Freitag, 7. November 2014

2. Sonntag im November - Hl. Priester Hieronymus aus dem Brevier

Der Prophet hatte vorher gesagt: Sie sprechen zu mir: Redet dieser nicht in lauter Gleichnissen? Das Volk wollte aber ein klares Wort, und darum sagt er das, was der Herr in einem Bilde, einem Gleichnis, oder wie andere übersetzen, in einem Sinnspruch gesagt hatte, nun ganz deutlich, daß nämlich die Höhen von Nageb, Darom und Theman Jerusalem bedeuten, den Tempel, das Allerheiligste und das ganze Land Judäe, ferner, daß unter dem Feuer, das den Wald auf der Höhe vernichten wird, das todbringende Schwert zu verstehen sei, das aus seiner Scheide gezogen wird, um Gerechte wie Ungerechte zu töten. Das deutet nämlich der grüne und der dürre Baum. Darum sagt auch der Herr: Wenn dies am grünen Holze geschieht, was wird dann mit dem dürren geschehen? Zuerst hatte er gesagt: Sprich Worte der Weissagung und laß sie fliehen nach Süden, Südwesten, gegen Mittag und gegen die südliche Waldhöhe. Weil dieser Ausspruch aber dunkel schien und das Volk die Worte des Propheten nicht verstand, darum wird später deutlicher erklärt, daß unter der südlichen Waldhöhe Jerusalem zu verstehen sei, unter all den unfruchtbaren Bäumen, an deren Wurzel die Axt schon gelegt sei, seine Bewohner und unter dem Schwert das Feuer. Sodann wird dem Propheten befohlen, er solle, wenn jene schweigen und ihn nicht einmal fragen wollen, warum er das alles geweissagt habe, sie zum Fragen veranlassen und solle ihnen dann antworten, was der Herr gesagt hat. Seufze, heißt es, heule, nicht leise, nicht gemäßigt sei dein Schmerz, sondern dein Herz soll beben, dein Seufzen soll aus der Tiefe deiner Seele und aus der Bitterkeit deines Geistes kommen! So sollst du vor ihnen tun, damit, wenn sie dich fragen, warum du so seufzest und niedergedrückt seiest, was dir denn schlimmes begegnet sei, daß du so heulest, damit du ihnen dann mit meinen Worten entgegnen kannst: Deshalb weine ich und vermag den Schmerz meines Herzens nicht zu verbergen, weil die Kunde, die ständig mir in den Ohren geklungen hat, nun auch wirklich in Erfüllung geht, die Kunde von dem drohenden Heer des wütenden Babyloniers; wenn dieser kommt und Jerusalem belagert, dann wird jedem der Mut schwinden und die Arme lässig werden, dann wird keiner mehr wagen, sich zur Wehr zu setzen; Furcht wird die Herzen der Menschen befallen.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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