Dienstag, 26. Mai 2015

Dienstag in der Oktav von Pfingsten - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 1-3
Joh. 10,1-10

Auslegung des hl. Bischofs Augustinus
Der Herr hat in der heutigen Lesung ein Gleichnis vorgelegt von seiner Herde und von der Türe, durch die man in den Schafstall eingeht. Mögen die Heiden also immerhin sagen: Wir führen ein gutes Leben. Wenn sie nicht durch die Tür eingehen, was nützt ihnen das alles, dessen sie sich rühmen? Denn einem jeden muss das gute Leben dazu verhelfen, daß er das ewige Leben erhalte. Was nützt einem ein gutes Leben, wenn man nicht ewig leben kann? Man kann doch nicht von einem guten Leben reden bei denen, die entweder aus Blindheit nicht wissen oder aus Stolz sich nicht darum kümmern, daß das gute Leben einmal ein Ende hat. In Wahrheit und mit Sicherheit kann aber niemand auf ein ewiges Leben hoffen, wenn er nicht das Leben kennt, das Christus ist, und wenn er nicht durch diese Tür in den Schafstall eingeht. Solche Menschen suchen oft auch andere zu überreden, sie sollten ein gutes Leben führen, ohne Christen zu werden. Diese wollen anderswo einsteigen, wollen rauben und morden, nicht wie der gute Hirt die Herde beschützen und retten. So gab es Weltweise, die über die Tugenden und Laster große, tiefschürfende Untersuchungen anstellten, die genau zu unterscheiden und zu definieren wussten, die daraus die scharfsinnigsten Schlussfolgerungen zogen, ganze Bücher vollschrieben, und ihre Weisheit in großen Tönen anpriesen, die sogar die Kühnheit hatten, den Menschen zu sagen: Folget uns nach, haltet euch an unsere Lehre, wenn ihr gut leben wollt. Aber sie gingen nicht durch die Tür, sie wollten nur verderben, schlachten und morden. Doch warum rede ich von diesen? Die Pharisäer lasen selbst die Schrift, redeten auf Grund der Schrift von Christus, warteten auf seine Ankunft, erkannten ihn aber nicht, als er wirklich kam. Sie rühmten sich auch, Sehende, d.h. Weise zu sein, und doch verleugneten sie Christus; sie gingen also nicht durch die Türe ein. Auch sie würden also, wenn sie wirklich andere an sich ziehen, dies nur tun, um sie zu verderben und zu töten, nicht um sie zu retten. Doch auch von diesen wollen wir nicht weiter reden. Wir wollen lieber sehen, ob alle, die sich des Namen Christi rühmen, durch die Tür eingehen. Unzählige nämlich gibt es, die sich nicht nur rühmen, Weise zu sein, sondern sogar als von Christus erleuchtet angesehen werden wollen; und doch sind sie Irrgläubige.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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