ist sie selbstverständlich rein geistiger Natur; wenn wir aber ihre Mitglieder betrachten, sowie die Mittel, wodurch uns die geistlichen Gaben zuteil werden, so tritt sie äußerlich und notwendigerweise sichtbar in Erscheinung: Das Predigtamt empfingen die Apostel durch sichtbare und hörbare Zeichen, und sie übten dieses Amt auch nur aus durch Worte und Taten, die gleichfalls sinnenfällig waren. So klang ihr Wort von außen an das Ohr und erweckte in den Seelen den Glauben: Der Glaube kommt aus dem Hören, das Hören aber von der Predigt des Wortes Jesu Christi (6). Dieser Glaube nun, der eine zustimmende Anerkennung der ersten und höchsten Wahrheit ist, vollzieht sich zwar an und für sich im Geiste, er muss jedoch nach außen hervortreten durch ein offenes Bekenntnis: Mit dem Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit, mit dem Munde aber geschieht das Bekenntnis zum Heil (7).

Etsi Deus, quaecumque a naturis creatis efficiuntur, omnia
ipse efficere sua solius virtute potest, nihilominus tamen ad iuvandos
homines ipsis uti hominibus, ex benigno providentiae
EPISTOLA ENCYCLICA. 709
consilio, maluit : et quemadmodum in rerum genere naturalium
perfectionem debitam, ita in iis, quae modum naturae transibunt,
sanctitatem homini ac salutem non nisi hominum opera
ministerioque impertire consuevit. Sed perspicuum est, nihil inter
homines communicari, nisi per externas res quae sensibus
percipiantur, posse. Hac de caussa humanam naturam assumpsit
Dei Filius, qui cum in forma Dei esset... semetipsum exinanivit,
formam servi accipiens, in similitudinem hominum factus
(1): atque ita, in terris agens, doctrinam suam suarumque
praecepta legum hominibus, colloquendo, tradidit.
Cum divinum munus eius perenne ac perpetuum esse oporteret,
idcirco nonnullos ille sibi adiunxit alumnos disciplinae
suae, fecitque potestatis suae participes: cumque Spiritum veritatis
in eos devocasset e caelo, praecepit, peragrarent orbem
terrarum, quodque ipse docuerat quodque iusserat, id omne fideliter
universitati gentium praedicarent : hoc quidem proposito,
ut eius et professione doctrinae et obtemperatione legibus posset
hominum genus sanctitatem in terris, felicitatem adipisci in caelo
sempiternam. — Hac ratione atque hoc principio Ecclesia genita:
quae quidem, si extremum illud quod vult, caussaeque proximae
sanctitatem efficientes spectentur, profecto est spiritualis:
si vero eos consideres, quibus cohaeret, resque ipsas quae ad
spiritualia dona perducunt, externa est necessarioque conspicua.
Docendi munus accepere Apostoli per cognoscenda visu auditoque
signa : idque illi munus non aliter executi quam dictis factisque,
quae utique sensus permoverent. Ita quidem illorum
vox extrinsecus illapsa per aures, fidem ingenera vit in animis:
Fides ex auditu, auditus autem per verbum Christi (2). Ac fides
ipsa, scilicet assensio primae supremaeque veritati, mente quidem
per se comprehenditur, sed tamen eminere foras evidenti
professione debet: Corde enim creditur ad iustitiam : ore autem
confessio fit ad salutem (3). 

(1) Philippens. II, 6-7.
(2) Roman. X, 17.
(3) Ib. 10.

 
Ebenso gibt es nichts, was tiefer im Innern des Menschen verankert wäre, als die himmlische Gnade, welche die Heiligung bewirkt; die gewöhnlichen und vorzüglichsten Gnadenmittel hingegen sind äußerlich. Wir meinen die Sakramente, die von eigens beauftragten Menschen mittels bestimmter äußerer Handlungen gespendet werden. Jesus Christus befahl den Aposteln und ihren ständigen Nachfolgern, die Völker zu lehren und zu leiten; den Völkern aber befahl er, die Lehre der Apostel anzunehmen und sich ihrer Gewalt in Gehorsam zu unterwerfen. Jenes gegenseitige Verhältnis von Rechten und Pflichten konnte jedoch in der Gemeinschaft der Christen nicht Bestand haben, ja nicht einmal eingeführt werden ohne die Vermittlung der Sinne, die uns Kenntnis und Kunde von den Dingen geben.
Aus diesem Grunde wird die Kirche in der Heiligen Schrift oft als Leib, und auch als Leib Christi bezeichnet: Ihr aber seid der Leib Christi (8). Gerade weil die Kirche ein Leib ist, ist sie mit den Augen wahrnehmbar; weil sie aber der Leib Christi ist, so ist sie ein lebendiger, selbsttätiger und wachsender Leib, denn Jesus Christus schützt und erhält ihn durch seine Kraft; ähnlich wie der Weinstock die mit ihm verbundenen Rebzweige nährt und fruchtbar macht. Und wie bei den Lebewesen das Lebensprinzip zwar unsichtbar und durchaus verborgen ist, sich aber deutlich offenbart in der Bewegung und Tätigkeit ihrer Glieder, so tritt auch in der Kirche das Prinzip des übernatürlichen Lebens klar in Erscheinung durch die Werke, die sie vollbringt.
Daraus ergibt sich, dass jene in einem großen und gefährlichen Irrtum befangen sind, die sich nach Willkür eine verborgene und ganz unsichtbare Kirche ausdenken; genau wie jene, die in ihr irgendeine menschliche Anstalt sehen wollen mit einer Art äußerer Disziplin und einem äußeren Kultus, aber ohne immerwährende Vermittlung göttlicher Gnaden, ohne jene Zeichen, die täglich offenkundig dartun, dass die Kirche ihr Leben aus Gott empfängt.
Die Kirche kann nämlich nicht eins ohne das andere sein; das wäre ebenso widersinnig wie die Behauptung, der Mensch sei nur Leib oder nur Seele. Die Vereinigung und Zusammengehörigkeit dieser zwei Bestandteile ist zum Wesen der wahren Kirche ebenso notwendig, wie etwa die innige Vereinigung von Seele und Leib für die menschliche Natur. Die Kirche ist nicht etwas Lebloses, sondern der mit übernatürlichem Leben ausgestattete Leib Christi. Christus, ihr Haupt und Vorbild, wäre auch nicht vollständig, wollten wir in ihm nur die sichtbare menschliche Natur erblicken, wie ein Photius und ein Nestorius, oder nur die unsichtbare göttliche Natur, wie die Monophysiten. Er ist vielmehr ein Wesen aus beiden und in beiden Naturen, der sichtbaren wie der unsichtbaren. So ist auch sein mystischer Leib nur deshalb die wahre Kirche, weil ihre sichtbaren Bestandteile Kraft und Leben empfangen aus den übernatürlichen Gnaden und jenen übrigen Gaben, aus denen ihr eigentümliches Wesen und ihre Natur hervorgeht.

710 EPISTOLA ENCYCLICA
(1) I. Corinth. XII, 27.
Simili modo nihil est homini gratia
caelesti, quae gignit sanctitudinem, interius: sed externa sunt
ordinaria ac praecipua participandae instrumenta gratiae: sacramenta
dicimus, quae ab hominibus ad id nominatim lectis,
certorum ope rituum, administrantur. Iussit Iesus Christus Apostolis
perpetuisque Apostolorum successoribus, gentes ut edo-

cerent ac T e g e r e n t : iussit gentibus, ut illorum et doctrinam acciperent
et potestati obedienter subessent. Verum isthaec in
christiana republica iurium atque officiorum vicissitudo non
modo permanere, sed ne incohari quidem potuisset nisi per interpretes
ac nuntios rerum sensus. — Quibus de caussis Ecclesiam
cum corpus, tum etiam corpus Christi tam crebro sacrae
litterae nominant: Vos autem estis corpus Christi (1). Propter
eam rem quod corpus est, oculis cernitur Ecclesia: propterea
quod est Christi, vivum corpus est actuosum et vegetum, quia
eam tuetur ac sustentat, immissa virtute sua, Iesus Christus, in
eum fere modum quo cohaerentes sibi palmites alit ac fructuosos
facit vitis. Quemadmodum autem in animantibus principium
vitae in occulto est ac penitus abditum, indicatur tamen atque
ostenditur motu actuque membrorum, sic in Ecclesia supernaturalis
principium vitae perspicue ex iis, quae ab ipsa aguntur,
apparet.
Ex quo consequitur, in magno eodemque pernicioso errore
versari, qui ad arbitrium suum fingunt Ecclesiam atque informant
quasi latentem minimeque conspicuam : item qui perinde
habent atque institutum quoddam humanum cum temperatione
quadam disciplinae ritibusque externis, at sine perenni communicatione
munerum gratiae divinae, sine rebus iis, quae haustam
a Deo vitam quotidiana atque aperta significatione testentur.
Nimirum alterutram esse posse Iesu Christi Ecclesiam tam repugnat,
quam solo corpore, vel anima sola constare hominem.
Complexio copulatioque earum duarum velut partium prorsus
est ad veram Ecclesiam necessaria, sic fere ut ad naturam humanam
intima animae corporisque coniunctio. Non est Ecclesia
intermortuum quiddam, sed corpus Christi vita supernaturali
praeditum. Sicut Christus, caput et exemplar, non omnis est,,
si in eo vel humana dumtaxat spectetur natura visibilis, quod
Photiniani ac Nestoriáni faciunt; vel divina tantummodo natura
invisibilis, quod solent Monophysitae: sed unus est ex utraque
et in utraque natura cum visibili tum invisibili ; sic corpus eius
mysticum non vera Ecclesia est nisi propter eam rem, quod
eius partes conspicuae vim vitamque ducunt ex donis supernaturalibus
rebusque ceteris, unde propria ipsarum ratio ac natura
efflorescit.
EPISTOLA ENCYCLICA 711
(1) Hom. De capto Eutropio, n. 6.
(2) In Psal. LXXI, n. 8.
(3) Enarratio in Psal. CHI, sermo II, n. 5.
Da aber die Kirche nach Gottes Willen und Anordnung so beschaffen ist, muss sie auch stets so beschaffen bleiben für alle Zeiten; andernfalls wäre sie nicht für alle Zeiten gegründet, und der Zweck, den sie anstrebt, wäre räumlich und zeitlich beschränkt; beides steht aber mit der Wahrheit in Widerspruch. Jene Verbindung von sichtbaren und unsichtbaren Bestandteilen muss so lange fortdauern, als die Kirche bestehen soll, denn sie gehört zum Wesen der Kirche und ist ihr durch Gottes Willen verliehen. Deshalb sagt der heilige Chrysostomus: „Trenne dich nicht von der Kirche, denn nichts ist so stark wie die Kirche. Die Kirche ist deine Hoffnung, die Kirche dein Heil, die Kirche dein Zufluchtsort. Sie steht höher als der Himmel und ist größer als die Erde. Sie altert nie, stets bleibt sie jung an Kraft. Um daher ihre Festigkeit und Dauerhaftigkeit zu schildern, nennt sie die Heilige Schrift einen Berg (9). Und Augustinus lehrt: „Sie (die Heiden) meinen, die christliche Religion werde nur auf bestimmte Zeit in dieser Welt bestehen, und dann nicht mehr sein. Sie wird aber bestehen, solange die Sonne auf- und untergeht, d. h. solange die Zeiten dauern, wird auch die Kirche Gottes, nämlich der mystische Leib Christi, auf Erden bestehen (10). An einer anderen Stelle sagt derselbe Lehrer: „Die Kirche wird wanken, wenn ihr Fundament wanken sollte; aber wie wäre es möglich, dass Christus wanken sollte? ... Solange Christus nicht wankt, wird sie in Ewigkeit nicht erschüttert. Wo sind jene, die sagen, die Kirche sei aus der Welt verschwunden, da die Kirche nicht einmal erschüttert werden kann?“ (11)
Wer die Wahrheit sucht, muss auf diesen Grundlehren aufbauen: Christus hat die Kirche gegründet und eingerichtet. Will man also untersuchen, welches ihr Wesen ist, so muss man vor allem wissen, was Christus gewollt und tatsächlich getan hat. Gemäß dieser Norm ist insbesondere die Einheit der Kirche zu bestimmen, von der Wir zum allgemeinen Nutzen in diesem Schreiben einiges sagen wollen.
Tatsächlich geht die Einheit der wahren Kirche Jesu Christi nach jedermanns Urteil so klar aus den herrlichen und zahlreichen Zeugnissen der Heiligen Schrift hervor, dass kein Christ sie zu bestreiten wagt. Aber in der näheren Beurteilung und genaueren Bestimmung des Wesens dieser Einheit hat vielfacher Irrtum manche vom rechten Wege abgebracht. Nicht nur die Gründung der Kirche, sondern auch ihre Verfassung gehört zu den Werken, die aus einem freien Willensakt hervorgehen. Deshalb hat die Beurteilung sich einzig an das zu halten, was wirklich geschehen ist, und sie hat nicht zu untersuchen, welche Form die Einheit der Kirche etwa haben könnte, sondern welche Einheit ihr Stifter beabsichtigt hat.
Fassen wir das ins Auge, was wirklich geschehen ist, so hat Christus die Kirche nicht in der Weise gebildet und gestaltet, als sollte sie eine Vereinigung von mehreren Gemeinschaften sein, die zwar einander in der Art ähnlich wären, sich aber von einander unterscheiden würden und nicht durch solche Bande geeint wären, welche die eine und einzige Kirche bilden könnten, in dem Sinne, wie wir im Glaubensbekenntnis sagen: „Ich glaube an die eine ... Kirche“.
„Zur Einheit ist die Kirche ihrem Wesen nach bestimmt, da sie auch wirklich einzig und eins ist, aber die Irrlehrer wollen sie in viele Kirchen zerstückeln. Wir sagen also, die alte und katholische Kirche ist nur eine einzige ihrem Wesen und ihrer Überzeugung nach, ihrem Ursprung und ihrer Würde nach. Die erhabene Würde der Kirche wie der Grundgedanke ihres Aufbaues stammt übrigens aus der Einheit und übertrifft alles andere und hat nicht ihresgleichen“ (12). Als Jesus Christus von diesem mystischen Bau sprach, erwähnte er nur eine Kirche, er nannte sie Seine Kirche: Ich werde meine Kirche bauen (13). Jede andere außer dieser, welche auch immer man sich denken mag, kann die wahre Kirche Christi nicht sein, da sie nicht von Christus gestiftet ist.

Noch klarer leuchtet dies ein, wenn man den Plan des göttlichen Stifters ins Auge fasst. Was hat Christus der Herr mit der Kirche oder mit der Stiftung der Kirche bezweckt; welches war seine Absicht? Nur dieses eine: er wollte dasselbe Amt und denselben Auftrag, die er vom Vater empfangen, für immer der Kirche übertragen. Das hat er gewollt, das hat er auch tatsächlich ausgeführt. Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch (14). Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende auch ich sie in die Welt (15). Nun besteht aber Christi Aufgabe darin, vom Wege des Unheils auf den Weg des Heiles zurückzuführen, was verloren war (16), das heißt nicht bloß einige Völker und Ortschaften, sondern die ganze Menschheit ohne Unterschied des Ortes und der Zeit: Der Menschensohn ist gekommen. .., damit die Welt durch ihn gerettet werde (17). Denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir selig werden sollen (18). Deshalb muss die Kirche das durch Jesus Christus erworbene Heil, sowie alle Gnaden, die daraus hervorgehen, allen Menschen und allen Zeiten in reichem Maße vermitteln. Eben darum muss sie gemäß dem Willen ihres Stifters in allen Weltteilen und für alle Zeiten dieselbe sein. Wenn es noch eine andere Kirche geben könnte, so müsste man die Grenzen der Erde verlassen und eine neue, unbekannte Menschheit ersinnen.

Cum autem Ecclesia sit eiusmodi voluntate et
constitutione divina, permanere sine ulla intermissione debet
eiusmodi in aeternitate temporum : ni permaneret, profecto nec
esset condita ad perennità tem, et finis ipse, quo illa contendit,
locorum esset temporumque certo spatio definitus: quod cum
veritate utrumque pugnat. Istam igitur et visibilium et invisibilium
coniunctionem rerum, quia naturalis atque insita in Ecclesia
nutu divino inest, tamdiu permanere necesse est, quamdiu
ipsa permansura Ecclesia. Quare Chrysostomus: Ab Ecclesia
ne abstineas : nihil enim fortius Ecclesia. Spes tua Ecclesia, salus
tua Ecclesia, refugium tuum Ecclesia. Caelo excelsior et
terra latior est illa. Numquam senescit, sed semper viget. Quamobrem
eius firmitatem stabilitatemque demonstrans, Scriptura
montem illam vocat (1). Augustinus vero: Putant (gentiles) religionem
nominis christiani ad certum tempus in hoc saeculo
victuram, et postea non futuram. Permanebit ergo cum sole,
quamdiu sol oritur et occidit ; hoc est quamdiu tempora ista
volvuntur, non deerit Ecclesia Bei, id est Christi corpus in terris
(2). Idemque alibi: Nutabit Ecclesia, si nutav erit fundamentum:
sed unde nutabit Christus?.... Non ñútante Christo, non
inclinabitur in saeculum saeculi. Ubi sunt qui dicunt, periisse
de mundo Ecclesiam, quando nec inclinari potest? (3)
His velut fundamentis utendum veritatem quaerenti. Scilicet
Ecclesiam instituit formavitque Christus Dominus: propterea natura
illius cum quaeritur cuiusmodi sit, caput est nosse quid
Christus voluerit quidque reapse effecerit. Ad hanc regulam exigenda
maxime Ecclesiae unitas est, de qua visum est, communis
utilitatis caussa, nonnihil his litteris attingere.
Profecto unam esse Iesu Christi germanam Ecclesiam, ex
luculento ac multiplici sacrarum litterarum testimonio, sic constat
inter omnes, ut contradicere christianus nemo ausit. Verum in
diiudicanda statuendaque natura unitatis, multos varius error
de via deflectit. Ecclesiae quidem non solum ortus, sed tota
constitutio ad rerum voluntate libera effectarum pertinet genus:
quocirca ad id quod revera gestum est, iudicatio est omnis revocanda,
exquirendumque non sane quo pacto una esse Ecclesia
queat, sed quo unam esse is voluit, qui condidit.
712 EPISTOLA. ENCYCLICA
Iamvero, si ad id respicitur quod gestum est, Ecclesiam
Iesus Christus non talem finxit formavitque, quae communitates
plures complecteretur genere similes, sed distinctas, neque
iis vinculis alligatas, quae Ecclesiam individuam atque unicam
efficerent, eo plane modo, quo Credo unam.... Eeelesiam in symbolo
fidei profitemur. In unius naturae sortem cooptatur Ecclesia
quae est una, quam conantur haereses in multas discindere.
Et essentia ergo et opinione, et principio et excellentia
unicam esse dicimus antiquam et catholicam Ecclesiam Ceterum
Ecclesiae quoque eminentia, sicut principium eonstructionis,
est ex unitate, omnia alia super ans, et nihil habens sibi
simile vel aequale (1). Sane Iesus Christus de aedificio eiusmodi
mystico cum loqueretur, Ecclesiam non commemorat nisi unam
quam appellat suam: aedificabo Ecclesiam meam. Quaecumque,
praeter hanc, cogitetur alia, cum non sit per Iesum Christum
condita, Ecclesia Christi vera esse non potest. Quod eminet etiam
magis, si divini auctoris propositum consideretur. Quid enim in
condita condendave Ecclesia petiit, quid voluit Christus Dominus?
Hoc scilicet; munus idem, idemque mandatum in eam
continuandum transmittere, quod ipse acceperat a Patre. Id
plane statuerat faciendum, idque re effecit. Sicut misit me Pater,
et ego mitto vos (2). Sicut tu me misisti in mundum, et
ego misi eos in mundum (3). Iamvero Christi muneris est vindicare
ab interitu ad salutem quod perierat, hoc est non aliquot
gentes aut civitates, sed omnino hominum, nullo locorum
temporumve discrimine, universum genus: venit Filius hominis...
ut salvetur mundus per ipsum (4). Nee enim aliud nomen est
sub caelo datum hominibus, in quo oporteat nos salvos fieri (5).
Itaque partam per Iesum Christum salutem, simulque beneficia
omnia quae inde proficiscuntur, late fundere in omnes homines
atque ad omnes propagare aetates debet Ecclesia. Quocirca ex
voluntate auctoris sui unicam in omnibus terris, in perpetuitate
temporum, esse necesse est. Plane plus una ut esse posset, excedere
terris et genus hominum fingere novum atque inauditum
oporteret.
(1) Clemens Alexandrinus, Stromatum lib. VII, cap. 17.
(2) Ioan. XX, 21.
(3) Ioan. XVII, 18.
(4) Ioan. III, 17.
(5) Act. IV, 12.

 
Diese Eigenschaft der einen, alle Menschen aller Zonen und aller Zeiten umfassenden Kirche sah und prophezeite Isaias, als er in die Zukunft schauend die Gestalt eines Berges von gewaltigem Ausmaß erblickte, der das Bild des Hauses Gottes, d. h. der Kirche darstellte: Und in den letzten Zeiten wird der Berg des Hauses des Herrn auf dem Gipfel der Berge errichtet (19). Nun ist es aber nur ein Berg, der auf dem Gipfel der Berge steht; ein Haus des Herrn, zu dem einst alle Völker zusammenströmen, um zu erfahren, nach welchem Gesetze sie leben sollen: Und es werden hinströmen zu ihm alle Völker ... und sie werden sagen: Kommt, lasset uns hinaufsteigen zum Berge des Herrn und zum Hause Jakobs, und er wird uns seine Wege lehren, und wir werden wandeln auf seinen Pfaden (20). Optatus von Mileve bemerkt zu dieser Stelle: „ Es steht geschrieben beim Propheten Isaias: Von Sion wird das Gesetz ausgehen und von Jerusalem das Wort des Herrn. - Nicht also auf jenem Berge Sion sieht Isaias ein Tal, wohl aber auf dem heiligen Berg, der da ist die Kirche, die, soweit der Himmel reicht, über das ganze römische Reich hoch hinausragt ... Es ist also das geistige Sion der Kirche, in der Christus von Gott Vater zum König eingesetzt ist; sie ist über die ganze Erde verbreitet, auf der es somit nur eine katholische Kirche gibt“ (21). Und der heilige Augustinus sagt: „Was fällt mehr in die Augen als ein Berg? Aber es gibt auch Berge, die unbekannt sind, weil sie nur an einem Ort der Erde stehen ... Nicht so jener Berg, denn er hat die ganze Oberfläche der Erde eingenommen; von ihm heißt es, er stehe auf dem Gipfel der Berge“ (22).
5 Dazu kommt noch, dass der Sohn Gottes die Kirche zu seinem mystischen Leibe gemacht hat, mit dem er als das Haupt sich verband, ähnlich wie mit dem menschlichen Leibe, den er annahm, kraft des natürlichen Bandes auch ein entsprechendes Haupt verbunden ist. Wie er nur einen sterblichen Leib annahm, den er im Tod am Kreuze zum Opfer brachte, um den Lösepreis für die Rettung der Menschheit zu entrichten, so hat er auch nur einen mystischen Leib, in dem und durch den er uns Menschen heiligt und uns ewiges Heil verleiht. Ihn (Christus) hat er (Gott) zum Haupt gesetzt über die ganze Kirche, die sein Leib ist (23).
Zerstreute und losgerissene Glieder können aber nicht einen Leib bilden, noch mit einem und demselben Haupte verbunden sein. Der heilige Paulus sagt allerdings: Alle Glieder des Leibes, obgleich ihrer viele sind, bilden doch nur einen Leib; so auch in Christus (24).

EPISTOLA ENCYCLICA 713
Hoc ipsum de Ecclesia una, quotquot essent ubique et quovis
tempore mortales complexum, vidit ac praesigniflcavit Isaias,
cum, futura prospicienti, obiecta species montis est, celsitudinis
exsuperantia conspicui, qui imaginem Domus Domini, videlicet
Ecclesiae, expressam gerebat : Et erit in novissimis diebus praeparatus
mons domus Domini in vertice montium (1). Atqui unus
iste mons est, in vertice montium locatus : una domus Domini
ad quam omnes gentes vivendi normam petiturae aliquando
confluerent: Et fluent ad eam omnes gentes... et dicent: venite
et ascendamus ad montem Domini, et ad domum Dei Iacob, et
docebit nos vias suas, et ambulabimus in semitis eius (2). Quem
locum cum Optatus Milevitanus attingeret, Scriptum est, inquit,
in Isaia propheta: ex Sion prodiet lex, et verbum Domini de
Hierusalem. Non ergo in illo monte Sion Isaias aspicit vallem,
sed in monte sancto, qui est Ecclesia, qui per omnem orbem
romanum caput tulit sub toto caelo... Est ergo spiritalis Sion
Ecclesia, in qua a Deo Patre rex constitutus est Christus, quae
est in toto orbe terrarum, in quo est una Ecclesia catholica (3).
Augustinus vero: Quid tam manifestum quam mons? Sed sunt
et montes ignoti, quia in una parte terrarum positi sunt....
Me autem, mons non sic, quia implevit universam faciem terrae:
et de illo dicitur: paratus in cacumine montium (4). Illud
accedit, quod Ecclesiam Filius Dei mysticum corpus suum decrevit
fore, quocum ipse velut caput coniungeretur, ad similitudinem
corporis humani quod suscepit: cui quidem naturali conglutinatione
inhaeret naturale caput. Sicut igitur mortale corpus
sibi sumpsit unicum, quod obtulit ad cruciatus et necem, ut
liberationis humanae pretium exsolveret, sic pariter unum habet
corpus mysticum, in quo et cuius ipsius opera facit sanctitatis
salutisque aeternae homines compotes : Ipsum (Christum) dedit
(Deus) caput supra omnem Ecclesiam, quae est corpus ipsius (5).
Dispersa membra atque seiuncta non possunt eodem cum capite,
unum simul effectum corpus, cohaerere. Atqui Paulus,
Omnia autem, inquit, membra corporis cum sint multa unum
tamen corpus sunt: ita et Christus (6). Propterea corpus istud
(1) Isaias II, 2.
(2) Ib. 2-3.
(3) De Schism. Donatisi, lib. III, n. 2.
(4) In Epist. Ioan., tract. I, n. 13.
(3) Ephes. I, 22-23.
(6) 1. Corinto. XII, 12.


Deshalb, fügt er hinzu, ist der mystische Leib „zusammengefügt“ und „verbunden“: Christus ist das Haupt; von ihm aus ist der ganze Leib zusammengefügt und verbunden durch jedes einzelne Gelenk, das seinen Dienst tut nach der Kraft, die jedem einzelnen Gliede eigen ist (25). Darum können Glieder, die von den andern Gliedern getrennt und abgesondert sind, nicht mit ein und demselben Haupte verbunden sein: „Es gibt nur einen Gott, nur einen Christus, eine Kirche Christi, einen Glauben und ein Volk, durch das Band der Einheit zur wahren Einheit des Leibes verbunden. Diese Einheit kann nicht zerrissen werden, auch kann nicht der eine Leib durch Auflösung des Bandes zerteilt werden“, sagt der heilige Cyprian (26).
Um die Einheit und Einzigkeit der Kirche noch besser zu veranschaulichen, vergleicht er sie mit einem lebendigen Leibe, dessen Glieder nur leben, solange sie mit dem Haupte verbunden sind und somit aus dem Haupte selbst die Lebenskraft beziehen; trennen sie sich, so müssen sie absterben. „Sie (die Kirche) kann selber nicht in Stücke zerrissen werden, wenn auch einzelne Glieder sich durch Verstümmelung abtrennen. Was sich vom Mutterstamme loslöst, kann abseits weder leben noch atmen“ (27). Welche Ähnlichkeit besteht denn zwischen einem toten Leibe und einem lebendigen? Kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehasst; er nährt und pflegt es vielmehr, wie auch Christus die Kirche; wir sind ja Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und seinem Gebein (28).

Man muss sich also ein zweites, Christus ähnliches Haupt denken und einen zweiten Christus, wenn man sich außer der einen Kirche, welche der Leib Christi ist, noch eine zweite denken will. „Seht zu, was ihr vermeiden, was ihr tun, was ihr befürchten sollt! Es kommt vor, dass im menschlichen Leibe, oder vielmehr vom Leibe, ein Glied abgetrennt wird, eine Hand, ein Finger, ein Fuß. Folgt die Seele auch dem abgeschnittenen Gliede? Als es noch im Körper war, lebte es; nun verliert es das Leben. So ist auch der Christ noch katholisch, wenn er im Leibe (der Kirche) lebt; trennt er sich ab, wird er ein Häretiker. Der Geist folgt nicht dem abgeschnittenen Gliede“ (29).
Es gibt also nur eine Kirche Christi und zwar für alle Zeiten. Wer abseits von ihr lebt, erfüllt nicht den Willen und die Vorschrift Christi; da er den Weg des Heiles verlassen hat, geht er dem Verderben entgegen. „Wer sich von der Kirche trennt, verbindet sich mit einer Ehebrecherin und hat kein Anrecht auf die Verheißungen der Kirche; wer die Kirche Christi im Stiche lässt, gelangt nicht zu den Belohnungen Christi ... Wer nicht zu dieser Einheit steht, hält das Gebot Gottes nicht, hält nicht den Glauben an den Vater und den Sohn, behält nicht das Leben und nicht das Heil“. (30)



714 EPISTOLA ENCYCLICA
Propterea corpus istud mysticum compactum ait esse et connexum. Caput Christus:
ex quo totum corpus compactum, et connexum per omnem iuncturam
subministrationis, secundum operationem in mensuram
uniuscuiusque membri (1). Quamobrem dispersa a membris ceteris
siqua membra vagantur, cum eodem atque unico capite
conglutinata esse nequeunt: Unus Deus est, et Christus unus,
et una Ecclesia eius et fides una et plebs una in solidam corporis
unitatem concordiae glutino copulata. Scindi unitas non
potest, nec corpus unum diseidio compaginis separari (2). Quo
melius Ecclesiam effingat unicam, similitudinem animati corporis
informat, cuius non aliter victura membra sunt, nisi colligata
cum capite, vim ad se vitalem ex capite ipso traducant : seiuncta,
necesse est emori: Non potest (Ecclesia).... divulsis laceratane
visceribus in frusta discerpi. Quidquid a matrice discesserit,
seorsum vivere et spirare non poterit (3). Mortuum vero
corpus quid habet cum vivo similitudinis? Nemo enim unquam
carnem suam odio habuit: sed nutrit, et fovet eam, sicut et
Christus Ecclesiam: quia membra sumus corporis eius, de carne
eius et de ossibus eius (4). Aliud igitur simile Christo incohetur
caput, alius Christus, si praeter eam, quae corpus eius est, fìngi
Ecclesiam alteram libeat. Videte quid eaveatis, videte quid observetis,
videte quid timeatis. Contingit, ut in corpore humano,
imo de corpore aliquod praecidatur membrum, manus, digitus,
pes: numquid praecisum sequitur anima? Cum in corpore esset,
vivebat: praecisum amittit vitam. Sie et homo christianus
catholicus est, dum in corpore vivit: praecisus, haereticus factus
est: membrum amputatum non sequitur spiritus (5). Est
igitur Ecclesia Christi unica et perpetua: quicumque seorsum
eant, aberrant a voluntate et praescriptione Christi Domini, relictoque
salutis itinere, ad interitum digrediuntur. Quisquis ab
Ecclesia, segregatus adulterae iungitur, a promissis Ecclesiae
separatur, nec perveniet ad Christi praemia, qui reliquit Ecclesiam
Christi Hanc unitatem qui non tenet, non tenet Dei
legem, non tenet Patris et Filii fidem, vitam non tenet et salutem (6).
(1) Ephes. IV, 15-16.
(2) S. Cyprianus, De cath. Eccl. Unitate, n. 23.
(3) Id loc. cir.
(4) Ephes. V, 29-30.
(5) S. Augustinus, sermo CCLXVII, n. 4.
(6) S. Cyprianus, De cath. Eccl. Unitate, n. 6.


Er, der nur eine einzige Kirche gründete, hat sie auch einig gewollt, und zwar derart, dass alle, die zu ihr gehören sollten, durch die innigsten Bande miteinander vereinigt durchaus nur ein Volk, ein Reich, einen Leib ausmachen. Ein Leib und ein Geist, so wie ihr berufen seid zu einer Hoffnung eurer Bestimmung (31). Den diesbezüglichen Willen hat Christus kurz vor seinem Tode noch bestätigt und feierlich besiegelt, da er zum Vater betete: Nicht für sie allein bitte ich, sondern auch für jene, die einst auf ihr Wort hin an mich glauben werden..., damit auch sie in uns eins seien ..., damit sie vollkommen eins seien (32); Ja, eine so innige und vollkommene Einheit forderte er unter seinen Jüngern, dass sie in gewisser Beziehung seiner Einheit mit dem Vater gleichkomme: Ich bitte darum ..., dass sie alle eins seien wie du, Vater, in mir bist und ich in dir (33).

Eine derart innige und unbedingte Eintracht muss jedoch die Übereinstimmung der Geister zur Grundlage haben. Alsdann wird von selbst die Eintracht im Willen und die Gleichförmigkeit im Handeln zustande kommen. Deshalb verlangte er gemäß seinem göttlichen Ratschluss in seiner Kirche die Einheit des Glaubens. Diese Tugend ist nämlich das erste Band zwischen uns und Gott, weshalb wir auch den Namen „Gläubige“ tragen. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe (34). Wie wir nur einen Herrn haben und nur eine Taufe, so sollen alle Christen auf der ganzen Welt nur einen Glauben haben. Deshalb bittet der Apostel Paulus nicht bloß, sondern beschwört die Christen geradezu, sie möchten doch alle dieselbe Gesinnung hegen und jegliche Meinungsverschiedenheit vermeiden: Brüder, ich beschwöre euch im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle dieselbe Sprache führet und keine Spaltungen bei euch duldet, seid vielmehr vollkommen einer Gesinnung und einer Lehre (35). Diese Worte bedürfen keiner Erklärung; sie sprechen deutlich genug.
Übrigens sind auch alle, die sich Christen nennen, im allgemeinen darüber einig, dass der Glaube einheitlich sein muss. Es ist jedoch von höchstem Interesse und unbedingt notwendig, genau zu wissen, welches Gestalt und Form dieser Einheit ist; diesbezüglich täuschen sich viele. Aber auch hier, wie oben in einer ähnlichen Frage, darf man nicht nach persönlicher Meinung oder Mutmaßung entscheiden, sondern nach der Erkenntnis des tatsächlichen Sachverhaltes, indem man erforscht und feststellt, welches die Glaubenseinheit ist, die Jesus Christus angeordnet hat.

EPISTOLA ENCYCLICA 715
At vero qui unicam condidit, is idem condidit unam: videlicet
eiusmodi, ut quotquot in ipsa futuri essent, arctissimis vinculis
sociati tenerentur, ita prorsus ut unam gentem, unum regnum,
corpus unum effìcerent : Unum corpus, et unus spiritus,
sicut vocati estis in una spe vocationis vestrae (1). Voluntatem
hac de re suam Iesus Christus sanxit, propinqua iam morte,
augusteque consecravit, ita Patrem adprecatus: Noti pro eis
rogo tantum, sed et pro eis, qui credituri sunt per verbum eorum
in me... ut et ipsi in nobis unum sint... ut sint consummati
in unum (2). Imo tam intime nexam iussit esse in sectatoribus
suis unitatem tamque perfectam, ut coniunctionem, cum Patre
suam ratione aliqua imitaretur : Rogo... ut omnes unum sint, sicut
tu, Pater, in me, et ego in te (3). Tantae autem inter homines
ac tam absolutae concordiae necessarium fundamentum
est convenientia coniunctioque mentium : ex quo conspiratio voluntatum
atque agendorum similitudo natura gignitur. Quamobrem,
pro sui divinitate consilii, unitatem fidei in Ecclesia sua
iussit esse : quae quidem virtus primum est in vinculis iis quae
hominem iungunt Deo, et inde nomen fideles accepimus. Unus
Dominus, una fides, unum baptisma (4): videlicet sicut unus
Dominus, et baptisma unum, ita omnium christianorum, qui
ubique sunt, unam esse fidem oportet. Itaque Paulus Apostolus
christianos, ut idem sentiant omnes, effugiantque opinionum dissidia
non rogat tantum, sed flagitat ac plane obsecrat: Obsecro
autem vos, fratres, per nomen Domini nostri Iesu Christi: ut
idipsum dicatis omnes, et non sint in vobis schismata: sitis autem
perfecti in eodem sensu, et in eadem sententia (5). Quae
loca sane non indigent interprete: satis enim per se loquuntur
ipsa. Ceteroqui unam esse fidem debere, qui se profitentur christianos,
vulgo assentiuntur. Illud potius maximi momenti ac
prorsus necessarium, in quo multi errore falluntur, internoscere
quae sit istius species et forma unitatis. Quod ipsum, ut supra
fecimus in caussa simili, non opinatione aut coniectura est, sed
scientia rei gestae iudicandum: quaerendo scilicet statuendoque
qualem in fide unitatem Iesus Christus esse praeceperit.
(1) Ephes. IV, 4.
(2) Ioan. XVII, 20-21-25.
(3) Ib. 21.
(4) Ephes.IV, 5.
(5) I. Corinto. I, 10, 

 
7 Die himmlische Lehre Jesu Christi ist zwar zum großen Teil unter göttlicher Eingebung schriftlich aufgezeichnet; wäre sie jedoch dem Menschengeiste allein überlassen, so hätte sie die Geister niemals zusammenführen können. Allzu leicht musste der Fall eintreten, dass diese Lehre verschiedenen und sich widersprechenden Erklärungen anheim fiel, nicht allein infolge der unergründlichen Geheimnisse des Lehrinhaltes, sondern ebenso sehr infolge der unterschiedlichen Fassungskraft des menschlichen Geistes, wie auch wegen der Verwirrung, welche die Leidenschaften anrichten, die stets nach verschiedenen Richtungen auseinander streben. Aus der Verschiedenheit der Erklärungen entsteht unvermeidlich die Verschiedenheit der Auffassungen; daraus folgen Lehrstreitigkeiten, Zwistigkeiten und Kämpfe, wie sie die Kirche schon in ihrer Frühzeit hereinbrechen sah. Irenäus schreibt über die Häretiker: „Sie anerkennen die Heilige Schrift, die Erklärung aber fälschen sie“ (36). Desgleichen Augustinus: „Die Irrlehren und andere Fälschungen des Dogmas, wodurch die Seelen umgarnt und ins Verderben gestürzt werden, sind nur dadurch entstanden, dass man die Schrift, die an sich gut ist, nicht gut versteht“ (37).
Um nun die Geister zu einen, um Eintracht in der Lehre herbeizuführen und zu sichern, bedurfte es außer der Heiligen Schrift noch einer anderen Grundlage. Das ist eine Forderung der göttlichen Weisheit. Denn Gott konnte nicht die Einheit im Glauben wollen, ohne zugleich ein wirksames Mittel zur Bewahrung dieser Einheit vorzusehen. Die Heilige Schrift sagt dies übrigens mit klaren Worten, wie wir gleich sehen werden. Selbstverständlich ist Gottes Allmacht an nichts gebunden und durch nichts beschränkt, und alles steht ihr wie ein Werkzeug gefügig zu Diensten. Es gilt also zu untersuchen, welche von den vielen Grundlagen, die Christus zu Gebote standen, tatsächlich von ihm gewählt wurde. Zu diesem Zwecke müssen wir zurückgreifen auf die Anfänge des Christentums.
8 Wir erwähnen nur, was die Heilige Schrift sagt und was allgemein bekannt ist. Jesus Christus beweist seine Gottheit und seine göttliche Sendung durch die Kraft seiner Wunder; er unterrichtet mit Hingebung das Volk in den himmlischen Wahrheiten, er verlangt durchaus, dass man seiner Lehre Glauben schenke, unter Verheißung von ewigem Lohn und ewiger Strafe. Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, so mögt ihr mir den Glauben verweigern (38). Hätte ich nicht die Werke unter ihnen getan, die kein anderer vollbracht, so hätten sie keine Sünde (39). Wenn, ich sie aber vollbringe, und ihr wollt mir nicht glauben, so glaubet doch den Werken (40).

716 EPISTOLA ENCYCLICA
Iesu Christi doctrina caelestis, tametsi magnam partem consignata
litteris afflatu divino, colligare tamen mentes, permissa
hominum ingenio, ipsa non poterat. Erat enim proclive factu ut
in varias incideret atque inter se differentes interpretationes:
idque non modo propter ipsius vim ac mysteria doctrinae, sed
etiam propter humani ingenii varietatem, et perturbationem in
studia contraria abeuntium cupiditatum. Ex differentia interpretandi
dissimilitudines sentiendi necessitate nascuntur: hinc controversiae,
dissidia, contentiones, qualia incumbere in Ecclesiam
ipsa vidit proxima originibus aetas. De haereticis illud scribit
Irenaeus: Scripturas quidem confitentur, interpretationes vero
convertunt (1). Atque Augustinus : Neque enim natae sunt haereses
et quaedam dogmata perversitatis illaqueantia animas et
in profundum praecipitantia, nisi dum scripturae bonae intelliguntur
non bene (2). Ad coniugandas igitur mentes, ad efficiendam
tuendarnque concordiam sententiarum, ut ut extarent divinae
litterae, omnino erat alio quodam principio opus. Id exigit
divina sapientia : neque enim Deus unam esse fidem velle potuit,
nisi conservandae unitatis rationem quamdam idoneam providisset:
quod et sacrae litterae perspicue, ut mox dicturi sumus,
significant. Certe infinita Dei potentia nulli est vineta vel adstricta
rei, omniaque sibi habet obnoxie, velut instrumenta, parentia.
De isto igitur principio externo, dispiciendum, quodnam ex
omnibus, quae essent in potestate sua, Christus optarit. Quam
ob rem oportet christiani nominis revocare cogitatione primordia.
Divinis testata litteris, eademque vulgo cognita commemoramus.
Iesus Christus divinitatem divinamque legationem suam
miraculorum virtute comprobat : erudire verbo multitudinem ad
caelestia insistit, omninoque iubet ut sibi fides docenti adiungatur,
hinc praemiis, illinc poenis propositis sempiternis: Si non
facio opera Patris mei, nolite credere mihi (3). Si opera non
fecissem in eis, quae nemo alius fecit, peccatum non haberent (4).
.Si autem facio (opera), et si mihi non vultis credere, operibus
credite (5).
(1) Lib. III, cap. 12, n. 12..
(2) In Evang. Ioan., tract. XVIII, cap. 5, n. 1.
(3) Ioan. X, 37.
(4) Ioan. XV, 24.
(5) Ioan. X, 38.


Was er immer befiehlt, befiehlt er mit derselben Autorität; wo er die Zustimmung des Verstandes fordert, nimmt er nichts aus. Wenn sie selig werden wollten, hatten also jene, die Jesus hörten, die Pflicht, nicht bloß seine gesamte Lehre im allgemeinen anzunehmen, sondern auch jeder einzelnen von ihm gelehrten Wahrheit innerlich restlos zuzustimmen. Es ist eben ein Widerspruch, behaupten zu wollen, man dürfe auch nur in einem einzigen Punkte Gott den Glauben verweigern.
Als seine Rückkehr in den Himmel bevorstand, sandte er dann die Apostel aus, versehen mit derselben Gewalt, mit der er vom Vater gesandt worden war, und er trug ihnen auf, seine Lehre zu verbreiten: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Geht also hin und lehret alle Völker ... Lehret sie alles halten, was ich euch befohlen habe (41). Wer den Aposteln Gehör schenke, solle selig werden, wer nicht, werde verloren gehen: Wer glaubt und sich taufen lässt, wird selig werden, wer nicht glaubt, wird verdammt werden (42). Nun aber ist es der Vorsehung Gottes höchst angemessen, niemandem ein Amt, namentlich ein wichtiges und erhabenes Amt zu übertragen, ohne ihm zugleich die Kraft zu verleihen, es auch würdig zu verwalten; deshalb hat Jesus Christus versprochen, er werde seinen Aposteln den Geist der Wahrheit senden, der beständig bei ihnen bleiben solle: Wenn ich aber gehe, so werde ich ihn (den Tröster) zu euch senden ... Wenn jener Geist der Wahrheit kommt, wird er euch alle Wahrheit lehren (43). Und ich werde den Vater bitten; er wird euch einen anderen Tröster geben, den Geist der Wahrheit, damit er bei euch bleibe bis zum Ende der Zeiten (44). Er wird Zeugnis über mich ablegen, auch ihr sollt Zeugnis ablegen (45).
Daher verordnete er, dass die Lehre der Apostel ebenso ehrerbietig anzunehmen und treu zu halten sei, wie seine eigene: Wer auf euch hört, hört auf mich, wer euch verachtet, der verachtet mich (46). Die Apostel sind also die Gesandten Christi, wie er selbst der Gesandte des Vaters ist: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch (47), wie daher die Apostel und Jünger dem Worte Christi glauben mussten, so sollten auch alle jene den Aposteln glauben, denen sie kraft göttlichen Auftrages predigten. Wie es nicht erlaubt war, einen Punkt der Lehre Christi abzulehnen, ebenso wenig durfte eine Vorschrift der Apostellehre verworfen werden.

 Quaecumque praecipit, eadem omnia auctoritate prae-
 cipit: in exigendo mentis assensu nihil excipit, nihil secernit.
Eorum igitur qui Iesum audissent, si adipisci salutem vellent,
officium fuit non modo doctrinam eius accipere universe, sed
tota mente assentiri singulis rebus, quas ipse tradidisset: illud
enim repugnat, fidem vel una in re non adhiberi Deo.
Maturo in caelum reditu, qua ipse potestate missus a Patre
fuerat, eadem mittit Apostolos, quos spargere ac disseminare
iubet doctrinam suam: Data est mihi omnis potestas in caelo
et in terra. Euntes ergo docete omnes gentes..^ Docentes eos
servare omnia, quaecumque mandavi vobis (1). Salvos fore, qui
Apostolis paruissent, qui non paruissent, interituros: Qui crediderit
et baptizatus fuerit, salvus erit: qui vero non crediderit,
condemnabitur (2). Cumque illud sit providentiae Dei maxime
congruens, ut muneri praesertim magno atque excellenti
praeficiat neminem, quin pariter suppeditet unde liceat rite defungi,
idcirco Iesus Christus missurum se ad discipulos suos
Spiritum veritatis pollicitus est, eumque in ipsis perpetuo mansurum:
-SÍ autem abiero, mittam eum (Paraclitum) ad vos
Cum autem venerit ille Spiritus veritatis, docebit vos omnem
veritatem (S). Et ego rogabo Patrem, et alium Paraclitum dabit
vobis, ut maneat vobiscum in aeternum, Spiritum veritatis.... (4).
Ille testimonium perhibebit de me: et vos testimonium perhibebitis
(5). Hinc doctrinam Apostolorum religiose accipi sancteque
servari perinde imperat ac suam: Qui vos audit, me audit: qui
vos spernit, me spernit (6). Quamobrem legati Apostoli a Iesu
Christo sunt non secus ac ipse legatus a Patre : Sicut misit me
Pater, et ego mitto vos (7): propterea quemadmodum dicto audientes
Christo esse Apostolos ac discipulos oportuit, ita pariter
fidem adhibere Apostolis debuerant, quoscumque ipsi ex mandato
divino docuissent. Ergo Apostolorum vel unum repudiare
doctrinae praeceptum plane non plus licuit, quam de ipsius
Christi doctrina reiecisse quicquam. —
(1) Matth. XXVIII, 18-19-20.
(2) Mare. XVI, 16.
(3) Ioan. XVI, 7-13.
(4) Ioan. XIX, 16-17.
(5) Ioan. XV, 26-27.
(6) Luc. X, 16.
(7) Ioan. XX, 21.

 
Nachdem der Heilige Geist auf die Apostel herabgekommen war, erscholl tatsächlich ihre Stimme überall. Wohin sie ihren Fuß setzten, traten sie als unmittelbare Gesandte Jesu auf. Durch ihn (Jesus Christus) haben wir Gnade und das Apostelamt empfangen, um alle Völker dem Glauben gehorsam zu machen in seinem Namen (48). Und Gott tat überall durch Wunder die göttliche Sendung der Apostel kund: Jene aber gingen hin und predigten überall, und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte ihr Wort durch die darauffolgenden Wunder (49). Welches Wort? Doch jenes, das alles enthielt, was sie von ihrem Meister gelernt hatten; offen erklären sie ja, sie könnten von dem, was sie gesehen und gehört hätten, nicht schweigen.
Wie wir bereits dargelegt haben, war jedoch das Amt der Apostel nicht derart, dass es mit den Aposteln untergehen oder mit der Zeit verschwinden konnte, war es doch für alle bestimmt und zum Heile der Menschheit gestiftet. Jesus befahl nämlich seinen Aposteln, das Evangelium der ganzen Schöpfung zu predigen (50) und seinen Namen vor Könige und Völker zu tragen (51) und seine Zeugen zu sein bis an die Grenzen der Erde (52). Überdies versprach er ihnen, er werde ihnen beistehen in der Verwaltung dieses hohen Amtes, nicht bloß auf einige Jahre oder Jahrhunderte, sondern für alle Zeiten bis zum Ende der Welt (53). Darum sagt Hieronymus: „Wer verspricht, er werde bis zum Ende der Welt bei seinen Jüngern bleiben, sagt damit auch, dass sie fortleben und dass er selber nie von den Gläubigen weichen werde“ (54). Wie konnte sich dies alles an den Aposteln bewahrheiten, waren sie doch als Menschen dem Tode unterworfen? Gott hatte folglich dafür gesorgt, dass das durch Jesus Christus gestiftete Lehramt nicht mit der Lebensdauer der Apostel sein Ende nehmen, sondern ewig fortdauern sollte.
Wir sehen auch, wie dieses Lehramt weitergegeben wurde und gleichsam von Hand zu Hand überging. Denn die Apostel weihten Bischöfe und bezeichneten im einzelnen diejenigen, die ihnen zunächst im Dienste des Wortes (55) folgen sollten. Das ist jedoch nicht alles. Sie verpflichteten auch ihre Nachfolger, sich würdige Männer beizugesellen, die sie mit derselben Macht ausrüsten und mit demselben Predigtamt beauftragen sollten. Mein Sohn, sei du also stark in der Gnade, die ist in Christus Jesus; und was du von mir vor vielen Zeugen vernommen hast, das vertraue zuverlässigen Männern an, die befähigt sind, ihrerseits wieder andere zu belehren (56). Wie demnach Christus von Gott und die Apostel von Christus, so sind auch die Bischöfe und alle Nachfolger der Apostel von den Aposteln gesandt. „Die Apostel sind uns als Verkünder des Evangeliums durch unsern Herrn Jesus Christus gegeben. Jesus Christus aber ward von Gott gesandt. Christus also von Gott und die Apostel von Christus, beides geschah nach der Anordnung und nach dem Willen Gottes ... Durch die Länder und Städte zogen sie, predigten das Wort und, nachdem sie im Geiste die Erstlinge geprüft, stellten sie Bischöfe und Diakone auf zur Leitung jener, die später glauben würden ... Sie stellten die Genannten auf und gaben den Befehl, dass nach deren Tode wieder andere erprobte Männer ihr Amt übernehmen sollten“ (57).
Einerseits muss also das Amt, alles zu lehren, was Christus gelehrt, ständig und unwandelbar fortdauern; anderseits ist aber auch beständig und unwandelbar die Pflicht, jene Lehre anzunehmen und zu bekennen. Cyprian (58) beleuchtet dies klar mit den Worten: „Wo unser Herr Jesus Christus im Evangelium jene als seine Feinde bezeichnet, die nicht mit ihm sind, hat er nicht von einer bestimmten Häresie gesprochen; er nennt vielmehr alle jene seine Feinde, die nicht mit ihm sind, nicht mit ihm sammeln, wohl aber seine Herde zerstreuen. Denn er sagt: Wer nicht mit mir ist, ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut“ (59).
9 Ausgerüstet mit diesem Auftrag und eingedenk ihres Amtes, hat die Kirche auf nichts anderes größeren Eifer und größere Tatkraft verwandt, als auf die allseitige Verteidigung der Unversehrtheit des Glaubens. Deshalb hat sie alle jene, die in irgendeinem Punkte der Lehre nicht mit ihr übereinstimmten, alsbald des Hochverrates schuldig erklärt und aus ihrer Mitte ausgeschlossen. Die Arianer, Montanisten, Novatianer, Quartodezimaner und Eutychianer haben gewiss die katholische Lehre nicht ganz, sondern nur teilweise verworfen; wer wüsste aber nicht, dass sie als Häretiker verurteilt und aus dem Schoße der Kirche ausgestoßen wurden? In ähnlicher Weise sind alle verurteilt worden, die zu verschiedenen Zeiten als Urheber von Irrlehren aufgetreten sind. „Es gibt nichts Gefährlicheres als diese Irrlehrer; über alles reden sie zwar tadellos, mit einem Wörtchen aber verderben sie, wie mit einem Tröpflein Gift, den reinen und unverfälschten Glauben an die göttliche und folglich auch an die apostolische Überlieferung“ (60).
So hat die Kirche stets gehandelt, gestützt auf das einstimmige Urteil der Väter; diese waren immer der Überzeugung, es sei aus der katholischen Gemeinschaft ausgeschlossen und von der Kirche abgefallen, wer auch nur im geringsten von der durch das beglaubigte Lehramt vorgetragenen Lehre abgewichen sei. Epiphanius, Augustinus, Theodoret haben eine große Anzahl von Häresien ihrer Zeit aufgezählt. Augustinus meint, es könnten auch noch andere Irrlehren entstehen, und jeder, der auch nur einer einzigen zustimme, sei dadurch von der katholischen Einheit getrennt: „Nicht jeder, der jenen (aufgezählten Häresien) nicht zustimmt, darf sich infolgedessen schon als katholischen Christen betrachten und so nennen. Es können auch noch andere Häresien bestehen oder entstehen, die nicht in diesem Werke aufgezählt sind; wer sich irgendeiner von ihnen verschreibt, wäre kein katholischer Christ“ (61).
Diese von Gott vorgesehene Sicherung der Einheit, die hier zur Rede steht, betont der heilige Paulus im Brief an die Epheser. Darin ermahnt er sie vorerst nachdrücklich, die Eintracht der Herzen zu pflegen: Seid eifrig darauf bedacht, die Einheit des Geistes Zu erhalten durch das Band des Friedens (62); da aber eine vollkommene Einheit der Herzen in der Liebe unmöglich ist, wenn die Geister nicht im Glauben übereinstimmen, so will er, dass ein und derselbe Glaube alle beseele: Ein Herr, ein Glaube (63). Und zwar verlangt er eine so vollkommene Einheit im Glauben, dass jegliche Irrtumsgefahr gebannt sei: Dann sind wir nicht mehr unmündige Kinder, die sich schaukeln und tragen lassen von jedem Windhauch irgendeiner Lehre, durch der Menschen Trugspiel und durch die Arglist in der Kunst der Verführung (64). Und nach der Lehre des Apostels ist dies nicht nur auf kurze Zeit zu beobachten, sondern bis wir alle insgesamt zur Einheit des Glaubens gelangen ... zum Maße der Reife der Christusfülle (65). Wie aber hat Christus die Grundlage gelegt zum Aufbau und zur Sicherung dieser Einheit? Eben dadurch: Er bestimmte die einen zu Aposteln ..., andere zu Hirten und Lehrern; sie sollen die Heiligen zur Ausübung des Amtes bilden, zum Aufbau des Leibes Christi (66).
Daher haben auch seit den ältesten Zeiten die Lehrer und Väter diese Regel stets befolgt und einstimmig verteidigt. Origenes schreibt: „Sooft die Häretiker die kanonischen Schriften vorweisen, denen jeder Christ zustimmt und an die er glaubt, wollen sie damit sagen: Siehe bei uns daheim ist das Wort der Wahrheit ! - Aber wir dürfen ihnen keinen Glauben schenken, noch die erste und kirchliche Überlieferung preisgeben. Wir dürfen nichts anderes glauben, als was man uns auf Grund der Nachfolge in der Kirche Gottes überliefert hat“ (67). Hört den heiligen Irenäus: „Die wahre Erkenntnis ist die Lehre der Apostel ..., die der ununterbrochenen Nachfolge der Bischöfe gemäß ... als die volle Auslegung der Heiligen Schrift auf uns gekommen ist, ohne Entstellung und ohne Fälschung“ (68).

718 EPISTOLA. ENCYCLICA
Sane Apostolorum vox,
illapso in eos Spiritu sancto, quam latissime insonuit. Quacum-
que vestigium posuissent, perhibent se ab ipso Iesu legatos. Per
quem (Iesum Christum) accepimus gratiam, et apostolatum ad
obediendum fidei in omnibus gentibus pro nomine eius (1) : divinamque
eorum legationem passim Deus per prodigia in aperto
ponit: Illi autem profecti praedicaverunt ubique. Domino cooperante,
et sermonem confirmante, sequentibus signis (2). Quem
vero sermonem ? eum utique, qui id omne comprehenderet, quod
ipsi ex magistro didicissent: palam enim aperteque testantur, nihil
se eorum posse, quae viderant quaeque audierant, non loqui.
Sed, quod alio loco diximus, non erat eiusmodi munus apostolicum,
ut aut cum personis Apostolorum interire posset, aut
cum tempore labi, quippe quod et publicum esset et saluti generis
humani institutum. Apostolis enim mandavit Iesus Christus
ut praedicarent evangelium omni creaturae, et portarent nomen
ipsius coram gentibus et regibus, et ut sibi testes essent usque
ad ultimum terrae. Atque in tanti perfunctione muneris adfore
se pollicitus eis est, idque non ad aliquot vel annos vel aetates,
sed in omne tempus, usque ad consummationem saeculi. Quam
ad rem Hieronymus: Qui usque ad consummationem saeculi
cum discipulis se futurum esse promittit, et illos ostendit semper
esse vieturos et se numquam a credentibus recessurum ? (3)
Quae quidem omnia in solis Apostolis, supremae necessitati ex
humana conditione obnoxiis, qui vera esse potuissent? Erat igitur
provisum divinitus ut magisterium a Iesu Christo institutum
non iisdem finibus, quibus vita Apostolorum, terminaretur, sed
esset perpetuo mansurum. Propagatum revera ac velut in manus
de manu traditum videmus. Nam consecravere episcopos
Apostoli, quique sibi proxime succédèrent in ministerio verbi,
singillatim designavere. — Neque hoc tantum: illud quoque sanxere
in successoribus suis, ut et ipsi viros idoneos adlegerent,
quos, eadem auctoritate auctos, eidem praeficerent docendi officio
et muneri : Tu ergo, fili mi, confortare in gratia, quae est
in Christo Iesu: et quae audisti a me per multos testes, haec
commenda fidelibus hominibus, qui idonei erunt et alios docere
(4). Qua de caussa sicut Christus a Deo, et Apostoli a
Christo, sic episcopi et quotquot Apostolis successere, missi ab
(1) Rom. I, 5,
(2) Mare. XVI, 20.
(3) In Matth. lib. IV, cap. 28, v. 20.
(4) II. Tim. II, 1-2.
EPISTOLA. ENCYCLICA 719
(1) S. Clemens Rom., Epist. I ad Corinth. capp. 42, 44.
(2) Epist. LXIX. ad Magnum, n. i.
(3) Auctor Tractatus de Fide Orthodoxa contra Arianos.
Apostolis sunt: Apostoli nobis Evangelii praedicatores facti sunt
a Domino Iesu Christo, Iesus Christus missus est a Deo. Christus
igitur a Deo, et Apostoli a Christo, et factum est utrumque
ordinatim ex voluntate Dei... Per regiones igitur et urbes verbum
praedicantes, primitias earum spiritu eum probassent,
constituerunt episcopos et diaconos eorum qui credituri erant...
Constituerunt praedictos, et deinceps ordinationem dederunt,
ut quum illi decessissent, ministerium eorum alii viri probati
exciperent (1). Permanere igitur necesse est ex una parte constans
atque immutabile munus docendi omnia, quae Christus
docuerat: ex altera constans atque immutabile officium accipiendi
profltendique omnem illorum doctrinam. Quod praeclare
Cyprianus iis verbis illustrat: Neque enim Dominus noster Iesus
Christus, cum in Evangelio suo testaretur inimicos suos esse
eos, qui secum, non essent, aliquam speciem haereseos designavit
: sed omnes omnino qui secum non essent et secum non colligentes,
gregem suum spar gerent, adversarios esse ostendit, dicens:
Qui non est mecum, adversus me est; et qui non mecum
colligit, spargit (2).
His Ecclesia praeceptis instituta, sui memor officii, nihil egit
studio et contentione maiore, quam ut integritatem fidei omni
ex parte tueretur. Hinc perduellium habere loco et procul amandare
a se, qui de quolibet doctrinae suae capite non secum una
sentirent. Ariani, Montanistae, Novatiani, Quartadecumani, Eutychiani
certe doctrinam catholicam non penitus omnem, sed
partem aliquam deseruerant: haereticos tamen declaratus, eiectosque
ex Ecclesiae sinu quis ignorat fuisse? Similique iudicio
damnati quotquot pravorum dogmatum auctores variis temporibus
postea consecuti sunt. Nihil periculosius his haereticis esse
potest, qui cum integre per omnia, decurrunt, uno tamen verbo,
ac si veneni gutta, meram illam ac simplicem fidem Dominicae
et exinde apostolicae traditionis inficiunt (3). Idem semper Ecclesiae
mos, idque sanctorum Patrum consentiente iudicio: qui
scilicet communionis catholicae expertem et ab Ecclesia extorrem
habere consueverunt, quicumque a doctrina, authentico
magisterio proposita, vel minimum discessisset. Epiphanius, Augustinus,
Theodoretus haereseon sui quisque temporis magnum
720 EPISTOLA ENCYCLICA
recensuere numerum. Alia Augustinus animadvertit posse genera
invalescere, quorum vel uni si quis assentiatur, hoc ipso
ab unitate catholica seiungitur : Non omnis, qui ista (numeratas
videlicet haereses) non credit, consequenter debet se christianum
catholicum iam putare vel dicere. Possunt enim et haereses aliae,
quae in hoc opere nostro commemoratae non sunt, vel esse vel
fieri, quarum aliquam quisquis tenuerit, christianus catholicus
non erit (1).
Istam tutandae unitati, de qua dicimus, institutam divinitus
rationem urget beatus Paulus in epistola ad Ephesios; ubi primum
monet; animorum concordiam magno studio conservandam
: solliciti servare unitatem spiritus in vinculo pacis (2): cumque
concordes animi caritate esse omni ex parte non possint,
nisi mentes de fide consentiant, unam apud omnes vult esse
fidem: Unus Dominus, una fides: ac tam perfecte quidem unam,
ut errandi discrimen omne prohibeat: Ut iam non simus parvuli
fluctuantes, et eireumferamur omni vento doctrinae in nequitia
hominum, in astutia ad circumventionem erroris. Idque
non ad tempus servari docet oportere, sed donec occurramus
omnes in unitatem fidei... in mensuram aetatis plenitudinis Christi.
Sed eiusmodi unitatis ubinam Iesus Christus posuit principium
inchoandae, praesidium custodiendae? In eo videlicet, quod:
Ipse dedit quosdam quidem Apostolos... alios autem pastores,
et doctores, ad consummationem sanctorum in opus ministerii,
in aedificationem corporis Christi. Quare vel inde ab ultima vetustate
hanc ipsam regulam doctores Patresque et sequi consueverunt
et uno ore defendere. Origenes: Quoties autem (haeretici)
canon/cas proferunt scripturas, in quibus omnis christianus
consentit et credit, videntur dicere: ecce in domibus verbum est
veritatis. Sed nos illis credere non debemus, nec exire a prima
et ecclesiastica traditione, nec aliter credere, nisi quemadmodum
per successionem Ecclesiae Dei tradiderunt nobis (3). Irenaeus:
Agnitio vera est Apostolorum doctrina... secundum successiones
episcoporum... quae pervenit usque ad nos custoditione
sine fictione scripturarum tractatio plenissima (4).
(1) De Haeresibus, n. 88.
(2) IV, 3 et seqq.
(3) Vetus Interpretatio Commentariorum in Matth., n. 46.
(4) Contra Haereses, lib. IV, cap. 33, n. 8.

 
Tertullian seinerseits bekundet: „Es steht mithin fest, dass jede Lehre fürwahr zu halten ist, die mit jener der apostolischen Mutter- und Urkirche des Glaubens übereinstimmt. Denn eine solche Lehre enthält ohne Zweifel das, was die einzelnen Kirchen von den Aposteln, die Apostel von Christus, und Christus von Gott empfangen haben ... Wir stehen in Verbindung mit den apostolischen Kirchen, weil niemand von uns eine andere Lehre vertritt; und das ist das Kennzeichen der Wahrheit (69).
Ebenso lehrt Hilarius: Christus, der vom Schifflein aus predigt „deutet an, dass jene, die sich außerhalb der Kirche befinden, das Verständnis der göttlichen Lehre nicht haben können, denn das Schifflein ist das Bild der Kirche; wer draußen steht und wie unfruchtbarer und nutzloser Ufersand abseits liegt, kann also das Wort des Lebens, das nur in der Kirche niedergelegt ist und da gepredigt wird, nicht vernehmen“ (70).
Rufinus lobt Gregor von Nazianz und Basilius, „dass sie sich mit den Büchern der Heiligen Schrift allein beschäftigten, zum Verständnis derselben jedoch nicht dem eigenen Gutdünken, sondern den Schriften und der Autorität der Alten folgten, von denen auch erwiesen ist, dass sie die Regel zur Auslegung der Heiligen Schrift von den Nachfolgern der Apostel empfangen hatten“ (71).
Aus dem Gesagten geht eindeutig hervor, dass Jesus Christus ein lebendiges, beglaubigtes und ewig fortdauerndes Lehramt in der Kirche eingesetzt hat, das er mit seiner Vollmacht ausstattete, mit dem Geist der Wahrheit ausrüstete und durch Wunder bestätigte; und er hat gewollt und aufs nachdrücklichste eingeschärft, man solle die Vorschriften dieses Lehramtes aufnehmen, wie wenn es seine eigenen wären. Sooft folglich dieses Lehramt erklärt, diese oder jene Wahrheit gehöre zum Inhalt der von Gott geoffenbarten Lehre, dann hat jedermann fest zu glauben, dass dies wahr ist; könnte das jemals falsch sein, so würde daraus folgen, was ein offensichtlicher Widerspruch ist, dass nämlich Gott selber der Urheber des Irrtums im Menschen wäre. „Herr, wenn das ein Irrtum ist, so sind wir durch dich betrogen“ (72). Ist demnach jeder Grund zum Zweifel ausgeschlossen, wie kann dann jemand auch nur eine einzige jener Wahrheiten verwerfen, ohne sich damit in offene Häresie hineinzustürzen, ohne sich von der Kirche zu trennen und mit dem einen Satz die ganze christliche Lehre zu verwerfen?
Aus der Natur des Glaubens folgt, dass nichts ihm so sehr widerspricht, als wenn man das eine glaubt und das andere verwirft. Die Kirche lehrt nämlich, „dass der Glaube ... eine übernatürliche Tugend ist, durch die wir unter Anregung und mit Hilfe der Gnade Gottes seine Offenbarung für wahr halten, nicht wegen der natürlichen Vernunfteinsicht in den inneren Wahrheitsgehalt des Gegenstandes, sondern wegen der Autorität des offenbarenden Gottes selbst, der weder sich täuschen noch andere irreführen kann“ (73). Wenn also von irgendeinem Gegenstande feststeht, dass er von Gott geoffenbart ist, und man nicht daran glaubt, so glaubt man überhaupt nichts mit göttlichem Glauben. Was nämlich der Apostel Jakobus bezüglich einer Sünde auf dem Gebiete der Sittlichkeit behauptet, das gilt auch von einem Irrtum auf dem Gebiete des Glaubens: Wer ... auch nur ein einziges Gebot ... übertritt, der versündigt sich gegen alle (74).

EPISTOLA ENCYCLICA 721
Tertullianusvero: Constat proinde, omnem doctrinam, quae cum illis Ee-
clesüs apostolicis matricibus et originalibus fidei conspiret, veritati
deputandam, sine dubio tenentem quod Ecclesiae ab Apostolis,
Apostoli a Christo, Christus a Deo accepit.... Communicamus
cum Ecclesiis apostolicis, quod nulli doctrina diversa:
hoc est testimonium veritatis (1). Atque Hilarius: Significat
(Christus e navi docens) eos, qui extra Ecclesiam positi sunt,
nullam divini sermonis capere posse intelligentiam. Navis enim
Ecclesiae tgpum praefert, intra, quam verbum vitae positum
et praedicatum hi qui extra sunt et arenae modo steriles atque
inutiles adiacent, intelligere non possunt (2). Rufinus Gregorium
Nazianzenum laudat et Basilium, quod solis divinae scripturae
voluminibus operam dabant, earumque intelligentiam non ex
propria praesumptione, sed ex maiorum scriptis et auctoritate
sequebantur, quos et ipsos ex apostolica successione intelligendi
regulam suscepisse constabat (3).
Quamobrem, id quod ex iis, quae dicta sunt, apparet, instituit
Iesus Christus in Ecclesia vivum, authenticum, idemque
perenne magisterium, quod suapte potestate auxit, spiritu veritatis
instruxit, miraculis confirmavit: eiusque praecepta doctrinae
aeque accipi ac sua voluit gravissimeque imperavit. — Quoties
igitur huius verbo magisterii edicitur, traditae divinitus doctrinae
complexu hoc contineri vel illud, id quisque debet certo
credere, verum esse : si falsum esse ullo modo posset, illud consequatur,
quod aperte repugnat, erroris in homine ipsum esse
auctorem Deum: Domine si error est, a te decepti sumus (4).
Ita omni amota dubitandi caussa, ullamne ex iis veritatibus
potest cuiquam fas esse respuere, quin se det hoc ipso praecipitem
in apertam haeresim ? quin, seiunctus ab Ecclesia, doctrinam
christianam una complexione repudiet universam? Ea
quippe est natura fidei, ut nihil tam repugnet quam ista credere,
illa reficere. Fidem enim Ecclesia profitetur esse virtutem
supernaturalem, qua, Dei adiuvante et aspirante gratia, ab
eo revelata vera esse credimus, non propter intrinsecam rerum
veritatem naturali rationis lumine perspectam, sed propter auctoritatem
ipsius Dei revelantis, qui nec falli nee fallere potest
(5). Si quid igitur traditum a Deo liqueat fuisse, nec tamen
(1) De Praesorip. cap. XXI.
(2) Comment, in Matth. XXXI, n. i.
(3) Eist. Ecd. lib. Il, cap. 9.
(4) Richardus de S. Victore, De Trin. lib. I, cap. 2.
(5) Conc. Vat. sess. III, cap. 3.
Acta, Tom. XXVIII, fase. CCOXXXVI. 46
722 EPISTOLA. ENCYCLICA
creditur, nihil omnino fide divina creditur. Quod enim Iacobus
Apostolus de delicto iudicat in genere morum, idem de opinionis
errore in genere fidei iudicandum: Quicumque... offendat...
in uno, factus est omnium reus (1): 


Das gilt sogar in noch höherem Maße vom Glaubensirrtum. Von einem Menschen, der nur ein Gebot übertreten hat, kann man nämlich mit geringerem Recht behaupten, er habe das ganze Gesetz übertreten, weil er doch offenbar die Majestät des göttlichen Gesetzgebers nur dann verachtet haben kann, wenn er den ausgesprochenen Willen dazu hatte. Wer hingegen die geoffenbarten Wahrheiten auch nur in einem Punkte leugnet, streift in Wirklichkeit den Glauben ganz ab, da er sich weigert, Gott als die höchste Wahrheit und als den eigentlichen Beweggrund des Glaubens zu achten. „In vielem sind sie mit mir, in wenigem sind sie nicht mit mir; aber wegen dieses Wenigen, in dem sie nicht mit mir einig gehen, nützt ihnen das Viele nichts, worin sie mit mir sind“ (75).
Und mit Recht; denn jene, die von der christlichen Lehre nur das annehmen, was ihnen zusagt, stützen sich auf ihr eigenes Urteil, nicht auf den Glauben; sie weigern sich nämlich, ihre Gedanken in Zucht zu nehmen und sie Christus dienstbar zu machen (76), sie gehorchen mehr sich selbst als Gott. „Wenn ihr vom Evangelium nur glaubt, was ihr wollt, und ,was ihr nicht wollt,' nicht glaubt, so glaubt ihr weit mehr euch als dem Evangelium (77). Daher haben die Väter auf dem Vatikanischen Konzil nichts Neues bestimmt, sondern nur die göttliche Anordnung, die alte und beständige Lehre der Kirche sowie die Natur des Glaubens selbst befolgt, als sie erklärten: „Mit göttlichem und katholischem Glauben ist alles zu glauben, was im Wort Gottes, sei es geschrieben oder mündlich überliefert, enthalten ist und von der Kirche, sei es durch einen feierlichen Glaubensentscheid, sei es durch das ordentliche und allgemeine Lehramt, als von Gott geoffenbart zu glauben vorgelegt wird“ (78).
Gott will also, das ist klar, in seiner Kirche die Einheit im Glauben; ferner ist nun klar, wie sie beschaffen sein soll und mittels welcher grundsätzlichen Maßnahme er sie sicherstellen will. Daher sei es Uns gestattet, allen, die ihr Ohr nicht absichtlich der Wahrheit verschließen, die Worte des heiligen Augustinus zuzurufen: „Da wir sehen, wie groß die Hilfe Gottes, wie herrlich der Fortgang und die Erfolge sind, wollen wir da noch zaudern, uns im Schoß seiner Kirche zu bergen, die sogar nach dem Zeugnis der ganzen Menschheit vorerst in ihrem apostolischen Stuhle und sodann durch die Aufeinanderfolge der Bischöfe einfachhin das höchste Ansehen erlangt hat trotz des Wutgeschreis der Irrlehrer, die teils durch die Stimme des Volkes, teils durch die Autorität der Konzilien, teils durch überzeugungsmächtige Wunder verurteilt wurden? Ihr den Vorrang streitig zu machen, ist höchste Gottlosigkeit oder gefährliche Anmaßung ... Und wenn man zur Aneignung irgendeiner Wissenschaft, mag sie noch so gering und leichtfasslich sein, einen Lehrmeister sucht, welcher Stolz wäre dann vermessener, als die Bücher der heiligen Geheimnisse entweder ohne Lehrmeister kennen lernen oder sie verwerfen zu wollen, ohne sie je kennen gelernt zu haben? (79)

imo de opinionis errore,
multo magis. Omnis enim violata lex minus proprie de eo dicitur
qui unum peccavit, propterea quod maiestatem Dei legum
latoris sprevisse, non nisi interpretanda voluntate, videri potest.
Contra is, qui veritatibus divinitus acceptis vel uno in capite
dissentiat, verissime fidem exuit funditus, quippe qui Deum, quatenus
summa veritas est et proprium motivum fidei, recusat
vereri: In multis mecum, in paucis non mecum: sed in his paucis,
in quibus non mecum, non eis prosunt multa, in quibus
mecum (2). Ac sane merito: qui enim sumunt de doctrina christana,
quod malunt, ii iudicio suo nituntur, non fide: iidemque
minime in captivitatem redigentes omnem intellectum in obsequium
Christi (3), sibimetipsis verius obtempérant, quam Deo:
Qui in Evangelio quod vultis, creditis; quod vultis, non creditis,
vobis potius quam Evangelio creditis (4).
Quocirca nihil Patres in Concilio Vaticano condidere novi,
sed institutum divinum, veterem atque constantem Ecclesiae doctrinam,
ipsamque fidei naturam sequuti sunt, cum illud decrevere:
Fide divino, et catholica ea omnia credenda sunt, quae
in verbo Dei scripto vel tradito continentur, et ab Ecclesia sive
solemni iudicio, sive ordinario et universali magisterio tamquam
divinitus revelata proponuntur (5). Itaque cum appareat, omnino
in Ecclesia sua velle Deum unitatem fidei, compertumque sit
cuiusmodi eam esse, et quo principio tuendam ipse iusserit, liceat
Nobis, quotquot sunt qui non animum induxerint aures
veritati claudere, iis Augustini verbis affari: Cum igitur tantum
auxilium Dei, tantum profectum fructumque videamus, dubitabimus
nos eius Ecclesiae condere gremio, quae usque ad
confessionem generis humani ab apostolica Sede per successiones
episcoporum, frustra haereticis circumlatrantibus, et partim
plebis ipsius iudicio, partim Conciliorum gravitate, partim
etiam miraculorum maiestate damnatis, culmen auctoritatis ob-
(1) n, io.
(2) S. Augustinus, in Psal. LIV, n. 19.
(3) II. Corinth. X, 5.
(4) S. Augustinus, lib. XVII. Contra Faustum Manichaeum, cap. 3.
(5) Sess. III, cap. 3.
EPISTOLA ENCYCLICA 723
tintati Cui nolle primas dare, vel summae profecto impietatis
eu, vel praecipiti^ arrogantiae.... Et si unaquaeque disciplina,
quamquam ullis et facilis, ut percipi possit, doctorem aut magistrum
requirit; quid temerariae superbiae plenius, quam divinorum
sacramentorum libros et ab interpretibus suis nolle
cognoscere, et incognitos velle damnare? (1)

Zweifellos ist es also die Aufgabe der Kirche, die christliche Wahrheit zu schützen und sie ganz und unverfälscht zu verbreiten. Aber das ist durchaus noch nicht alles; nicht einmal der eigentliche Zweck, zu dem die Kirche gestiftet wurde, ist damit erschöpfend umschrieben. Jesus Christus hat sich nämlich für das Heil der Menschheit selber zum Opfer gebracht; auf dieses Heil bezog sich alles, was er lehrte und befahl; so hat er auch der Kirche den Auftrag gegeben, durch die Wahrheit der Lehre die Menschen zu heiligen und zur Seligkeit zu führen. Durch den Glauben allein kann jedoch dieser hohe und erhabene Zweck nicht erreicht werden; dazu muss noch kommen: einerseits die richtige und würdige Gottesverehrung, die vornehmlich im göttlichen Opfer und in der Spendung der Sakramente besteht; anderseits eine heilige Gesetzgebung und Zucht. Das alles muss die Kirche besitzen, da sie ja das Amt des Erlösers durch alle Zeiten fortführen soll; sie allein bietet der Menschheit eine in jeder Hinsicht restlos vollkommene Religion, wie sie Christus in der Kirche sozusagen verkörpert haben wollte; sie allein stellt jene Mittel zur Verfügung, die nach dem ordentlichen Plane der göttlichen Vorsehung heilsnotwendig sind.
Wie schon die himmlische Wahrheit keineswegs der Willkür und dem Gutdünken jedes einzelnen Menschen aus geliefert, sondern nach der anfänglichen Verkündigung durch Jesus Christus dem von uns erwähnten Lehrkörper eigens anvertraut wurde, so wurden auch nicht die einzelnen Christen aus dem Volk, sondern die dazu auserwählten Männer mit der göttlichen Vollmacht betraut, die Geheimnisse Gottes zu vollziehen und zu verwalten; und zudem erhielten sie die Hirten- und Regierungsgewalt. So gilt nur für die Apostel und ihre rechtmäßigen Nachfolger, was Jesus Christus mit den Worten verheißen hat: Gehet hinaus in alle Welt, predigt das Evangelium (80) ... taufet sie (81) ... tut dies Zum Andenken an mich (82) ... Denen ihr die Sünden nachlasset, denen sind sie nachgelassen (83). Ebenfalls nur den Aposteln und ihren rechtmäßigen Nachfolgern hat er aufgetragen, die Herde zu weiden, d. h. kraft ihrer Amtsgewalt die Gesamtheit aller Christen zu leiten, die ihrerseits, wie es sich von selbst versteht, jenen untertänig und gehorsam sein müssen. Alle diese Pflichten des apostolischen Amtes sind im Wort des heiligen Paulus zusammengefasst: So betrachte uns denn jedermann als Diener Christi und als Ausspender der Geheimnisse Gottes (84).
Darum hat auch Jesus Christus die Menschen aller Zeiten ausnahmslos berufen, ihm als ihrem Führer und Erlöser zu folgen; und zwar richtet sich diese Einladung nicht nur an jeden einzelnen für sich allein, sondern an alle gemeinsam, äußerlich und innerlich in der Gesinnung verbunden. Aus der großen Zahl von Menschen soll ein einziges Volk werden auf Grund eines gemeinsamen Rechtes: vereint im gleichen Glauben, im gleichen Ziel, durch dieselben Mittel zur Erlangung dieses Zieles, durch den Gehorsam gegenüber derselben Autorität. Somit hat er vollends in der Kirche jene Grundlage gelegt, auf der sich ganz von selbst ein gemeinschaftliches Leben zwischen den Menschen entwickelt, wodurch sie schon im natürlichen Bereich zur angemessenen Vollendung geführt werden. Christus traf diese Anordnung, damit alle, die Adoptivkinder Gottes werden wollen, die ihrer Würde entsprechende Heiligkeit erlangen und zu ihrem Heile sicherstellen können. Die Kirche ist daher, wie Wir bereits anderswo ausgeführt haben, der Menschen Führerin zum Himmel; und ihr ist von Gott das Amt übertragen, alles, was die Religion betrifft, selbst zu verwalten und anzuordnen sowie die christlichen Belange frei und ungehindert nach eigenem Ermessen zu wahren.
Man verkennt also die Kirche oder verleumdet sie, wenn man ihr nachsagt, sie wolle sich in die Angelegenheiten des Staates einmischen oder die Rechte der staatlichen Obrigkeit an sich reißen. Gott wollte, dass die Kirche hoch über jeder anderen menschlichen Gesellschaft stehe, denn ihr Zweck steht so hoch über der Bestimmung jeder anderen Gesellschaft, wie die göttliche Gnade über die Natur, wie die ewigen und unvergänglichen Güter über die irdischen hinausragen. Die Kirche ist mithin ihrem Ursprunge nach eine göttliche Gesellschaft; ihrem Zweck und den dazu führenden Mitteln nach übernatürlich; nur weil sie aus Menschen besteht, ist sie auch eine menschliche Gesellschaft.
Deshalb stellen wir fest, dass sie in der Heiligen Schrift vielfach mit Ausdrücken bezeichnet wird, die einer vollkommenen Gesellschaft zukommen. Sie wird nicht nur das „Haus Gottes“, „ die Stadt auf dem Berge“, wohin alle Völker zusammenströmen sollen, genannt, sondern auch der „Schafstall", der nur einen Hirten hat, und in dem sich alle Schäflein Christi versammeln sollen; ja sogar „das Reich, das Gott gegründet", und das „Bestand haben wird in Ewigkeit"; endlich „der Leib Christi", der zwar geheimnisvoll, aber doch lebendig, schön geordnet und aus vielen Gliedern gebildet ist. Diese Glieder haben zwar nicht alle dieselbe Tätigkeit, sind jedoch untereinander durch das alles beherrschende und lenkende Haupt zusammengehalten.
Nun aber ist keine menschliche Gesellschaft denkbar ohne eine oberste Regierungsgewalt. Gewiss hat also Jesus Christus seiner Kirche eine höchste Obrigkeit verliehen, der sich alle Christen im Gehorsam unterwerfen müssen. Wie daher zur Einheit der Kirche, insofern sie der Zusammenschluss der Gläubigen ist, unbedingt die Einheit im Glauben gehört, so muss auch zur Einheit der Kirche, insofern sie eine von Gott gestiftete Gesellschaft ist, nach göttlichem Recht eine Einheit in der Regierung gehören, welche die Einheit des Ganzen herstellt und gewährleistet. „Die Einheit der Kirche ist unter zwei Gesichtspunkten zu betrachten: in der Verbindung und in den Beziehungen der Glieder der Kirche untereinander, und sodann in der Unterordnung aller Glieder der Kirche unter ein gemeinsames Haupt“ (85).
Daraus ergibt sich eindeutig, dass man sich nicht nur durch Häresie, sondern auch durch Schisma von der Kirche trennt. „Zwischen Häresie und Schisma besteht folgender Unterschied: Die Häresie vertritt eine falsche Lehre, das Schisma ist die Abspaltung von der Kirche wegen einer Meinungsverschiedenheit unter den Bischöfen“ (86). Damit stimmt die Aussage des heiligen Chrysostomus überein: „Ich sage und erkläre, es sei kein geringeres Übel, die Kirche zu spalten, als einer Irrlehre zu verfallen“ (87). Wenn folglich keine Häresie je erlaubt ist, so auch kein Schisma, mag es auch den Anschein des Rechtes für sich haben: „Es gibt nichts Schlimmeres als das Sakrileg des Schismas ..., es gibt keine berechtigte Notwendigkeit zur Aufteilung der Einheit“ (88).

Hoc igitur sine ulla dubitatione est officium Ecclesiae, christianam
doctrinam tueri eamque propagare integram atque incorruptam.
Sed nequaquam in isto sunt omnia: imo ne finis
quidem, cuius caussa est Ecclesia instituta, officio isto concluditur.
Quandoquidem, ut Iesus Christus pro salute humani generis
se ipse devovit, atque huc, quae docuisset quaeque praecepisset,
omnia retulit, sic iussit Ecclesiam quaerere in veritate
doctrinae, quo homines cum sanctos efficeret, tum salvos. — Verum
tanti magnitudinem atque excellentiam propositi consequi
sola fides nullo modo potest: adhiberi necesse est cum Dei cultum
iustum ac pium, qui maxime sacrificio divino et sacramentorum
communicatione continetur, tum etiam sanctitatem legum
ac disciplinae. — Ista igitur omnia inesse in Ecclesia oportet,
quippe quae Servatoris munia in aevum persequitur: religionem,
quam in ea velut incorporan ille voluit, mortalium generi omni
ex parte absolutam sola praestat: itemque ea, quae ex ordinario
providentiae consilio sunt instrumenta salutis, sola suppeditat.
At vero quo modo doctrina caelestis nunquam fuit privatorum
arbitrio ingenio ve permissa, sed principio a Iesu tradita,
deinceps ei separatim, de quo dictum est, commendata magisterio:
sic etiam non singulis e populo christiano, verum delectis
quibusdam data divinitus facultas est perficiendi atque administrandi
divina mysteria, una cum regendi gubernandique potestate.
Neque enim nisi ad Apostolos legitimosque eorum successores
ea pertinent a Iesu Christo dicta: Euntes in mundum
universum, praedicate Evangelium... baptizantes eos..:. Hoc facite
in meam commemorationem.... Quorum remiseritis peccata, remittuntur
eis. Similique ratione non nisi Apostolis, quique eis
iure successissent, mandavit ut pascerent, hoc est cum potestate
regerent universitatem christianorum, quos hoc ipso eis
subesse debere atque obtemperare est consequens. Quae quidem
(1) De utilitate Credendi, cap. XVII, n. 35.
724 EPISTOLA ENCYCLICA
(1) I. Corinth. IV, I.
officia apostolici muneris omnia generatim Pauli sententia complectitur:
Sic nos existimet homo ut ministros Christi, et dispensatores
mysteriorum Dei (1).
Quapropter mortales Iesus Christus, quotquot essent, et
quotquot essent futuri, universos advoca vit, ut ducem se eumdemque
servatorem sequerentur, non tantum seorsum* singuli,
sed etiam consociati atque invicem re animisque iuncti,
ut ex multitudine populus existeret iure sociatus; fidei, finis,
rerum ad finem idonearum communione unus, uni eidemque
subiectus potestati. Quo ipse facto principia naturae,
quae in hominibus societatem sponte gignunt, perfectionem
naturae consentaneam adepturis, omnia in Ecclesia posuit,
nimirum ut in ea, quotquot filii Dei esse adoptione volunt, perfectionem
dignitati suae congruentem assequi et retinere ad salutem
possent. Ecclesia igitur, id quod alias attigimus, dux hominibus
est ad caelestia, eidemque hoc est munus assignatum
a Deo ut de iis, quae religionem attingunt, videat ipsa et statuat,
et rem christianam libere expediteque iudicio suo administret.
Quocirca Ecclesiam aut non recte norunt aut inique criminantur
qui eam insimulant, velle se in civitatum rationes inferre, aut
in iura potentatus invadere. Imo Deus perfecit, ut Ecclesia esset
omnium societatum longe praestantissima: nam quod petit ipsa
tanquam finem, tanto nobilius est quam quod ceterae petunt
societates, quanto natura gratia divina, rebusque caducis immortalia
sunt praestabilem bona. — Ergo Ecclesia societas est
ortu divina: fine, rebusque fini proxime admoventibus, supernaturalis
: quod vero coalescit hominibus, humana communitas
est. Ideoque in sacris litteris passim videmus vocabulis societatis
perfectae nuncupatam. Nominatur enim non modo Domus
Dei, Civitas supra montem posita, quo convenire gentes omnes
necesse est: sed etiam Ovile, cui praesit pastor unus, et quo
recipere se oves Christi omnes debent: imo Regnum quod suscitavit
Deus, quodque stabit in aeternum: denique Corpus
Christi, mysticum illud quidem, sed tamen vivum apteque compositum,
multisque conflatum membris ; quae membra non eumdem
actum habent : copulata vero inter se, gubernante ac moderante
capite, continentur. Iamvero nulla hominum cogitari
potest vera ac perfecta societas, quin potestate aliqua summa
EPISTOLA ENCYCLICA 725
regatur. Debet igitur Iesus Christus magistratum Ecclesiae maximum
praefecisse, cui obediens ac subiecta omnis esset christianorum
multitudo. Qua de caussa sicut ad unitatem Ecclesiae,
quatenus est coetus fidelium, necessario unitas fidei requiritur,
ita ad ipsius unitatem, quatenus est divinitus constituta societas,
requiritur iure divino unitas regiminis, quae unitatem communionis
efficit et complectitur: Ecclesiae autem unitas in duobus
attenditur: scilicet in connexione membrorum Ecclesiae ad invicem
seu communicatione, et iterum in ordine omnium membrorum
Ecclesiae ad unum caput (1). — Ex quo intelligi licet,
excidere homines ab Ecclesiae unitate non minus schismate,
quam haeresi : Inter haeresim et schisma hoc esse arbitrantur,
quod haeresis perversum dogma habeat: schisma propter episcopalem
dissensionem ab Ecclesia separetur (2). Quibuscum
illa Ioannis Chrysostomi in eamdem rem sententia concordat :
Dico et pr otes tor, Ecclesiam scindere non minus esse malum,
quam incidere in haeresim (3). Quamobrem si nulla potest esse
honesta haeresis, pari ratione schisma nullum est, quod possit
iure factum videri: Non est quicquam gravius sacrilegio schismatis....
praeeidendae unitatis nulla est iusta necessitas (4).

(1) S. Thomas, 2a 2 a e , q. XXXIX, a. i.
(2) S. Hieronymus, Commentar, in Epist, ad Titum, cap. III, v. 10-11.
(3) Hom. XI. in Epist, ad Ephes., n. 5.
(4) S. Augustinus, Contra Epistolam Parmeniani, lib. II, cap. 11, n. 25.
Welches nun Wesen und Eigenart jener höchsten Gewalt ist, das kann man nur bestimmen, wenn man den Willen Jesu Christi erforscht und erkannt hat. Christus ist zweifellos König in Ewigkeit, und er fährt fort, vom Himmel aus auch unsichtbar sein Reich zu leiten und zu schützen. Da er aber ein sichtbares Reich wollte, musste er jemanden bezeichnen, um auf Erden seine Stelle zu vertreten, nachdem er selbst in den Himmel zurückgekehrt war. „Wenn nun jemand sagt, Christus sei das eine Haupt und der eine Hirt, wie er auch der eine Bräutigam der einen Kirche ist, so genügt diese Antwort nicht. Es ist zwar klar, dass Christus die Sakramente der Kirche spendet; er ist es, der tauft; er ist es, der die Sünden nachlässt; er ist der wahre Priester, der sich auf dem Altare des Kreuzes opferte und kraft dessen täglich sein Leib auf dem Altare konsekriert wird. Weil er aber nicht körperlich allen Gläubigen gegenwärtig sein kann, so hat er sich dennoch Diener erwählt, um durch deren Vermittlung die genannten Sakramente zu spenden, wie oben (Kap. 74) gesagt wurde. Aus demselben Grunde musste er, weil er seine leibliche Gegenwart der Kirche entziehen wollte, jemanden beauftragen, der an seiner Stelle die Sorge für die ganze Kirche übernehmen sollte. Darum hat er vor der Himmelfahrt zu Petrus gesagt: Weide meine Schafe“ (89).
Jesus Christus hat demnach den heiligen Petrus zum obersten Lenker der Kirche bestimmt; und er ordnete an, dass dieses obrigkeitliche Amt, zum Heile aller für alle Zeiten eingesetzt, auf dessen Nachfolger übergehe, in denen somit Petrus durch seine Gewalt für immer fortleben sollte. Tatsächlich machte er jene große Verheißung nur dem heiligen Petrus, keinem andern: Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen (90). „Zu Petrus sprach der Herr, zu ihm allein, um auf den einen die Einheit zu gründen“ (91). - Ohne ein Wort vorauszuschicken, nennt er des Apostels Vater und ihn selbst mit Namen (Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas (92); aber er will nicht, dass er weiterhin Simon genannt werde; er nimmt ihn schon kraft seiner Gewalt als den Seinigen für sich in Anspruch und gefällt sich darin, ihn mit dem passenden Vergleich auch Felsenmann (Petrus) zu nennen, da er auf ihn die Kirche bauen will“ (93).

726 EPISTOLA ENCYCLICA

Quae vero et cuiusmodi summa ista potestas sit, cui christianos
parere oportet universos, non aliter nisi comperta cognitaque
voluntate Christi statuendum. Certe in aeternum rex
Christus est, itemque moderari in aeternum tuerique regnum
suum e caelo non visus perseverat : sed quia conspicuum illud
esse voluit, designare debuit qui gereret in terris vices suas,
postea quam ipse ad caelestia rediisset: Si quis autem dicat
quod unum caput et imus pastor est Christus, qui est unus unius
Ecclesiae sponsus, non sufficienter respondet. Manifestum est
•enim, quod ecclesiastica sacramenta ipse Christus perficit: ipse
enim est qui baptizat, ipse est qui peccata remittit, ipse est
venis sacerdos, qui se obtulit in ara crucis, et cuius virtute
•corpus eius in altari quotidie consecratur ; et tamen quia corporaliter
non cum omnibus fidelibus praesentialiter erat futurus,
elegit ministros, per quos praedicta fidelibus dispensarci,
ut supra (cap. 74) dictum est. Eadem igitur ratione, quia prae-
(1) S. Thomas, Contra Gentiles, lib. IV, cap. 76.
(2) Matth. XVI, 18.
(3) S. Pacianus, ad Semproniam, epist. III, n. 11.
(4) S. Cyrillus Alexandrinus, in Evang. Ioan. lib. IT, in cap. 1, v. 42.
sentiam corporalem erat Ecclesiae subtracturus, oportuit ut alicui
committeret qui loco sui universalis Ecclesiae gereret curam.
Hinc est quod Petro dixit ante ascensionem: Pasce oves meas (1).
Iesus Christus igitur summum rectorem Ecclesiae Petrum dedit,
idemque sanxit ut eiusmodi magistratus saluti communi ad perennitatem
institutus, ad successores hereditate transferretur, in
quibus Petrus ipse esset auctoritate perpetua superstes. Sane
insigne illud promissum beato Petro fecit, praeterea nemini: Tu
es Petrus, et super hanc petram aedificabo Ecclesiam meam (2).
— Ad Petrum locutus est Dominus: ad unum, ideo ut unitatem
f undaret ex uno (3). — Nulla siquidem oratione praemissa...
tam patrem eius, quam ipsum nomine appellat (beatus es Simon
Bar Jona), et Simonem eum non iam vocari patitur, eum sibi
pro sua potestate iam tum ut suum vindicans, sed congrua similitudine
Petrum a petra vocari placuit, puta super quemfundaturus
erat suam Ecclesiam (4). 

Aus diesen Worten folgt, dass die Kirche nach Gottes Willen und Befehl auf dem heiligen Petrus, wie das Gebäude auf seinem Fundamente, ruht. Nun aber gehört es zur Natur und Wirkung eines Fundamentes, dass es das Gebäude durch feste Verbindung der einzelnen Teile zusammenhalte und für das Ganze das notwendige Band der Unversehrtheit und Sicherheit bilde; wird das Fundament beseitigt, so stürzt das ganze Gebäude zusammen. Petrus hat also die Kirche zu stützen, zu schützen und durch ein unlösbares Band zu einigen und zu festigen. Wie könnte aber jemand dieser wichtigen Aufgabe genügen, ohne die Gewalt, zu befehlen, zu verbieten und zu richten, die wir wahrheitsgemäß und zutreffend als richterliche Vollmacht oder „Jurisdiktion“ bezeichnen? Kein Staat und kein öffentliches Gemeinwesen kann ohne diese Jurisdiktionsgewalt bestehen. Der Vorrang der Ehre und die schwache Vollmacht zu raten und zu mahnen, die man als Oberleitung oder „Direktion“ bezeichnet, nützt einer menschlichen Gesellschaft gar wenig und ist nicht imstande, ihr wahre Einheit und Festigkeit zu verleihen.
Jene volle Gewalt hingegen, von der Wir reden, ist ausgedrückt und bekräftigt durch die Worte: Und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen (94). – „Was werden sie nicht überwältigen? Die heilige Grundlage, worauf Christus die Kirche baut, oder die Kirche selber? Das Wort ist doppelsinnig. Oder gilt dies von bei den zugleich wie von einer und derselben Sache, vom Felsenfundament und von der Kirche? Ich halte dafür: die Pforten der Hölle werden weder den Felsen, auf den Christus die Kirche gründet, noch die Kirche überwältigen“ (95). Dieses göttliche Wort hat folgenden Sinn: Was immer für Gewaltmittel, was immer für Kunstgriffe die sichtbaren und unsichtbaren Feinde anwenden mögen, es wird ihnen nicht gelingen, die auf Petrus gestützte Kirche zu Fall zu bringen oder zugrunde zu richten. „Die Kirche, das Gebäude Christi, der mit Weisheit sein Haus auf Fels gebaut hat (96), ist für die Mächte der Hölle unerreichbar; sie überwinden zwar jeden, der abseits vom Felsen und von der Kirche steht, gegen die Kirche aber vermögen sie nichts“ (97). Gott hat mithin seine Kirche dem Petrus anvertraut, damit er sie stets unversehrt erhalte als unbesiegbarer Schutzpatron. Darum hat er ihn mit der nötigen Gewalt ausgestattet, denn wer eine Gesellschaft von Menschen tatsächlich und wirksam schützen soll, muss auch das Recht haben zu befehlen.
Ferner fügte Jesus hinzu: Und ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben (98). Ohne Zweifel spricht er hier weiterhin von der Kirche, die er kurz zuvor die Seine nennt, und die er auf Petrus als ihrem Fundamente errichten wollte. Die Kirche hat auffallende Ähnlichkeit sowohl mit einem Gebäude als auch mit einem Reiche, und jedermann weiß, dass die Schlüssel ein gebräuchliches Sinnbild für die oberste Gewalt sind. Wenn also Jesus dem Petrus die Schlüssel des Himmelreiches verspricht, so verheißt er ihm damit auch die Gewalt und die Rechtsvollmacht über die Kirche. „Der Sohn aber gab ihm (dem Petrus) den Auftrag, die Erkenntnis des Vaters und des Sohnes zu verbreiten; einem sterblichen Menschen übertrug er, indem er ihm die Schlüssel gab, alle Gewalt im Himmel; und dieser hat die Kirche über die weite Erde hin verbreitet und gezeigt, dass sie unerschütterlicher ist als der Himmel“ (99).
Damit stimmt das Folgende überein: Was immer du binden wirst auf Erden, wird auch im Himmel gebunden sein, und was immer du lösen wirst auf Erden, wird auch im Himmel gelöst sein (100). Die bildliche Redensart „binden und lösen“ bezeichnet das Recht, Gesetze zu erlassen, sowie die Gewalt zu richten und zu strafen. Diese Gewalt, heißt es ebendort, werde eine solche Ausdehnung und Wirkung haben, dass alle ihre Entscheide von Gott gutgeheißen werden. Es ist also diese Gewalt die höchste und eine vollkommen selbständige, weil keine auf Erden über ihr steht und sie die ganze Kirche umfasst sowie alles, was der Kirche anvertraut ist.
Diese Verheißung ging in Erfüllung, als Christus der Herr nach seiner Auferstehung Petrus dreimal fragte, ob er ihn mehr liebe als die anderen, und ihm den Befehl erteilte: Weide meine Lämmer ... weide meine Schafe (101). Alle ohne Ausnahme, die zu seiner Herde gehören sollten, übergab er dem Petrus als ihrem Hirten. „Der Herr weiß alles. Er fragt nicht, um zu lernen, sondern um zu lehren, wen er uns bei seiner Rückkehr in den Himmel als ,den Stellvertreter seiner Liebe hinterlassen wollte ... Und weil er (Petrus) von allen allein seine Liebe bekennt, wird er allen vorgesetzt ..., damit er die Vollkommenen als der noch Vollkommenere regiere“ (102). Nun aber bestehen Amt und Aufgabe des Hirten darin, der Herde ein Führer zu sein, ihr durch bekömmliche Weide Nahrung zu verschaffen, von ihr Gefahren fernzuhalten, sie vor Nachstellungen zu beschützen, sie gegen Gewalt zu verteidigen, mit einem Wort, sie zu regieren und zu leiten. Da Petrus der Herde Christi als Hirt vorgesetzt ist, so hat er die Gewalt erhalten, alle Menschen zu regieren, für deren Heil Christus sein Blut vergossen hat. „Warum hat er sein Blut vergossen? Um jene Schäflein zu erkaufen, die er dem Petrus und dessen Nachfolgern übergeben hat“ (103).
Da nun alle Christen in der Gemeinschaft des unveränderlichen Glaubens vereint sein müssen, hat Christus der Herr durch die Kraft seines Gebetes dem Petrus die Gnade erfleht, in der Verwaltung seines Amtes niemals im Glauben zu wanken: Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht wanke (104) Außerdem hat er ihm den Auftrag gegeben, sooft die Zeitverhältnisse es forderten, seinen Brüdern Belehrung und Stärkung zuteil werden zu lassen: Stärke deine Brüder (105). Denselben, den Christus zum Fundament seiner Kirche gemacht, wollte er zur Säule des Glaubens machen. „Wie hätte er den Glauben desjenigen nicht stärken können, dem er aus eigener Machtvollkommenheit das Reich übergab, und den er, da er ihn Fels nannte, als Fundament der Kirche bezeichnete?“ (106)
Deshalb wollte Jesus auch einige bedeutungsvolle Titel, „die ihm wegen seiner Machtvollkommenheit eignen, mit Petrus teilen und gemeinsam haben“ (107), damit nämlich in der Gemeinschaftlichkeit der Namen auch die Gemeinschaft der Gewalt zum Ausdruck komme. So hat er, welcher der Eckstein ist, worauf das ganze Gebäude beruht und emporwächst zu einem heiligen Tempel im Herrn (108),

Quo ex oraculo liquet, Dei
voluntate iussuque Ecclesiam in beato Petro, velut aedes in fundamento
consistere. Atqui fundamenti propria natura et vis est,
ut cohaerentes efficiat aedes variorum coagmentatione membrorum,
itemque ut operi sit necessarium vinculum incolumitatis
ac fìrmitudinis: quo sublato, omnis aedificatio conabitur.
Igitur Petri est sustinere Ecclesiam tuerique non solubili compage
connexam ac firmam. Tantum vero explere muniis qui
possit sine potestate iubendi, vetandi, iudicandi, quae vere proprieque
iurisdictio dicitur? Profecto non nisi potestate iurisdictionis
stant civitates resque publicae. Principatus honoris ac
pertenuis illa consulendi monendique facultas, quam directionem
vocant, nulli hominum societati admodum prodesse neque
ad unitatem neque ad firmitudinem queunt. Atque hanc, de qua
loquimur, potestatem illa declarant et confirmant : Et portae inferi
non praevalebunt adversus eam. — Quam autem eami an
enim petram supra quam Christus aedificat Ecclesiam? an Ecclesiam?
Ambigua quippe locutio est: an quasi unam eamdem'
que rem, petram et Ecclesiam? Hoc ego verum esse existimo,
nec enim adversus petram super quam Christus Ecclesiam aeEPISTOLA
ENCYCLICA 727
(1) Origenes, Comment, in Matth., tom. XII, n. H.
(2) Ib.
(3) S. Ioannes Chrysostomus, Horn. LI V, in Matth., n. 2.
dífieat, nec adversus Ecclesiam portae inferi praevalebunt (1).
Cuius divinae sententiae ea vis est: quamcumque visi invisique
hostes vim, quascumque artes adhibuerint, numquam fore ut
fulta Petro Ecclesia succumbat, aut quoquo modo deficiat: Ecclesia
vero tamquam Christi aedificium, qui sapienter aedificavit
« domum suam supra petram », portarum inferi capax
non est, praevalentiam quidem adversus quemcumque hominem,
qui extra petram et Ecclesiam fuerit, sed invalidarum
adversus illam (2). Ergo Ecclesiam suam Deus idcirco commendavit
Petro, ut perpetuo incolumem tutor invictus conservaret.
Eum igitur auxit potestate debita : quia societati hominum re et
cum effectu tuendae, ius imperii in eo qui tuetur est necessarium.
Illud praeterea Iesus adnexuit: Et tibi dabo claves regni
caelorum. Plane loqui de Ecclesia pergit, quam paullo ante nuncuparat
suam, quamque ipsam velle se in Petro dixit, tamquam
in fundamento, statuere. Expressam non modo aedificii, sed
etiam regni imaginem gerit Ecclesia : ceteroqui insigne usitatum
imperii claves esse, nemo nescit. Quapropter claves regni caelorum
cum Iesus dare Petro pollicetur, potestatem et ius in Ecclesiam
pollicetur daturum. Filius vero et Patris et sui ipsius
cognitionem per totum orbem illi (Petro) disseminare commisit,
ac mortali homini omnem in caelo potestatem dedit, dum claves
illi tradidit, qui Ecclesiam per totum orbem terrarum extendit,
et caelis firmiorem monstravit -(3). Concinunt cetera:
Quodcumque ligaveris super terram, erit ligatum et in caelis,
et quodcumque solveris super terram, erit solutum et in caelis.
Ligandi solvendique translata locutio ius ferendarum legum,
item iudicandi vindicandique designat potestatem. Quae quidem
potestas tantae amplitudinis virtutisque dicitur fore, ut quaelibet
decreta eius rata sit habiturus Deus. Itaque summa est planeque
sui iuris, quippe quae nullam habet in terris superiorem
gradu, Ecclesiamque totam et quae sunt Ecclesiae commissa,
universa complectitur.
Promissum exsolvitur, quo tempore Christus Dominus, post
anastasim suam, cum ter a Petro, num se diligeret plus quam
ceteri, quaesisset, praecipientis in modum ei, Pasce, ait, agnos
728 EPISTOLA ENCYCLICA
meos pasee oves meas (1). Nimirum quotquot essent in ovili
suo futuri, omnes illi velut pastori committit: Dominus non dubitat,
qui interrogat, non ut disceret, sed ut doceret, quem elevandus
in caelum amoris sui nobis velut vicarium relinquebat...
Et ideo quia solus profitetur ex omnibus, omnibus anteferetur....
perfeetiores ut perfectior gubernaret (2). Illa vero sunt pastoris
officia et partes, gregi se praebere ducem, eumdemque sospitare
salubrità te pabulorum, prohibendo pericula, ea vendo insidias,
tutando a vi: brevi, regendo gubernando. Cum igitur Petrus
est gregi christianorum pastor impositus, potestatem accepit
gubernandi omnes homines, quorum saluti Iesus Christus profuso
sanguine prospexerat: Cur sanguinem effudit? Ut has
emeret oves, quas Petro et successoribus eius tradidit (3).
Quoniamque immutabilis communione fidei christianos omnes
oportet esse invicem coniunctos, idcirco suarum virtute
precum Christus Dominus impetravit Petro, ut in gerenda potestate
nunquam fide laberetur: Ego autem rogavi pro-te, ut
non deficiat fides tua (4). Eidem praeterea mandavit ut, quoties
tempora postularent, ipse impertiret fratribus suis lumen animi
et robur: Confirma fratres tuos (5). Quem igitur fundamentum
Ecclesiae designarat, eumdem esse vult columen fidei : Cui propria
auctoritate regnum dabat, huius fidem firmare non poterat,
quem eum petram dicit, firmamentum Ecclesiae indicavit?
(6). Hinc ipse Iesus certa quaedam nomina, magnarum indicia
rerum, quae sibi potestate sunt propria, voluit esse Petro secum
participatione communia (7), nimirum ut ex communione
titulorum appareret communio potestatis. Ita ipse, qui lapis est
angularis, in quo omnis aedificatio constructa crescit in templum
sanctum in Domino (8), Petrum velut lapidem statuit, quo fulta
esse Ecclesia deberet. Cum audisset « petra es » praeconio nobilitatus
est. Quamquam autem petra est, non ut Christus petra,
sed ut Petrus petra. Christus enim essentialiter petra ineon-
(1) Ioan. XXI, 16-17.
(2) S. Ambrosius, Eccposit. in Evang. secundum Lucam, lib. X, nn. 175-176.
(3) S. ioannes Chrysostomus, De Sacerdotio, lib. II.
(4) Luc. XXII, 32.
(5) Ib.
(6) S. Ambrosius, De Fide, lib. IV, n. S6.
(7) S. Leo M. serm. IV, cap. 2.
(8) Ephes. II, 21.


den Petrus zum Felsen bestimmt, auf dem die Kirche ruhen sollte. „Durch das Wort: Du bist der Fels, ist er hoch geehrt worden. Obgleich er aber ein Fels ist, so ist er trotzdem nicht ein Fels wie Christus, sondern Fels als Petrus. Christus ist seinem Wesen nach ein unerschütterlicher Fels: Petrus aber erst durch den Felsen (Christus). Denn Jesus teilt seine Würden mit, erschöpft sich aber nicht ... Er ist Priester und macht Priester ..., er ist ein Fels und macht zum Felsen“ (109).
Christus ist ferner der König der Kirche, der den Schlüssel Davids hat, er schließt und niemand öffnet, er öffnet und niemand schließt" (110); dadurch, dass er dem Petrus die Schlüssel überreicht, erklärt er ihn auch zum Fürsten der Christenheit. Ebenso hat der oberste Hirt, der sich selbst den guten Hirten (111) nennt, den Petrus zum Hirten seiner Lämmer und Schafe bestellt: Weide meine Lämmer, weide meine Schafe (112). Deshalb sagt Chrysostomus : „Er ragt unter den Aposteln hervor, er ist der Mund der Jünger und das Haupt ihrer Gemeinschaft ... Er spricht ihm zu, fürderhin Vertrauen zu haben, und nachdem die Erinnerung an die Verleumdung gleichsam ausgelöscht war, überträgt er ihm die Oberleitung der Brüder ... Er sagt ja: Wenn du mich liebst, dann stehe den Brüdern vor“ (113). Endlich hat er, der stärkt zu jedem guten Wort und Werk (114), den Petrus beauftragt, seine Brüder zu stärken. Mit Recht bemerkt daher Leo der Große: „Aus der ganzen Welt wird nur der eine Petrus bestimmt zum Oberhaupt aller auserwählten Völker, aller Apostel und aller Väter der Kirche; wenn auch im Volke Gottes viele Priester sind und viele Hirten, so herrscht doch im eigentlichen Sinne Petrus über alle jene, über die an erster Stelle auch Christus herrscht“ (115). Deshalb schreibt Gregor der Große an den Kaiser Mauritius Augustus: „Allen, die das Evangelium kennen, ist es klar, dass durch das Wort des Herrn dem Apostelfürsten Petrus die Sorge für die ganze Kirche übertragen wurde ... Siehe, er empfing die Schlüssel des Himmelreiches, ihm wird die Macht übertragen, zu binden und zu lösen, und er wird mit der Sorge und Oberleitung der ganzen Kirche betraut“ (116).
Weil diese oberste Autorität als Hauptbestandteil zur Verfassung und Organisation der Kirche gehört, und zwar als die Grundlage der Einheit und als Fundament ihrer dauernden Unversehrtheit, so durfte sie nicht mit dem heiligen Petrus untergehen, sondern musste sich auf seine Nachfolger von einem zum andern fortpflanzen: „Es bleibt also die Anordnung der Wahrheit bestehen, und der heilige Petrus lebt fort in der ihm als Fels verliehenen Kraft, und das einmal erfasste Steuerruder lässt er nicht mehr los“ (117).
EPISTOLA ENCYCLICA 729
cussa; Petrus vero per petram. Nam Iesus dignitates suas largitur
, nee exhauritur Sacerdos est, facit sacerdotes
petra est, petram facit (1). Rex idem Ecclesiae, qui habet clavem
David: qui aperit et nemo claudit: claudit et nemo aperit
(2), traditis Petro clavibus, principem christianae reipublicae
declaravit. Pariter pastor maximus, qui se ipse pastorem bonum
nuncupat (3), agnis atque ovibus suis pastorem Petrum praeposuit:
Pasce agnos, pasce oves. Quare Chrysostomus: Eximius
erat inter Apostolos, et os discipulorum et coetus illius caput...
Simul ostendens ei, oportere deinceps fidere, quasi abolita negatione,
fratrum ei praefecturam committit.... Dicit autem: Si
amas me, fratribus praeesto (4). Demum qui confirmât in omni
opere et sermone bono (5), mandavit Petro ut confirmaret fratres
suos. Iure igitur Leo magnus : De toto mundo unus Petrus
eligitur, qui et universarum gentium vocationi et omnibus Apostolis,
cunctisque Ecclesiae patribus praeponatur: ut quamvis
in populo Dei multi sacerdotes sint multique pastores, omnes
tamen proprie regat Petrus, quos principaliter regit et Christus
(6). Itemque Gregorius magnus ad Imperatorem Mauritium
Augustum: Cunctis evangelium scientibus liquet, quod voce dominica
sancto et omnium Apostolorum Petro principi apostolo
totius Ecclesiae cura commissa est... Ecce claves regni caelestis
accepit, potestas ei ligandi ac solvendi tribuitur, et cura ei totius
Ecclesiae et principatus committitur (7).
Eiusmodi autem principatum, quoniam constitutione ipsa
temperationeque Ecclesiae, velut pars praecipua, continetur, videlicet
ut principium unitatis ac fundamentum incolumitatis perpetuae,
nequaquam cum beato Petro interire, sed reddere in
eius successores ex alio in alium oportuit : Manet ergo disp ositio
veritatis, et beatus Petrus in accepta fortitudine petrae
perseverans, suscepta Ecclesiae gubernacula non reliquit (8).

(1) Horn, de Poenitentia, n. i in appendice opp. S. Basila.
(2) Apoc. TU, 7.
(3) Ioann. X, 11.
(4) Horn. LXXXVIII, in Ioan. n. 1.
(5) II. Thessalon. II, 16.
(6) Serro. IV, cap. 2.
(7) Epistolarum, lib. V, epist. XX.
(8) S. Leo M. serm. III, cap. 3.

 
Deshalb besitzen die Päpste, die dem Petrus auf dem römischen Bischofsstuhle folgen, kraft göttlichen Rechtes die höchste Gewalt in der Kirche. „Wir erklären, dass der römische Stuhl und der römische Papst den Primat innehat über die ganze Welt, dass der römische Papst der Nachfolger des heiligen Apostelfürsten Petrus und der wahre Stellvertreter sowie das Haupt der ganzen Kirche ist, der Vater und Lehrer aller Christen; dass ihm in der Person des heiligen Petrus durch unseren Herrn Jesus Christus die Vollmacht verliehen wurde, die ganze Kirche zu regieren und zu leiten, wie dies auch in den Verhandlungen der allgemeinen Kirchenversammlungen und in den heiligen Kirchensatzungen enthalten ist“ (118). Ähnlich äußert sich das IV. Laterankonzil: „Die römische Kirche besitzt gemäß der Anordnung Christi den Vorrang der ordentlichen Gewalt über alle anderen Kirchen, denn sie ist ja die Mutter und Lehrmeisterin aller Christen“ (119).
Vorausgegangen war schon die einhellige Auffassung des Altertums, das die römischen Päpste ohne jeden Zweifel als die rechtmäßigen Nachfolger des heiligen Petrus betrachtete und ehrte. Wer kennt nicht die zahlreichen und herrlichen Zeugnisse der Väter? Unter allen ragt jenes des heiligen Irenäus hervor, der sich folgendermaßen über die römische Kirche äußert: „Mit dieser Kirche müssen wegen ihres höheren Vorranges alle Kirchen in Einklang stehen“ (120).
Und Cyprian sagt gleichfalls von der römischen Kirche, sie sei „Wurzel und Mutterstamm der katholischen Kirche“ (121), sie sei „der Stuhl Petri und die Hauptkirche, von wo die Einheit des Priestertums ausgegangen ist“ (122). Er nennt sie „Stuhl Petri“, weil der Nachfolger Petri auf ihm sitzt; er nennt sie „Hauptkirche“ wegen des Vorranges, der dem Petrus und seinen rechtmäßigen Nachfolgern verliehen wurde; er sagt, von dort sei die Einheit ausgegangen, weil die römische Kirche die bewirkende Ursache der Einheit im Christentum ist.
Deshalb redet der heilige Hieronymus den Papst Damasus mit folgenden Worten an: „Ich rede mit dem Nachfolger des Fischers und mit dem Jünger des Kreuzes ... In enger Gemeinschaft schließe ich mich Eurer Heiligkeit an, d. h. dem Stuhle Petri. Ich weiß, auf diesem Felsen ist die Kirche aufgebaut“ (123). Den Katholiken pflegt er an der Gemeinschaft mit dem römischen Stuhle zu erkennen: „Wer mit dem Stuhle Petri verbunden ist, das ist mein Mann“ (124).

730 EPISTOLA ENCYCLICA
Quare Pontifices, qui Petro in episcopatu romano succedunt,
supremam Ecclesiae potestatem obtinent iure divino. Definimus,
sanctam Apostolicam Sedem et Romanum Pontificem in universum
orbem tenere primatum, et ipsum Pontificem Romanum
successorem esse beati Petri, principis Apostolorum, et verum
Christi vicarium totiusque Ecclesiae caput, et omnium christianorum
patrem ac doctorem existere, et ipsi in beato Petro
pascendi, regendi ac gubernandi universalem Ecclesiam a Domino
nostro Iesu Christo plenam potestatem traditam esse;
quemadmodum etiam in gestis oecumenicorum conciliorum et
in sacris canonibus continetur (1). Similiter Concilium Lateranense
IV: Romana Ecclesia.... disponente Domino, super omnes
alias ordinariae potestatis obtinet principatum, utpote mater
universorum Christifidelium et magistra. Antecesserat consensus
antiquitatis, quae episcopos romanos sine ulla dubitatione
sic semper observavit et coluit ut beati Petri legitimos successores.
Quem vero lateat quot in eamdem rem extent et quam
luculenta sanctorum patrum testimonia ? Illud valde praeclarum
Irenaei qui cum de Ecclesia romana dissereret, ad hanc enim,
inquit, Ecclesiam propter potiorem principalitatem necesse est
omnem convenire Ecclesiam (2). Ac Cyprianus itidem de Ecclesia
romana affirmat, eam esse Ecclesiae catholicae radicem et
matricem (3), Petri Cathedram atque Ecclesiam principalem,
unde unitas sacerdotalis exorta est (4). Cathedram Petri appellat
quippe quam insidet Petri successor: Ecclesiam principalem
ob principatum Petro ipsi et legitimis successoribus collatum:
mide unitas exorta, quia in christiana republica caussa efficiens
unitatis est Ecclesia romana. Quare Hieronymus iis verbis Damasum
affatur: Cum successore piscatoris et discipulo crucis
loquor Beatitudini tuae, id est Cathedrae Petri communione
consoeior. Super illam petram aedificatam Ecclesiam scio (5).
Sollemne illi est, catholicum hominem ex coniunctione cum romana
Petri sede internoscere : Si quis Cathedrae Petri iungitur,
meus est (6).
(7), negat esse catholicum, quicumque a fide romana
(1) Concilium Florentinum.
(2) Contra Haereses, lib. III, cap. 3, n. 2.
(3) Epist. XLVIII, ad Cornelium, n. 5.
(4) Epist. LIX, ad eumd., n. 14.
(5) Epist. XV, ad Damasum, n. 2.
(6) Epist. XVI, ad Damasum, n. 2.
(7) Epist. XLIII, n. 7.

 
Der heilige Augustinus legt ebenfalls Zeugnis ab dafür, „dass in der römischen Kirche der Vorrang des apostolischen Stuhles stets bestanden habe“ (125). Das sei kein Katholik, der vom römischen Glauben abweiche: „Man glaubt dir nicht, dass du den katholischen Glauben besitzest, da du nicht lehrst, man müsse den römischen Glauben befolgen“ (126). Ebenso der heilige Cyprian: „Mit Papst Cornelius in Gemeinschaft stehen, heißt mit der katholischen Kirche in Gemeinschaft stehen“ (127).
In ähnlicher Weise lehrt der Abt Maximus, es sei das Merkmal des wahren Glaubens und der wahren Gemeinschaft, dem römischen Papste untertan zu sein: „Wer daher kein Häretiker sein noch heißen will, braucht sich nicht erst vor diesem oder jenem zu rechtfertigen. Vor allem soll er sich schnell vor dem römischen Stuhle rechtfertigen. Ist dieser mit ihm zufrieden, so werden ihn alle überall als fromm und rechtgläubig betrachten. Ganz umsonst redet jener, der meinesgleichen überzeugen will und sich nicht vor dem Heiligen Vater der heiligen römischen Kirche, nämlich, vor dem apostolischen Stuhle, rechtfertigt und ihn anruft.“ (128) Der Grund hierfür liegt seines Erachtens darin, „dass dieser vom menschgewordenen Worte selber, nach der Lehre aller heiligen Kirchenversammlungen, gemäß der kirchlichen Satzungen und Bestimmungen, über alle heiligen Kirchen Gottes in der ganzen Welt in allem und durchwegs die Regierungsgewalt: erhalten hat und innehält, sowie die Vollmacht zu binden und zu lösen. Zugleich mit dem Papst bindet und löst auch im Himmel das Wort, das über alle himmlischen Heerscharen regiert“ (129).

EPISTOLA ENCYCLICA 731
Neque absimili ratione Augustinus, palam testatus,
in romana Ecclesia semper Apostolicae cathedrae viguisse principatum
dissentiat: Non crederis ner am fidem tenere catholicam, qui fidem
non doces esse servandam romanam (i). Item Cyprianus:
Communicare cum Cornelio, hoc est cum catholica Ecclesia communicare
(2). Similiter Maximus Abbas hanc verae fidei veraeque
communionis notam esse docet, subesse Pontifici romano :
Itaque si vult haereticus non esse neque audire, non isti aut
illi satisfaciat Festinet pro omnibus sedi romanae satisfacere.
Hac enim satisfacía, communiter ubique omnes pium hunc et
orthodoxum praedicabunt. Nam frustra solummodo loquitur,
qui mihi similes suadendos putat, et non satisfacit et implorat
sanctissimae romanorum Ecclesiae beatissimum Papam, id est
Apostolicam Sedem. Cuius rei caussam rationemque in eo affirmat
residere, quod ab ipso incarnato Dei Verbo, sed et omnibus
salietis synodis, secundum sacros canones et terminos, universarum
quae in toto terrarum orbe sunt sanctarum Dei
Ecclesiarum in omnibus et per omnia percepit et habet imperium,
auctoritatem et potestatem ligandi et solvendi. Cum hoc
enim ligat et solvit, etiam in caelo Verbum, quod caelestibus
virtutibus prineipatur (3).
(1) Serai. CXX, n. 13.
(2) Epist. L V, n. 1.
(3) Defloratio ex Epistola ad Petrum illustrem.
(4) Actio III.
(5) Actio II.

 
An diesen christlichen Glauben, den nicht ein Volk oder eine Zeit, sondern alle Zeiten und das Morgenland so gut wie das Abendland stets anerkannt und hochgehalten haben, erinnert, ohne Widerspruch zu erfahren, der vom Papste delegierte Priester Philippus die Kirchenversammlung von Ephesus: „Es wird von niemandem angezweifelt, ja es ist allen Jahrhunderten bekannt, dass der heilige Petrus, der Fürst und das Haupt der Apostel die Säule des Glaubens und das Fundament der katholischen Kirche, von unserem Herrn Jesus Christus, dem Erlöser und Heiland der Welt, die Schlüssel des Reiches bekommen hat; zugleich ist ihm auch die Gewalt verliehen, Sünden zu lösen und zu behalten, ihm, der bis heute und für alle Zeiten in seinen Nachfolgern fortlebt und die richterliche Gewalt ausübt.“ (130) Allgemein bekannt ist ferner das Urteil der Kirchenversammlung von Chalzedon über den gleichen Gegenstand: „Petrus hat durch Leo ... gesprochen“ (131). Dieselbe Lehre hallt wider wie ein Echo auf der dritten Kirchenversammlung von Konstantinopel: „Der oberste Fürst der Apostel kämpfte mit uns: für uns trat ein sein Nacheiferer und Nachfolger auf dem Stuhle ... Es schien sein Schreiben nur Papier und Tinte zu sein, und doch sprach Petrus durch den Papst Agatho“ (132). In der katholischen Glaubensformel, die zu Anfang des 6. Jahrhunderts von Papst Hormisdas verfasst und von Kaiser Justinian sowie von den Patriarchen Epiphanius, Johannes und Mennas unterzeichnet wurde, findet sich in kräftiger Sprache die Erklärung: „Der Ausspruch unseres Herrn Jesus Christus: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, kann nicht unbeachtet bleiben... Was hier gesagt ist, hat sich tatsächlich erwiesen, da sich auf dem apostolischen Stuhle die katholische Religion stets makellos erhalten hat“ (133).
Wir wollen nicht alle Zeugnisse einzeln anführen; nur an das Glaubensbekenntnis sei erinnert, das Michael Paleologus auf dem zweiten Konzil von Lyon ablegte: „Die heilige römische Kirche besitzt den obersten, vollen Primat und die Regierungsgewalt über die ganze katholische Kirche. Sie hat ihn mit der ganzen Machtfülle vom Herrn selbst empfangen in der Person des heiligen Petrus, des Fürsten und Hauptes der Apostel, dessen Nachfolger der römische Papst ist; das anerkennt die römische Kirche in Wahrheit und in Demut. Und wie sie vor allen anderen die Wahrheit des Glaubens verteidigen muss, so müssen auch alle Fragen, die sich etwa bezüglich des Glaubens stellen, durch ihr Urteil entschieden werden“ (134).
Wenn auch die Gewalt des heiligen Petrus und seiner Nachfolger die vollste und höchste ist, so darf man doch nicht meinen, sie sei die einzige. Derselbe nämlich, der den heiligen Petrus zum Fundament der Kirche bestimmte, wählte sich auch zwölf, ... die er Apostel nannte. (135) Wie die Gewalt des heiligen Petrus im römischen Papste fortleben muss, genau so erben auch die Bischöfe als Nachfolger der Apostel die ordentliche Gewalt, so dass der Episkopat notwendigerweise zur inneren Verfassung der Kirche gehört. Wenn sie auch keine volle, allgemeine und höchste Gewalt besitzen, so sind sie doch nicht bloße Stellvertreter der römischen Päpste, denn eine eigene Gewalt und heißen im vollen Sinne des Wortes ordentliche Oberhirten der ihnen unterstellten Völker.
Da aber Petrus nur einen Nachfolger hat, die Apostel hingegen deren viele, so geziemt es sich zu untersuchen, welches nach göttlicher Anordnung die Beziehungen der Bischöfe zum Papste sind. Die erste dieser Beziehungen besteht in der klaren und unzweifelhaften Pflicht der Bischöfe, in Gemeinschaft zu stehen mit dem Nachfolger Petri. Ist dieses Band zerrissen, so löst sich das christliche Volk selbst auf und zerstreut sich, so dass es in keiner Weise einen Leib und eine Herde bilden kann. „Das Heil der Kirche ist mit der Würde des Hohenpriesters verknüpft. Besitzt dieser nicht eine außerordentliche und alle überragende Gewalt, so werden in der Kirche ebenso viele Spaltungen entstehen, als Priester da sind“ (136).
Daher gilt es, hier besonders folgendes zu bemerken: Nichts wurde den Aposteln unabhängig von Petrus verliehen, vieles jedoch dem Petrus eigens und unabhängig von den Aposteln. Der heilige Johannes Chrysostomus stellt bei der Erklärung des Ausspruches Christi (Joh. XXI 15) die Frage: „Warum wendet sich Christus diesbezüglich unter Übergehung der anderen Apostel nur an Petrus ?“ - Und er antwortet unumwunden: „Er war der vornehmste unter den Aposteln, er war der Mund der Jünger und das Haupt in ihrem Kreise“ (137). Er allein ist von Christus zum Fundament der Kirche bestimmt worden, ihm ist die Macht verliehen zu lösen und zu binden, ihm allein die Gewalt gegeben, die Herde zu weiden. Was dagegen die Apostel an Ansehen und Amtvollmachten erhielten, haben sie im Verein mit Petrus bekommen: „Wenn auch die göttliche Huld wollte, dass die anderen Apostel etwas mit Petrus gemeinsam besitzen sollten, so hat sie nie anders als durch ihn verliehen, was sie den anderen nicht verweigerte... Vieles hat er gewiss allein bekommen, nichts ist aber auf einen anderen übergegangen, ohne dass er seinen Anteil daran hatte“ (138).
Daraus geht klar hervor, dass die Bischöfe ihrer Rechte und ihrer Regierungsgewalt verlustig gehen, wenn sie sich absichtlich von Petrus und seinen Nachfolgern trennen. Denn durch diese Trennung werden sie vom Fundament, auf dem das ganze Gebäude ruhen muss, losgelöst; somit sind sie auch von dem Gebäude selbst ausgeschlossen, und ebenso von dem Schafstall abgesondert, dessen Herr der oberste Hirte ist; sie sind aus dem Reiche ausgeschlossen, dessen Schlüssel dem Petrus allein von Gott übergeben wurden.
Hieraus erkennen wir aufs neue den Plan und die Absicht Gottes bei der Gründung des Christentums. Da nämlich der göttliche Stifter wollte, dass die Kirche eins sei im Glauben, in der Verwaltung und in der Gemeinschaft, so wählte er sich den Petrus und seine Nachfolger zur Grundlage und zum Mittelpunkt dieser Einheit. Deshalb sagt der heilige Cyprian: „Der Beweis für den Glauben ist leicht, wenn man die Wahrheit kurz zusammenfasst. Der Herr sagt zu Petrus: Ich sage dir, du bist Petrus ... Auf einen einzigen baut er die Kirche. Und wenn er auch allen Aposteln nach seiner Auferstehung gleiche Gewalt verleiht, indem er spricht: Wie mich der Vater gesandt hat ..., ordnet er doch, um die Einheit zu offenbaren, kraft seiner Vollmacht einen Ursprung für diese Einheit an, die nur aus einem ihren Anfang nehmen sollte. (139) Ebenso Optatus von Mileve: „Du kannst nicht leugnen, dass du weißt: In der Stadt Rom ist zuerst dem Petrus der bischöfliche Stuhl verliehen worden, auf dem er als das Haupt aller Apostel saß; deshalb wurde er auch Kephas genannt. In diesem einen bischöflichen Stuhle sollte von allen die Einheit gewahrt werden, damit die übrigen Apostel nicht einzeln einen eigenen Lehrstuhl für sich beanspruchten; und jeder, der gegen den einzig dastehenden Lehrstuhl einen anderen aufstellen würde, sollte als Schismatiker und Sünder gelten“ (140). Danach ist auch jener Ausspruch des heiligen Cyprian zu erklären, die Häresie wie das Schisma entstehe daraus, dass man der obersten Gewalt den Gehorsam verweigere: „Aus keiner anderen Ursache sind die Häresien und Schismen entstanden, als daraus, dass man dem Priester Gottes nicht gehorchte und vergaß, dass zur selben Zeit in der Kirche nur ein Priester und nur ein Richter die Stelle Christi vertritt. (141)
Niemand kann Anteil haben an der Autorität, wenn er nicht mit Petrus vereint ist; es ist nämlich unsinnig zu glauben, es könne jemand in der Kirche Vorsteher sein, wenn er selber außerhalb der Kirche steht. Aus diesem Grunde tadelte Optatus von Mileve die Donatisten: „Gegen diese Pforten (der Hölle) hat Petrus, unser Haupt, wie wir lesen, die Schlüssel des Heiles erhalten, denn zu ihm hat Christus gesagt: Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Was unterfangt ihr euch also, die Schlüssel des Himmelreiches an euch zu reißen, die ihr gegen den Stuhl Petri ... ankämpft?“ (142)

732 EPISTOLA ENCYCLICA

Quod igitur erat in fide christiana, quod
non una gens, aut una aetas, sed aetates omnes, et Oriens pariter
atque Occidens agnoscere atque observare consueverat, id
meminit, nullo contradicente, ad Ephesinam Synodum Philippus
presbyter, a Pontifice legatus: Nulli dubium est, imo saeculis
omnibus notum, quod sanctus beatissimusque Petrus, Apostolorum
princeps et caput, fideique columna et Ecclesiae
catholicae fundamentum, a Domino nostro Iesu Christo,. salvatore
humani generis ac redemptore, claves regni accepit,
solvendique ac ligandi peccata, potestas ipsi data est, qui ad
hoc usque tempus et semper in suis successoribus vivit et iudicium
exercet » (4). Eademque de re in omnium cognitione versatur
Concilii Chalcedonensis sententia: Petrus per Leonem
loquutus est (5) : 

 cui vox Concilii Constantinopolitani III resonat,tamquam imago:
Summus nobiscum concertabat Apostolorumprinceps : illius enim
imitatorem et Sedis successorem habuimusfautorem... charta et
atramentum videbatur, et per Agathonem
Petrus loquebatur (1). In formula catholicae professionis ab Hormisda
conceptis verbis, ineunte saeculo sexto, proposita, cui
tum Iustinianus Imperator, tum Epiphanius, Ioannes, et Menna
Patriarchae subscripserunt, illud est magna vi sententiarum declaratum
: Quia non potest Domini nostri Iesu Christi praetermitti
sententia dicentis: Tu es Petrus, et super hanc petram
aedificabo Ecclesiam meam... haec, quae dieta sunt, rerum probantur
effectibus, quia in Sede Apostolica citra maculam semper
est catholica servata religio (2). Nolumus quidem persequi
singula: libet tamen formulam fidei meminisse, quam Michael
Palaeologus in Concilio Lugdunensi II professus est: Ipsa quoque
sancta romana Ecclesia summum et plenum primatum et
principatum super universam Ecclesiam catholicam obtinet,
quem se ab ipso Domino in beato Petro, Apostolorum principe
sive vertice, cuius romanus Pontifex est successor, cum potestatis
plenitudine recepisse veraciter et humiliter recognoscit.
Et sicut prae ceteris tegetur fidei veritatem defendere, sic et si
quae de fide subortae fuerint quaestiones, suo debent iudicio
definiri (3).
Si Petri eiusque successorum plena ac summa potestas est,
ea tamen esse ne putetur sola. Nam qui Petrum Ecclesiae fundamentum
posuit, idem elegit duodecim... quos et apostolos nominavit
(4). Quo modo Petri auctoritatem in romano Pontifice
perpetuam permanere necesse est, sic Episcopi, quod succedunt
Apostolis, horum potestatem ordinariam hereditate capiunt; ita
ut intimam Ecclesiae constitutionem ordo episcoporum necessario
attingat. Quamquam vero neque plenam neque universalem
ii, neque summam obtinent auctoritatem, non tamen vicarii
romanorum pontificum putandi, quia potestatem gerunt sibi propriam,
verissimeque populorum, quos regunt, antistites ordinarii
dicuntur.
Verum quia successor Petri unus est, Apostolorum permulti,
consentaneum est perspicere quae sint istorum cum illo, divina
constitutione, necessitudines. — Ac primo quidem coniunctionis
episcoporum cum eo qui Petro succedit non obscura est neque
dubia necessitas: hoc enim soluto nexu, solvitur ac diffluit mul-
(1) Actio XVIII.
(2) Post Epistolam XXVI, ad omnes Episc. Hispan., n. 4.
(3) Actio IV.
(4) Luc. VI, 13.
EPISTOLA ENCYCLICA 733
(1) S. Hieronymus, Dialog. Contra Luciferianos, n. 9.
(2) Horn. LXXXVIII. in Ioann. n. 1.
(3) S. Leo M. serai. IV, cap. 2.
(4) Ib.
filudo ipsa christianorum, ita plane ut nullo pacto queat unum
corpus conflare unumque gregem: Ecclesiae salus in summi sacerdotis
dignitate pendet, cui si non exsors quaedam et ab omnibus
eminens detur potestas, tot in Ecclesia effieientur schismata,
quot sacerdotes (1). Idcirco ad id praestat advertere animum:
nihil esse Apostolis seorsum a Petro collatum; plura seorsum
ab Apostolis ac separatim Petro. Ioannes Chrysostomus in Christi
edisserenda sententia (Ioan XXI, 15) cum percontatus esset,
Cur, aliis praetermissis, de his Christus Petrum alloquitur?
omnino respondet: Eximius erat inter Apostolos, et os disci*
pulorum, et coetus illius caput (2). Hic enim unus designatus a
Christo 'est fundamentum Ecclesiae : ipsi ligandi copia sôlvendique
permissa, eidemque pascendi data potestas1 uni. Contra quidquid
auctoritatis ac muneris accepere Apostoli, coniuncte cum
Petro accepere: Divina dig natio si quid cum eo commune ceteris
voluit esse principibus, nunquam nisi per ipsum dedit,
quidquid aliis non negavit (3). Ut cum multa solus acceperit,
nihil in quemquam sine ipsius, participatione transierit (4). Ex
quo plane intelligitur, excidere episcopos iure ac potestate regendi,
si a Petro eiusve successoribus scientes secesserint. Nam
a fundamento, quo totum debet aedificium niti, secessione divelluntur;
itaque exclusi aedificio ipso sunt: ob eamdemque
caussam ab ovili seiuncti, cui dux est pastor maximus, regnoque
extorres, cuius uni Petro datae divinitus claves.
Quibus rebus rursus noscimus in constituenda christiana republica
caelestem descriptionem mentemque divinam. Videlicet
cum Ecclesiam divinus auctor fide et regimine et communione
unam esse decrevisset, Petrum eiusque successores delegit in
quibus principium foret ac velut centrum unitatis. Quare Cyprianus
: Probatio est ad fidem facilis compendio veritatis. Loquitur
Dominus ad Petrum: Ego tibi dico, inquit, Quia tu es
Petrus.... Super unum aedificat Ecclesiam. Et quamvis Apostolis
omnibus post resurrectionem suam parem potestatem tribuat,
et dicat: sicut misit me Pater...., tamen ut unitatem manifestaret,
unitatis eiusdem originem ab uno incipientem sua auctori734
EPISTOLA ENCYCLICA
(1) De Unit. Eccl, n. 4.
(2) De Schism. Donat., lib. II.
(3) Epist. XII, ad Gornelium, n. 5.
(4) Lib. II, n. 4, 5.

 
 Der Stand der Bischöfe ist aber erst dann gemäß der Anordnung Christi als mit Petrus vereinigt anzusehen, wenn er dem Petrus untersteht und ihm gehorcht; sonst zerfällt er unvermeidlich in eine lose Menge, wo Verwirrung und Unordnung herrscht. Soll die Einheit des Glaubens und der Gemeinschaft wirklich gewahrt sein, so genügt es nicht, dass einer den Ehrenvorrang habe oder eine gewisse Sorge trage für die anderen; es ist vielmehr unbedingt eine wahre und zugleich höchste Autorität notwendig, der die ganze Gemeinschaft gehorcht. Welches war denn die Absicht des Gottessohnes, als er die Schlüssel des Himmelreiches allein dem Petrus versprach? Dass mit der Bezeichnung „Schlüssel“ an dieser Stelle der höchste Gipfel der Macht gemeint ist, daran lassen weder der biblische Sprachgebrauch noch auch die übereinstimmende Lehre der Väter keinen Zweifel zu. Man wüsste sonst nicht zu erklären, was dem Petrus im besonderen, und was den Aposteln im Verein mit Petrus verliehen worden ist. Verleiht die Vollmacht zu binden und zu weiden den Bischöfen, den Nachfolgern der Apostel, das Recht, ihr Volk mit wahrer Amtsgewalt zu regieren, so muss doch dieselbe Gewalt auch jenem dasselbe verleihen, dem von Gott das Amt übertragen wurde, die Lämmer und die Schafe zu weiden. „Christus hat Petrus nicht nur zum Hirten, sondern zum Hirten der Hirten auserkoren; Petrus weidet daher die Lämmer, er weidet auch die Schafe; er weidet die Kinder, er weidet auch die Mütter; er regiert die Untertanen, er regiert auch die Vorgesetzten, denn außer den Lämmern und den Schafen gibt es in der Kirche nichts“ (143).
Daher stammen jene besonderen Titel, die von den Alten dem heiligen Petrus beigelegt wurden und den auf die höchste Stufe der Würde und Gewalt Erhobenen nachdrücklich preisen. Durchwegs nennen sie ihn den „Fürsten der Jüngerschar“, den „ Fürsten der Apostel“, „Führer dieses Chores“, „Mund aller Apostel“, „Haupt dieser Familie“, „Vorsteher der ganzen Welt“, den „Ersten unter den Aposteln“, „die Säule der Kirche“.
Das alles sagt offenbar der heilige Bernhard mit seinen Worten an Papst Eugen: „Wer bist du? Der große Priester, der Hohepriester. Du bist der Fürst der Bischöfe, der Erbe der Apostel... Dir sind die Schlüssel gegeben, dir die Schafe anvertraut. Es gibt zwar noch andere Torhüter und Hirten; aber du bist dies umso glorreicher, als du beide Titel in einem weit höheren Sinne als die anderen ererbt hast. Jene haben die ihnen zugewiesenen Herden, jeder die seine; dir sind alle Herden anvertraut, dem einen als eine einzige. Du bist nicht nur der Hirt der Schafe, sondern auch der Hirten, du allein der eine Hirt aller Hirten. Du fragst, wie ich das beweise? Aus dem Worte des Herrn. Wem denn, ich sage nicht von den Bischöfen, sondern selbst von den Aposteln, sind alle Schafe so ganz ausnahmslos anvertraut? Petrus, wenn du mich liebst, so weide meine Schafe. Welche? Die Völker dieser oder jener Stadt, dieser oder jener Gegend, oder eines bestimmten Reiches? - Meine Schafe, sagte er. Wer sieht nicht, dass er damit nicht einige bezeichnete, sondern alle gemeint hat? Wo nichts unterschieden wird, wird auch nichts ausgenommen“ (144).
Es ist falsch und widerspricht offensichtlich der Anordnung Gottes, wenn man meint, die einzelnen Bischöfe unterständen zwar der Gerichtsbarkeit der römischen Päpste, nicht aber alle in ihrer Gesamtheit. Das Wesen eines Fundamentes besteht nämlich darin, dem ganzen Gebäude Einheit und Festigkeit zu verleihen, mehr noch als den einzelnen Teilen. Bei unserem Gegenstand trifft das noch weit mehr zu, weil Christus der Herr durch die Tragkraft des Fundamentes erreichen wollte, dass die Mächte der Hölle die Kirche nicht überwältigen. Diese göttliche Verheißung ist nach der allgemeinen Ansicht von der Gesamtkirche zu verstehen, nicht von ihren einzelnen Teilen, die ja durch den Ansturm der Hölle überwunden werden können; es ist ja auch bei einigen Einzelfällen vorgekommen, dass sie tatsächlich überwunden wurden.
Wer ferner der ganzen Herde vorangestellt ist, muss notwendig Gewalt haben nicht nur über die einzelnen zerstreuten Schafe, sondern über die vereinte Gesamtheit aller. Oder soll die Gesamtheit der Schafe den Hirten regieren und führen? Sind vielleicht die vereinten Nachfolger der Apostel das Fundament, auf das sich der Nachfolger Petri stützen muss, um standhaft zu sein? Wer die Schlüssel des Reiches in seiner Hand hält, der besitzt Rechts- und Amtsgewalt nicht bloß über die einzelnen Provinzen, sondern über die Gesamtheit aller; und ebenso wie die Bischöfe, jeder in seinem Sprengel, mit wahrer Amtsgewalt nicht nur über den einzelnen Privatmenschen herrschen, sondern über ihre ganze Herde, so haben auch die römischen Päpste, deren Amtsgewalt sich über die ganze Christenheit erstreckt, alle Teile des Ganzen, auch zusammen genommen, unter ihrer Gewalt und Oberherrschaft. Wie zur Genüge betont wurde, hat Christus der Herr dem Petrus und seinen Nachfolgern die Vollmacht verliehen, seine Stellvertreter zu sein und dieselbe Gewalt stets in der Kirche auszuüben, die er selbst während seines irdischen Daseins ausgeübt hat. Darf man dann sagen, das Apostelkollegium habe seinen Meister noch an Macht übertroffen?
Diese Amtsgewalt über das Gesamtkollegium der Bischöfe, von der die Heilige Schrift in klaren Worten spricht, hat die Kirche zu jeder Zeit ohne Unterlass anerkannt und gelehrt. Dahin gehören die Äußerungen der Kirchenversammlungen: „Wir lesen, dass der römische Papst das Richteramt über die Bischöfe aller Kirchen ausgeübt hat; wir lesen aber nicht, dass er von irgend einem gerichtet wurde“ (145). Als Grund dafür wird angeführt, dass es „keine höhere Autorität gibt als die des apostolischen Stuhles“ (146).
Deshalb gibt Papst Gelasius über die Beschlüsse der Kirchenversammlungen folgendes Urteil ab: „Wie das, was der oberste Lehrstuhl nicht bestätigt hat, überhaupt nicht zu Recht bestehen konnte, so hat die ganze Kirche angenommen, was er zu bestimmen sich entschloß“ (147). Tatsächlich war es stets das Amt der römischen Päpste, die Urteile und Beschlüsse der Kirchenversammlungen zu bestätigen. Die Entscheide des Afterkonzils von Ephesus hat Leo der Große für nichtig erklärt; Damasus jene des Konzils von Rimini; Hadrian I. jene des Konzils von Konstantinopel; der 28. Satz des Konzils von Chalzedon aber ist bekanntlich als ungültig unbeachtet geblieben, weil ihm die autoritative Billigung des apostolischen Stuhles verweigert wurde. Mit Recht behauptete demnach Leo X. auf dem V. Laterankonzil: „Nur der jeweils regierende römische Papst besitzt, kraft seiner Autorität über alle Konzilien, allein das volle Recht und die Macht, ein Konzil einzuberufen, zu verlegen und aufzulösen; das wird nicht nur durch das Zeugnis der Heiligen Schrift, die Aussagen der heiligen Väter und der römischen Päpste sowie durch die Erlasse der heiligen Kirchensatzungen mit aller Klarheit bestätigt, sondern auch durch das eigene Bekenntnis der Konzilien selbst“ (148). Es unterliegt also keinem Zweifel: die Schlüssel des Himmelreiches sind nur dem heiligen Petrus, die Macht zu binden und zu lösen auch den Aposteln im Verein mit Petrus verliehen; dafür zeugt die Heilige Schrift. Nirgends aber ist gesagt, woher die Apostel die höchste Gewalt ohne Petrus oder gegen Petrus empfangen haben sollten. Auf keinen Fall haben sie diese von Christus bekommen. Deshalb ist durch den Entscheid des Vatikanischen Konzils, Natur und Umfang des Primates der römischen Päpste betreffend, keine neu erfundene Ansicht, sondern ein alter und durch alle Jahrhunderte stets bezeugter Glaubenssatz ausgesprochen worden (149).

Sed Episcoporum ordo tunc rite, ut Christus iussit, colligagatus
cum Petro putandus, si Petro subsit eique pareat : secus
in multitudinem confusam ac perturbatam necessario delabitur.
Fidei et communionis unitati rite conservandae, non gerere honoris
caussa priores partes, non curam agere satis est; sed omnino
auctoritate est opus vera eademque summa, cui obtemperet tota
communitas. Quid enim Dei Filius spectavit, cum claves regni
caelorum uni pollicitus est Petro? Summum fastigium potestatis
nomine clavium eo loco designari, usus biblicus et Patrum
consentientes sententiae dubitari non sinunt. Neque secus interpretari
fas est, quae vel Petro separatim tributa sunt, vel Apostolis
coniunctim cum Petro. Si ligandi, solvendi, pascendique
facultas hoc parit in episcopis, successoribus Apostolorum, ut
populum quisque suum vera cum potestate regat, certe idem
EPISTOLA ENCYCLICA 735
parere eadem facultas in eo debet, cui pascendi agnos et oves
assignatum est, Deo auctore, munus : Non solum Pastorem (Petrum),
sed pastorum pastorem (Christus) constituit: pascit igitur
Petrus agnos, pascit et oves, pa sed filios, pascit et matres:
regit subditos, regit et praelatos quia praeter agnos et oves in
Ecclesia nihil est (1). Hinc illae de beato Petro singulares veterum
locutiones, quae in summo dignitatis potestatisque gradu
locatum luculenter praedicant. Appellant passim principem
coetus discipulorum : sanctorum Apostolorum principem : chori
illius coryphaeum : os Apostolorum omnium : caput illius
familiae : orbis totius praepositum : inter Apostolos primum :
Ecclesiae columen. Quae omnia concludere Bernardus iis verbis
videtur ad Eugenium Papam : Quis es ? Sacerdos magnus,
summus pontifex. Tu princeps episcoporum, tu heres Apostolorum....
Tu es, ad claves traditae, cui oves creditae sunt.
Sunt quidem et alii caeli ianitores et gregum pastores ; sed tu
tanto gloriosius, quanto et differentius utrumque prae ceteris
nomen hereditasti. Habent illi sibi assignatos greges, singuli
singulos, tibi universi crediti, uni unus, nec modo ovium, sed
et pastorum, tu unus omnium pastor. Unde id probem quaeris.
Ex verbo Domini. Cui enim, non dico episcoporum, sed
etiam Apostolorum, sic absolute et indiscrete totae commissae
sunt oves ? Si me amas, Petre, pasce oves meas. Quas ? illius
vel illius populos civitatis aut regionis, aut certi regni? Oves
meas, inquit : cui non planum, non designasse aliquas, sed assignasse
omnes ì Nihil excipitur, ubi distinguitur nihil (2).
Illud vero abhorret a veritate, et aperte repugnat constitutioni
divinae, iurisdictioni romanorum Pontificum episcopos
subesse singulos, ius esse; universos, ius non esse. Haec enim
omnis est caussa ratioque fundamenti, ut unitatem stabilitatemque
toti potius aedificio, quam partibus eius singtdis tueatur.
Quod est in caussa, de qua loquimur, multo verius, quia Christus
Dominus fundamenti virtute confieri voluit, ut portae inferi
non praevaleant adversus Ecclesiam. Quod promissum divinum
constat inter omnes de Ecclesia universa intelligi oportere,
non de singulis eius partibus, quippe quae utique vinci
inferorum impetu possunt, nonnullisque earum, ut vincerentur,
(1) S. Brunonis Episcopi Signiensis Comment, in Ioann. part. III, cap. 21, n. 55.
(2) De Consideratione, lib. II, cap. 8.
756 EPISTOLA ENCYCLICA
singillatim evenit. Rursus, qui gregi praepositus est universo,
eum non modo in oves dispersas, sed prorsus in multitudinem
insimul congregatarum habere imperium necesse est. Num regat
agatque pastorem suum universitas ovium ? Num successores
Apostolorum, simul coniuncti, fundamentum sint, quo
Petri successor, adipiscendi firmamenti caussa, innitatur? Profecto
cuius in potestate sunt claves regni, ei ius atque auctoritas
est non tantum in provincias singulares, sed in universas
simul : et quo modo episcopi in regione quisque sua non solum
privato cuique, sed etiam com munitati vera cum potestate
praesunt, ita Pontifices romani, quorum potestas christianam
rempublicam totam complectitur, omnes eius partes, etiam una
collectas, subiectas atque obedientes habent potestati suae.
Christus Dominus, quod iam dictum satis, Petro eiusque successoribus
tribuit ut essent vicarii sui, atque eamdem in Ecclesia
perpetuo gererent potestatem, quam ipsemet gesserat in
vita mortali. Num Apostolorum collegium magistro suo praestitisse
auctoritate dicatur?
Hanc vero, de qua dicimus, in ipsum episcoporum collegium
potestatem, quam sacrae litterae tam aperte enuntiant, agnoscere
ac testari nullo tempore Ecclesia destitit. Illa sunt in hoc
genere effata Conciliorum : Romanum Pontificem de omnium
Ecclesiarum praesulibus iudicasse legimus : de eo vero quemquam
iudicasse, non legimus (1). Cuius rei ea ratio redditur,
quod auctoritate Sedis Apostolicae maior non est (2). Quare de
Conciliorum decretis Gelasius : Sicut id quod prima Sedes non
probaverai, constare non potuit, sic quod illa censuit iudicandum,
Ecclesia tota suscepit (3). Sane Conciliorum consulta et
decreta, rata habere vel infirmare semper romanorum Pontificum
fuit. Conciliabuli Ephesini acta rescidit Leo magnus : Ariminensis,
reiecit Damasus : Constantinopolitani, Hadrianus I ;
canonem vero XXVIII Concilii Chalcedonensis, quod assensu et
auctoritate caruit Sedis Apostolicae, velut incassum quiddam
constat iacuisse. Recte igitur in Concilio Lateranensi V Leo X
(1) Hadrianus II, in Allocutione III ad Synodum Romanam an. 869. Cf. Actionem
VII Concilii Constantinopolitani IV.
(2) Nicolaus in epist. LXXXVI, Ad Michael. Imperat. — Patet profecto Sedis
Apostolicae, cuius auctoritate maior non est, iudicium a nemine fore retractandum,
neque cuiquam de eius liceat iudicare iudicio.
(3) Epist. XXVI ad Episcopos Dardaniae n. 5.
EPISTOLA ENCYCLICA 737
statuit : Solum romanum Pontificem, pro tempore existentem,
tamquam auctoritatem super omnia concilia habentem, tam
Conciliorum indieendorum, transfer endor um, ae dissolvendorum
plenum ius ac potestatem habere, nedum ex sacrae Scripturae
testimonio dictisque Patrum ac aliorum romanorum Pontificum,
sacrorumque canonum decretis, sed propria etiam
eorumdem Conciliorum confessione manifeste constat. Sane claves
regni caelorum uni creditas Petro, item ligandi solvendique
potestatem Apostolis una cum Petro collatam, sacrae litterae
testantur : at vero summam potestatem sine Petro et contra
Petrum unde Apostoli acceperint, nusquam est testatum. Profecto
a Iesu Christo nullo pacto accepere. — Quibus de caussis,
Concilii Vaticani decreto, quod est de vi et ratione primatus
Romani Pontificis, non opinio est invecta nova, sed vetus
et constans omnium saeculorum asserta fides (1).

(1) Sess. IV, cap. 3. 

 
Wenn auch dieselben Menschen in der Kirche einer doppelten Gewalt unterstehen, so richtet dieser Umstand in der Verwaltung doch keine Verwirrung an. So etwas zu denken, verbietet uns zunächst Gottes Weisheit, durch dessen Ratschluss diese Regierungsform eingeführt wurde. Außerdem ist zu bemerken, dass die Ordnung der Dinge und die gegenseitigen Beziehungen nur dann gestört werden, wenn bei einem Volk zwei Obrigkeiten nebeneinander gleich hoch stehen und keine der anderen unterstellt ist. Nun ist aber die Macht des römischen Papstes die höchste, sie erstreckt sich über die ganze Erde und ist vollkommen unabhängig. „Es ist ein Missstand, wenn zwei in gleicher Weise an die Spitze derselben Herde gestellt werden. Dass aber zwei, von denen der eine über dem andern steht, über dasselbe Volk herrschen, ist keineswegs unschicklich. In dieser Weise nun stehen unmittelbar über demselben Volke der Pfarrer, der Bischof und der Papst“ (150).
Eingedenk ihrer Aufgabe bestreben sich übrigens die römischen Bischöfe, insbesondere all das zu erhalten, was in der Kirche nach Gottes Anordnung vorgesehen ist; wie sie daher ihre eigene Vollmacht mit der erforderlichen Sorgfalt in Schutz nehmen, so haben sie sich auch stets bemüht und werden sich noch weiterhin bemühen, die Autorität der Bischöfe zu wahren. Ja, was immer den Bischöfen an Ehre und Gehorsam erwiesen wird, das betrachten sie als sich selbst erwiesen. „Die Ehre der ganzen Kirche ist auch meine Ehre. Ich fühle mich stets wahrhaft geehrt, wenn allen und jedem die schuldige Ehre erwiesen wird“ (151).

16 Hiermit haben Wir ein treues Bild und das wahre Antlitz der Kirche gezeichnet, so wie sie Gott selber eingerichtet hat. Über die Einheit haben Wir manches gesagt und zur Genüge erklärt, wie sie nach dem Willen des göttlichen Stifters beschaffen sein und kraft welcher Prinzipien sie erhalten werden soll.
Wir zweifeln nicht daran, dass alle, die durch Gottes Gnade und Güte im Mutterschoße der Kirche als ihre Kinder leben, Unsere apostolische Stimme vernehmen werden. Meine Schafe hören auf meine Stimme. (152) Diese Darlegungen mögen sie veranlassen, sich noch besser zu unterrichten und noch bereitwilliger mit ihren zuständigen Hirten und durch sie mit dem obersten Hirten vereinigt zu bleiben, damit sie desto sicherer in dem einen Schafstalle ausharren und noch reichere Früchte des Heiles gewinnen.
Wenn Wir jedoch hinschauen auf Jesus, den Urheber und Vollender des Glaubens (153), dessen Stelle Wir vertreten, dem würdevollen Amte freilich nicht gewachsen, so wird Unser Herz von seiner Liebe entflammt; und nicht ohne Grund machen Wir das Wort Christi auch zu dem Unsrigen: Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Schafstalle sind, auch sie muss ich herbeiführen, und sie werden meine Stimme hören (154). Sie alle mögen doch auf Uns hören und sich Unserer väterlichen Liebe nicht entziehen; sie alle, die bedauern, dass die Gottlosigkeit mit Macht um sich greift; sie alle, die den Sohn Gottes und Erlöser der Menschheit Jesus Christus zwar kennen und bekennen, aber noch fern von seiner Braut im Irrtum befangen sind. Wer Christus annimmt, muss den ganzen Christus annehmen. „Haupt und Leib, das ist der ganze Christus. Der eingeborene Sohn Gottes ist das Haupt, die Kirche sein Leib; Bräutigam und Braut, zwei in einem Fleische. Alle, die bezüglich dieses Hauptes von der Heiligen Schrift abweichen, sind nicht in der Kirche, auch wenn sie überall sind, wo die Kirche ist. Und auch jene, die bezüglich dieses Hauptes mit der Heiligen Schrift einig gehen, aber keine Gemeinschaft haben mit der Einheit der Kirche, gehören nicht zur Kirche“ (155).
Mit gleicher Liebe schlägt Unser Herz für jene, die vom Pesthauch der Gottlosigkeit nicht ganz verdorben, doch noch den wahren Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, zum Vater haben wollen. Diese mögen bedenken und vollends erkennen, dass sie nicht zu den Kindern Gottes gezählt werden können, wofern sie sich nicht Christus zum Bruder und die Kirche zur Mutter gewählt haben.
Allen rufen Wir in wahrer Liebe die Worte des heiligen Augustinus zu: „Lasset uns lieben den Herrn unseren Gott, lasset uns lieben seine Kirche; jenen als unseren Vater, diese als unsere Mutter. Es sage doch keiner: ich gehe zwar zu den Götzenbildern, ich befrage die Besessenen und Wahrsager, aber die Kirche Gottes will ich nicht verlassen: ich bin Katholik. Du hältst zur Mutter, den Vater aber beleidigst du. Ein anderer wiederum sagt: Nein, ich befrage nicht den Wahrsager, ich gehe nicht zu einem Besessenen, ich forsche nicht in gotteslästerlichen Wahrsagungen, ich bete nicht die Dämonen an, ich diene nicht den Bildern von Stein; aber ich gehöre zu Donatus. Was nützt es dir, wenn du den Vater nicht beleidigst, da er doch die Kränkung der Mutter rächt? Was nützt es dir, wenn du den Herrn bekennst, Gott die Ehre gibst, ihn verkündest, seinen Sohn anerkennst, den bekennst, der zur Rechten des Vaters sitzt, seine Kirche aber lästerst? ... Wenn du einen Gönner hättest, dem du alle Tage zu Diensten wärest, beleidigtest aber seine Gattin durch eine schändliche Anklage, würdest du noch einmal sein Haus betreten dürfen? Haltet also, Geliebte, haltet alle einmütig treu zu Gott als eurem Vater und zur Kirche als eurer Mutter“ (156).
Im vollen Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit, der die Herzen der Menschen am leichtesten rühren und bewegen kann, wann und wohin er will, empfehlen Wir angelegentlichst seiner Güte alle, die Wir in Unserer Darlegung im Auge hatten. Als Unterpfand der himmlischen Güter aber und als Zeichen Unseres Wohlwollens erteilen Wir Euch, geliebte Brüder, Eurem Klerus und Eurem Volke in großer Liebe den apostolischen Segen im Herrn.
Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 29. Juni 1896,im neunzehnten Jahre Unseres Pontifikates.
Leo XIII. PP. 
 

Neque vero potestati geminae eosdem subesse, confusionem
habet administrationis. Tale quicquam suspicari, primum sapientia
Dei prohibemur, cuius consilio est temperatio isthaec
regiminis constituta. Illud praeterea animadvertendum, tum rerum
ordinem mutuasque necessitudines perturbari, si bini magistratus
in populo sint eodem gradu, neutro alteri obnoxio. Sed
romani pontificis potestas summa est, universalis, planeque sui
iuris : episcoporum vero certis circumscripta finibus, nec plane
sui iuris : Inconveniens est, quod duo aequaliter super eumdem
gregem constituantur. Sed quod duo, quorum unus alio
principalior est, super eamdem plebem constituantur, non est
inconveniens ; et secundum hoc super eamdem plebem immediate
sunt et Sacerdos parochialis et Episcopus et Papa (2).
Romani autem Pontifices, officii sui memores, maxime omnium
conservari volunt quidquid est in Ecclesia divinitus constitutum :
propterea quemadmodum potestatem suam ea qua par est cura
vigilantiâque tuentur, ita et dedere et dabunt constanter operam
ut sua Episcopis auctoritas salva sit. Imo quidquid Episcopis
tribuitur honoris, quidquid obsequii, id omne sibimetipsis tributum
députant. Meus honor est honor universalis Ecclesiae. Meus
honor est fratrum meorum solidus vigor. Tunc ego vere honoratus
sum, cum singulis quibusque honor debitus non negatur (3).
(1) Sess. IV, cap. 3.
(2) S. Thomas in IV sent. dist. XVII, a. 4, ad q. 4, ad 3.
(3) S. Gregorius M. Epistolarum lib. VIII, epist. XXX, ad Eulogium.
Acta, Tom. XXVIII, fase. CCCXXXVI. 47
738 EPISTOLA ENCYCLICA
His quae dicta sunt, Ecclesiae quidem imaginem atque formam
ex divina constitutione fideliter expressimus. Plura persecuti
de unitate sumus; cuiusmodi hanc esse, et quo conservandam
principio divinus auctor voluerit, satis explicavimus.
Quotquot divino munere beneficioque contigit, ut in sinu Ecclesiae
catholicae tamquam ex ea nati vivant, eos vocem Nostram
apostolicam audituros, non est cur dubitamus : Oves meae
vocem meam audiunt (1). Atque hinc facile sumpserint quo et
erudiantur plenius, et voluntate propensiore cum pastoribus
quisque suis et per eos cum pastore summo cohaereant, ut tutius
queant intra ovile unicum permanere, fructuumque ex eo
salutarium maiorem ubertatem capere. Verum aspicientibus Nobis
in auctorem fidei, et consummatorem Iesum (2), cuius vicaria
potestate, tametsi impares dignitati et muneri, fungimur,
caritate eius inflammatur animus ; illudque de se a Christo dictum,
de Nobismetipsis non sine caussa usurpemus : Alias oves
habeo , quae non sunt ex hoc ovili : et illas oportet me
adducere, et vocem meam audient (3). Nos igitur audire et caritati
Nostrae paternae obsequi ne recusent, quotquot sunt qui
impietatem tam late fusam oderunt, et Iesum Christum Filium
Dei eumdemque servatorem generis humani agnoscunt et fatentur,
sed tamen vagantur ab eius Sponsa longius. Qui Christum
sumunt, totum sumant necesse est: Totus Christus caput
et corpus est: caput unigenitus Filius Dei, corpus eius
Ecclesia : sponsus et sponsa, duo in carne una. Quicumque de
ipso capite a Scripturis sanctis dissentiunt, etiamsi in omnibus
locis inveniantur in quibus Ecclesia designata est, non sunt in
Ecclesia. Et rursus, quicumque de ipso capite Scripturis sanctis
consentiunt, et unitali Ecclesiae non communicant, non sunt in
Ecclesia (4). Ac pari studio ad eos provolat animus Noster, quos
impietatis non funditus corrupit pestilens afflatus, quique hoc
saltem expetunt, sibi patris esse loco Deum verum, terrae caelique
opificem. Hi quidem apud se reputent ac plane intelligant,
numerari se in filiis Dei nequaquam posse, nisi fratrem sibi
Iesum Christum simulque Ecclesiam matrem adsciverint. Omnes
igitur peramanter, sumpta ex Augustino ipso sententia, compelli)
Ioan. X, 27.
(2) Hebr. XII, 2.
(3) 'oan. X, 16.
(4) S. Augustinus, Contra Donatistas, Epistola, sive De Unit. Eccl. cap. IV, n. 7.
EPISTOLA ENCYCLICA 739
lamus : Amemas Dominum Deum nostrum, ctmemus Ecclesiam
eius: illum sicut patrem, istam sicut matrem. Nemo dicat: ad
idola quidem vado, arreptitios et sortílegos eonsulo, sed tamen
Dei Ecclesiam non relinquo : catholicus sum. Tenens matrem,
offendisti patrem. Alius item dicit: absit a me, non eonsulo
sortilegum, non quaero arreptitium, non quaero divinationes
sacrilegas, non eo ad ador anda daemonia,, non servio lapidibus
: sed tamen in parte Donati sum. Quid tibi prodest
non offensus pater, qui offensam vindicat matrem? Quid
prodest si Dominum confitens, Deum honoras, ipsum praedicas,
Fdium eius agnoscis, sedentem ad Patris dexteram confitens,
et blasphemas Ecclesiam eius ?.... Si haberes aliquem patronum
, cui quotidie obsequereris ; si unum crimen de eius
coniuge diceres, num quid domum eius intrares ? Tenete ergo
, carissimi, tenete omnes unanimiter Deum patrem et matrem
Ecclesiam (1).
Plurimum misericordi Deo confisi, qui maxime potest animos
hominum permovere, et unde vult, et quo vult, impellere,
benignitati eius universos, quos in oratione spectavimus, vehementer
commendamus. Caelestium vero donorum auspicem et
benevolentiae Nostrae testem vobis Venerabiles Fratres, Clero
populoque vestro Apostolicam benedictionem peramanter in
Domino impertimus.
Datum Romae apud Sanctum Petrum 29 Iunii Ann. 1896,
Pontificatus Nostri decimo nono.
LEO PP. XIII.
(1) Enarratio in Psal. LXXXVIII, sermo II, n. 14.
740



Fußnoten der deutschen Übersetzung:
(1) Eph 5,25.
(2) Mt 11,30.
(3) Jak 1,17.
(4) 1 Kor 3,6.
(5) Phil 9,6-7.
(6) Röm 10,17.
(7) Röm 10, 10.
(8) 1 Kor 12, 27.
(9) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. Je capto Eutropio n. 6. PG 52, 402.
(10) AUGUSTINUS, In Psalm. LXXI, 8. PL 36, 906.
(11) AUGUSTlNUS, Enarratio in Psalm. CIII, sermo II, 5. PL 37, 1353.
(12) CLEMENS VON ALEX., Stromat. lib. VII cap. 17. CV 3, 76. PG 9, 551.
(13) Mt 16, 18.
(14) Joh 20, 21.
(15) Joh 17, 18.
(16) VgI. Mt. 18, 11.
(17) Joh. 3, 17.
(18) Apg. 4, 12.
(19) Is 2, 2.
(20) Is 2, 2-3.
(21) OPTATUS VON MILEVE, De Schism. Donatist. lib. III 2. CV 26 (Edit. C. Ziwsa 1893) 70- 71. PL 11, 995-997.
(22) AUGUSTINUS, In epist. Joan. tract. I n. 13. PL 35, 1988.
(23) Eph 1, 22-23.
(24) 1 Kor 12, 12.
(25) Eph 4, 15-16.
(26) CYPRIANUS, De cath. Eccl. unitate n.23. CV 3, I, 231. PL 4, 517.
(27) CYPRIANUS, De cath. Eccl. unitate n.23. CV 3, 1,231. PL 4, 517.
(28) Eph 5, 29-30.
(29) AUGUSTINUS, Sermo CCLXVII, n.4. PL 38, 1231.
(30) CYPRIANUS, De cath. Eccl. unitate n. 6. CV 3, 1, 214. PL 4, 503.
(31) Eph 4, 4.
(32) Joh 17, 20, 21, 22.
(33) Joh 17, 21.
(34) Eph 4, 5.
(35) 1 Kor. 1, 10.
(36) IRENAEUS, Adversus haereses lib. III cap. 12 n. 12. PG 7, 906.
(37) AUGUSTINUS, In Evang. Joan. tract. XVIII, cap. 5 n. 1. PL 35, 1536.
(38) 1 Joh 10, 37.
(39) Joh 15, 24.
(40) 3 Joh 10, 38.
(41) Mt 28, 18-20.
(42) Mk 15, 16.
(43) Joh 16, 7-13.
(44) Joh 14, 16-17
(45) Joh 15, 26-27.
(46) Lk 10, 16.
(47) Joh 20, 21.
(48) Röm 1, 5.
(49) Mk 16, 20.
(50) Vgl. Mk 16, 15.
(51) Vgl. Apg 9, 15.
(52) Vgl. Apg 1, 8.
(53) Mt 28, 20.
(54) HIERONYMUS, In Mt. IV, 28. PL 26, 218.
(55) Apg 20, 24.
(56) 2 Tim 2, 1-2.
(57) CLEMENS VON ROM, Epist. I ad Cor., cap. 42-44. PG 1, 291-298.
(58) CYPRIANUS, Epist. LXIX ad Magnum n. 1. CV 3, 2; 749-750, PL 3, 1138.
(59) Lk 9, 23.
(60) Der Verfasser des Tractatus de Fide orfhodoxa contra Arianos c.1 PL 17, 552.
(61) AUGUSTINUS, De haeresibus n. 88. PL 42, 50.
(62) Eph 4, 3.
(63) Eph 4, 5.
(64) Eph 4, 14.
(65) Eph 4, 13.
(66) Eph 4, 11-12.
(67) ORIGINES, Serius veteris interpret. commentar. in Mt. n. 46. PG 13,l 1667.
(68) lRENAEUS, Adversus haeresis, lib. IV cap. 33 n. 8. PG 7, 1077.
(69) TERTULLIANUS, De praescript. cap. XXI. PL 2, 33.
(70) HILARIUS, Comment. in Mt XIII 1. PL 9, 993.
(71) RUFINUS, Hist. Eccl. lib. II cap.9. CV Eusebius, 2, 1014 (lib. XI c.9). PL 21, 518.
(72) RICHARD VON ST. VIKTOR, De Trinit. lib. I cap. 2. PL 196, 891.
(73) Vatikanisches Konzil, Sess. III cap. 3. Denzinger Nr. 1789.
(74) Jak 2, 10.
(75) AUGUSTlNUS, In Psalm. LIV n.19. PL 36, 641.
(76) VgI. 2 Kor 10, 5.
(77) AUGUSTlNUS, Contra Faustum Manichaeum lib. XVII cap. 3. CV 25, 1,486. PL 42, 342.
(78) Vatikanisches Konzil, Sess. III cap.3. Denzinger Nr.1792.
(79) AUGUSTINUS, De utilitate credendi cap. XVII n. 35. CV 25, 1, 45-46 PL 42, 91.
(80) Mk 16, 15.
(81) Mt 18, 19.
(82) Lk 22, 19. 1 Kor 11, 24.
(83) Joh 20, 23.
(84) 1 Kor 4, 1.
(85) THOMAS VON AQUIN, Sum. theol. II-II q.39 a. 1.
(86) HIERONYMUS, Comment. in Epist. ad Titum III 10-11. PL 26, 598.
(87) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. Xl in Epist. ad Ephes. n. 5. PG 62,87.
(88) AUGUSTINUS, Contra epist. Parmeniani lib. II cap. II n.25. C 51, 76. PL 43, 69.
(89) THOMAS VON AQUIN, Contra Gentiles lib. IV cap. 76.
(90) Mt 16, 18.
(91) PACIAN VON BARCELONA, Epist.III, ad Sempronium n. 11. PL 13,1071.
(92) Mt 16, 17.
(93) CYRILLUS VON ALEXANDRIEN, In Evang. Joan. lib. II, in cap. 1 v. 42. PG 73, 219.
(94) Mt 16, 18.
(95) ORIGENES, Comment. in Mt t. XII n.11. PG 13, 1003.
(96) Mt 7, 24.
(97) ORIGENES, Comment. in Mt t. XII n.11. PG 13, 1003-1006.
(98) Mt 16, 19.
(99) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. LIV in Mt n. 2. PG 5.8, 534-535.
(100) Mt 16, 19.
(101) Joh 21, 16-17.
(102) AMBROSIUS, Exposit. in Evang. sec. Lucam, lib. X n. 175-176. CV 32, 4; 523-524. PL 15, 1848.
(103) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, De sacerdotio lib. II. PG 48, 632.
(104) Lk 22, 32.
(105) Ebd.
(106) AMBROSIUS, De fide lib. IV n. 56. PL 16, 628.
(107) LEO MAGNUS, Sermo IV cap. 2. PL 54, 150.
(108) Eph 2, 20-21.
(109) Homil. de poenitentia n. 4, in appendice opp. S. Basilii. PG 31, 1483.
(110) Offb 3, 7.
(111) Joh 10, 11.
(112) Joh 21, 16-17.
(113) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. LXXXVIlI in Joan. n. 1. PG 59,478-479.
(114) 2 Thess 2, 16.
(115) LEO MAGNUS, Sermo IV cap. 2. PL 54, 149-150.
(116) GREGORIUS MAGNUS, Epistolarum lib. v, epist. xx. PL 77, 745-746.
(117) LEO MAGNUS, Sermo III cap. 3. PL 54, 146.
(118) Konzil von Florenz, Decretum pro Graecis. Denzinger Nr. 694.
(119) IV. Konzil vom Lateran, cap. 2. Denzinger Nr. 433.
(120) IRENAEUS, Adversus haereses lib. III cap. 3 n. 2. PG 7, 849.
(121) CYPRIANUS, Epist. XLVIII ad Cornelium n. 3. CV 3, 2, 607. PL 3, 710.
(122) CYPRIANUS, Epist. LIX ad Cornelium n. 14. PL 3, 732.
(123) HIERONYMUS, Epist. xv ad Damasum n. 2 CV 54, 63. PL 22, 355.
(124) HIERONYMUS, Epist. XVI ad Damasum n. 2. CV 54, 69. PL 22, 359.
(125) AUGUSTlNUS, Epist. XLIII n. 7. CV 34, 90. PL 33, 163.
(126) AUGUSTINUS, (Der Verweis der Acta auf Sermo CXX n. 13 stimmt nicht; wir konnten die Quelle nicht ausfindig machen.)
(127) CYPRIANUS, Epist. LV n. 1. CV 3, 2, 624. PL 3, 765.
(128) Abt MAXIMUS, Defloratio ex epist. ad Petrum illustr. PL 129, 576.
(129) Ders., 1. c.
(130) Konzil von Ephesus, Actio III. Mansi 4, 1295.
(131) Konzil von Chalzedon, Actio II. Mansi 6, 971.
(132) Konzil von Konstantinopel, Actio XVIII. Mansi 11, 666.
(133) Post Epist. XXVI ad omnes Episc. Hispan. n.4. Mansi 8, 467. PL 63, 460. Denzinger Nr.171.
(134) Konzil von Lyon, Actio IV. Denzinger Nr. 466.
(135) Lk 6, 13.
(136) HIERONYMUS, Dial. contra Luciferianos n. 9. PL 23, 165.
(137) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. LXXXVIII in Joan. n. 1. PG 59, 478.
(138) LEO MAGNUS, Sermo IV cap. 2. PL 54, 150.
(139) CYPRIANUS, De unitate Eccl. n. 4. CV 3, 1, 212. PL 4, 498.
(140) OPTATUS VON MILEVE, De schism. Donatist. lib. II, 2. CV 26, 36. PL 11; 947.
(141) CYPRIANUS, Epist. XII ad Cornelium n. 5. PL 3, 802.
(142) OPTATUS VON MILEVE, De schism. Donatist. lib. II n. 4-5. CV 26,39. PL 11, 955-956.
(143) BRUNO VON SEGNI, Comment. in Joan. III cap. 21 n. 55.
(144) BERNHARD, De consideratione lib. II cap.8. PL 182, 751.
(145) IV. Konzil von Konstantinopel, Actio VII. (HADRIAN ll., in allocutione III ad Synodum Romanum an. 869). Mansi 16, 126.
(146) NIKOLAUS I., Epist. LXXXVl ad Michael. Imperat.: „Patet profecto Sedis Apostolicae, cuius auctoritate major non est, iudicium a nemine fore retractandum, neque cuiquam de eius liceat iudicare iudicio". PL 119, 954.
(147) GELASIUS, Epist. XXVI ad Episcopos Dardoniae n. 5. PL 59, 67.
(148) V. Konzil vom Lateran, Sess. XI. Mansi 32, 967. Denzinger Nr. 740.
(149) VgI. Vatikan. Konzil, Sess. IV cap. 3. Denzinger Nr.1826.
(150) THOMAS VON AQUIN, In IV. Sent. dist. XVII a.4, ad q.4 ad 3.
(151) GREGORIUS MAGNUS, Epistolarum lib. VIII, epist. XXX ad Eulogium. PL 77, 933.
(152) Joh 10, 27.
(153) Hebr 12, 2.
(154) Joh 10, 16.
(155) AUGUSTINUS, De unitate Eccl. contra Donatist. cap. IV n. 7. CV 52, 238 (epist. ad catholicos). PL 43, 395.
(156) AUGUSTINUS, Enarratio in Psalm. LXXXVIII, sermo II n. 14. PL37, 1140.

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